Gustave Eiffel war bereits zu Lebzeiten ein bedeutender und weltweit bekannter Ingenieur. In dem romantischen Biopic „Eiffel In Love“ vermischen die Macher Fakten und Fiktion und erzählen dabei auch von dem nach Eiffel benannten Pariser Wahrzeichen und den Bauarbeiten am berühmten Eiffelturm in Paris. Zu denen der Ingenieur eigentlich überhaupt keine Lust hatte.
Nachdem der französische Ingenieur Gustave Eiffel (Roman Duris) gerade die Trägerkonstruktion für die amerikanische Freiheitsstatue fertig gestellt hat, wird sein Name auch gehandelt, um ein Wahrzeichen für die Pariser Weltausstellung 1889 zu erbauen. Der Weltausstellung geht ein Ideenwettbewerb voraus, an dem Eiffel mit seinem Büro eigentlich nicht teilnehmen wollte, weil er stattdessen lieber etwas „Nützliches“ errichten wollte.
Das Wiedersehen mit einer alten Bekannten läutet bei Eiffel ein Umdenken ein: Zufällig trifft Eiffel in der Stadt den befreundeten Journalisten Antoine de Restac (Pierre Deladonchamps), den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Restac lädt den Ingenieur zu einer Feier ein, bei der er auch Restacs Ehefrau Adrienne Bourges (Emma Mackay) kennenlernt. Madame Bourges argumentiert bei Tisch für ein Wahrzeichen der Weltausstellung, das Frankreich wieder zu neuem Ruhm und Ansehen verhilft.
„Geht es also nur darum höher zu bauen?“ (G. Eiffel)
Eiffel und Bourges verbindet eine frühere tragische Romanze. Das Wiedersehen hinterlässt Eindruck bei dem Ingenieur und er beginnt Planungen für einen 300 Meter hohen Turm, der als Wahrzeichen der Weltausstellung mitten in Paris etwas noch nie Dagewesenes realisieren soll. Die Bauarbeiten gestalten sich dann problematisch doch die alte Liebe flammt wieder auf.
„Eiffel in Love“ (OT: „Eiffel“) ist kein klassisches Biopic, weil die Romanze während der Bauarbeiten erfunden ist. Gleichwohl haben sich die Nachkommen von Gustave Eiffel wohlwollend über die Darstellung und Würdigung der Leistungen ihres Vorfahren geäußert. Der hat seinen Namen übrigens offiziell in Alexandre Gustave Eiffel ändern lassen, weil die Franzosen arge Schwierigkeiten hatten den ursprünglich deutsch geprägten vollständigen Namen auszusprechen: Alexandre Gustave Bonickhausen genannt Eiffel.
Kurz also zu den Fakten: Bei seinem ersten Projekt als leitender Ingenieur 1858 koordiniert Eiffel die Errichtung einer Eisenbahnbrücke über die Garonne bei Bordeaux. Dort lernt er die zehn Jahre jüngere Adriene Borgess kennen und lieben. Es ist sogar von Heirat die Rede, bis die Borges-Familie diese absagt. Dass sich Adrienne und Gustave später wiedergetroffen haben hingegen ist ein Fantasiegespinnst. Gustave Eiffel heiratet anderweitig, wird 1877 früh zum Witwer. Auch wegen der Kinder heiratet Eiffel anschließend seine Cousine Chantall Letou.
„Gut ist ein Entwurf, wenn er beständig und demokratisch ist und auch 100 Jahre nach uns besteht.“ (G. Eiffel)
Am wenigsten überzeugend in „Eiffel in Love“ ist ausgerechnet der Ingenieur. Roman Duris mag wohl als neu entflammter Liebhaber durchgehen, aber die Art und Weise wie er in dem technischen Büro agiert und auf den vermeintlichen Entwurfsplänen die immerselben Linien nachzieht, hat so gar nichts Überzeugendes oder Authentisches. Auch gefällt sich dieser Filmingenieur zu oft in revolutionärer Proletarierpose. Sei es bei der Baustellenansprache sei es in den hehren Zielen, gesellschaftsdienlich Bauen zu wollen, oder als Barrikadenstürmer auf den Rampen des Eifelturms. Dabei hat das nebenbei erwähnte, zugrunde liegende Patent, die Eisenpfeiler in den Guntergrund zu treiben, Bahnbrechendes für die kommende Bauentwicklung und Ingenieurswissenschaft geleistet.
Für den Spielfilm „Eiffel in Love“ ist all dies nur am Rande von Belang. Erzählt wird die biografische Geschichte im Rückblick nach der Fertigstellung des Turmes. Zunächst springt die Erzählung in das Jahr der Einweihung der Freiheitsstatue, in dem der demokratische Gipfelstürmer Eiffel neue, moderne Projekte sucht. Er will die Pariser Metro entwerfen, Brücken bauen. Als Eiffel seine Jugendliebe wiedertrifft, springt die Erzählung in die Zeit des Brückenbaus an der Garonne. Anschließend werden beide Zeitebenen parallel weitergeführt.
Die Optik in der Geschichte gefällt sich in dem für historische Themen häufig verwendeten Sepia-Filter, der alles ein wenig nostalgischer aussehen lässt. Dabei ist die Kameraarbeit durchaus gelungen und einige Luft- und Dronenaufnahmen sorgen für ordentliche Schauwerte.
„Eiffel in Love“ kann vor allem visuell beeindrucken. Zwar geht es tatsächlich selten um die Ingenieurskunst des Protagonisten, aber die Aufnahmen von und auf den Baustellen sind schon beeindruckend. Die fiktive Liebesgeschichte menschelt ein wenig zu sehr um tatsächlich zu überzeugen, bietet aber einen ungewöhnlichen Ansatz, um historische Begebenheiten darzustellen. Das ist durchaus legitim, halbwegs überzeugend gespielt und unterhaltsam ausgefallen.
Film-Wertung: (5 / 10)
Eiffel in Love
OT: Eiffel
Genre: Romane, Biopic
Länge: 109 Minuten, F, 2021
Regie: Martin Bourboulon
Darsteller:innen: Roman Duris, Armande Boulanger, Pierre Deladonchamps, ‚Emma Mackay
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Constantin Film
Kinostart: 18.11.2021