Blade Runner 2019: Wieder zu Hause

Fans der herausragenden Science-Fiction-Comic-Serie „Blade Runner 2019“ mussten sich lange in Geduld üben. Erschien der zweite Sammelband im Oktober 2020 bei Panini Comics, so liegt der Fortgang der Geschichte erst ein Jahr später vor. Blade Runner „Ash“ kehrt zurück auf die Erde, Replikanten sind scheinbar keine Bedrohung mehr, doch die Sache ist längst noch nicht erledigt.

Wie das so ist, erst erscheint keine Fortsetzung, dann kommt der Reviewer seinem Job nicht nach und schwupps ist fast schon wieder Weihnachten, zumindest aber ist schon eine weitere „Blade Runner“-Comic-Serie angekündigt. „Blade Runner 2029“ erschient bereits Mitte Dezember 2021. Höchste Zeit also, Blade Runner 2019 : „Wieder zu Hause“ vorzustellen. Die zwölfteilige US-Serie erscheint hierzulande in drei Sammelbänden mit jeweils 4 amerikanischen Heften und ein hübschem Bonusmaterial in Form von Storyboards und Cover-Galerie.

Obwohl die gesamte Geschichte fortlaufend von der Blad Runnerin Aahna „Ash“ Ashina handelt, die ursprünglich den Auftrag hatte, ein verschwundenes Kind zu finden, sind die jeweiligen Erzählbögen nach immer vier US-Heften in sich episodisch abgeschlossen. Neue Leser: innen können sich also direkt auf diesen Band stürzen, die Einführung lesen und sind auf dem neuesten Stand. Allein, es lohnt sich, die gesamte Story zu genießen, denn „Blade Runner 2019“ ist der ursprünglichen Mythologie der Geschichte nach Philip K. dick ebenso verpflichtet wie dem genrebildenden Thriller von Regisseur Ridley Scott.

Wer auf eine Zusammenfassung der Handlung bis zum Beginn von „Wieder zu Hause“ verzichten möchte, sollte die kommenden beiden Absätze einfach überspringen. Wer mehr wissen möchte findet die Reviews von „Blade Runner 2019: Los Angeles“ und Blade Runner 2019: Off-World – Jenseits der Erde“ ebenfalls bei brutstatt.de.

Also, im Jahr 2019 sind humanoide Replikanten auf der Erde eigentlich verboten. Replikantenjäger, so genannte „Blade Runner“ haben fast alle Exemplare aufgespürt und ausgeschaltet. Ash bekommt daher den Auftrag für den industriellen Alexander Selwyn, dessen verschwundene Tochter Cleo zu finden. Pikant an der Angelegenheit ist, das Cleos verstorbene Mutter durch eine Replikantin ersetzt wurde, im Gegenzug dafür hat Selwyn dem Hersteller, der Tyrell Corporation, seine Tochter zu Forschungszwecken überschrieben. Aber das findet Ash nur schmerzhaft heraus und flieht mit Cleo von der Erde.

Unter Falschem Namen und mit falscher Identität verstecken sich Cleo und Ash auf einer Bergbaukolonie imWeltall. Gerade als das junge Mädchen es hier nicht mehr aushält, entfachen Krieger-Replikanten eine Revolte, befreien die Arbeits-Replikanten und entführen Cleo. Auch Ash wird von einer Blade Runnerin aufgespürt, denn Tyrell und Selvwyn suchen Cleo noch immer. Doch die Dinge sind nicht wie sie scheinen und es gelingt Cleo in die interstellare Paradies-Kolonie Arcadia zu fliehen und Ash kehrt auf die Erde zurück. Und nun beginnt „Blade Runner 2019: Zurück zu Hause“.

Im Jahr 2026 werden keine Replikanten mehr hergestellt, die Tyrell Corporation liegt in Trümmern und den noch existierenden Modellen ist es erlaubt, ihre Lebensspanne in Frieden auszukosten. Nach der Jagd auf Cleo ist Ash allerdings nicht davon überzeugt, dass das Mädchen in Sicherheit ist. Ash macht sich auf die Suche nach Alexander Selwyn. Der scheint vom Erdboden verschwunden und kurz nachdem Ash bei ihrer Ehemaligen vorgesetzten vorbeischaut, wird sie von der Polizei festgesetzt. Irgendwas ist hier noch mysteriös.

Die Autoren Michael Green, der auch am Drehbuch zum Film „Blade Runner 2049“ mitschrieb, und Mike Johnson haben ihre Erfolgsformel gefunden, es ist weniger die aberwitzige Story, als das absolut stimmige düstere, dystopische Settting, dass den Charme der Comic-Serie auch im dritten Teil ausmacht. Die Thriller-Handlung um eine gierige Verschwörung wird in „Wieder zu Hause“ gekonnt auf eine packendes Finale zugeführt. Dabei packen die Autoren einige lose Enden und steigern die Spannung mit schlichten, aber effektiven Mitteln. Und wie weiter oben bereits angekündigt, es gibt inhaltlich genug Spielraum, die Geschichte in „Blade Runner 2029“ weiter zu erzählen.

Das Artwork ist herausragend und hochgradig durchgestylt. Andrés Guinaldo zeichnet unaufgeregt, aber mit sicherem Strich und tollem Händchen für Details. Dabei ist gerade die anatomische und mimische Genauigkeit in den Charakteren zu jedem Zeitpunkt ungewöhnlich präzise. Die Kulissen, Szenarien und Hintergründe sind immer detailliert ausgearbeitet und bieten nicht nur Schauwerte, sondern auch dystopische Atmosphäre, die von der kongenialen, effizienten Kolorierung von Marco Lesco jederzeit unterstrichen und herausgearbeitet wird. „Blade Runner 2019“ ist nicht in herkömmlichen Sinne actionlastig, wohl aber extrem dynamisch und es geht auch zur Sache, wo es der Erzählung dient. Am Ende sind weitere Abschiede fällig, aber es tauchen auch neue Gefährten auf.

Blade Runner 2019“ mag zwar zu Ende sein, aber die packende Story von Blade Runner Ash ist es keinesfalls. „Wieder zu Hause“ führt die geläuterte Replikantenjägerin nicht nur zurück nach Los Angeles, sondern die Geschichte zu einem packenden und überraschenden Finale. „Blade Runner 2019“ zollt dem Mythos zu jeder Gelegenheit Tribut, erzählt aber etwas Eigenständiges, Alternatives, Paralleles. Ein packendes Finale für eine der besten Sci-Fi-Comic-Serien der vergangenen Jahre.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Blade Runner 2019: Wieder zu Hause
OT: Blade Runner 2019 9-12, Titan Comics, 2021
Genre: Comic, Science-Fiction
Autoren: Michael Green, Mike Johnson
Zeichner: Andrés Guinaldo
Farben: Marco Lesko
Übersetzung: Bernd Kronsbein
ISBN: 9783741625343
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seiten
VÖ: 28.09.2021

Blade Runner 2019: wieder zu Hause bei Panini comics