Ein ausgesprochen gelungenen Crossover ist das Zusammentreffen der „Justice League“ mit der Helden-Gruppe von „Black Hammer“, das von Star-Autor Jeff Lemire inszeniert wird und Anfang Oktober 2021 bei Panini Comics erschienen ist. Ob Freunde herkömmlicher Superhelden-Action mit der eigenwilligen Zeit- und Raum-Reise ihre Freude haben, lässt sich schwer sagen. Vielleicht sollte die Leserschaft sich einfach auf eine etwas andere Heldengeschichte einlassen.
Die Liga für Gerechtigkeit hat es gerade mit einem außerirdischen Seestern namens Starro zu tun, der in Metropolis für Chaos sorgt. Überraschend taucht ein ältlicher Handelsvertreter beim Kampf auf. Wonder Woman kann gerade mal erwähnen, dass sie Magie spürt, da sind Batman, Flash, Cyborg, Superman und Wonder Woman auch schon auf einer beschaulichen Farm im mittelwestlichen Nirgendwo und bald haben die Superhelden ihr Heldentum vergessen.
Geradezu umgekehrt geht es Black Hammer, Golden Gail, Barbalien und Madame Dragongfly, die sich ebenso plötzlich wie unerwartet in einer Stadt und im Kampf mit einem Seestern befinden, wo sie doch seit Jahren auf einer Farm festsaßen. Die restlichen Mitglieder der Justice League, namentlich Aquaman, Hawkgirl und Martian Manhunter, glauben den Neuankömmlingen nicht, dass sie ebenso Opfer sind wie die verschwundenen Helden. Da liegt Stress in der Luft.
Derweil gabelt Green Lantern im All einen orientierungslosen Astronauten auf, der sich als Captain Weird herausstellt und irgendwie ahnt, was sich gerade abspielen könnte. Schade nur, dass der Captain so vergesslich ist.
Jeff Lemire verfasste seine Erfolgserie „Black Hammer“ zusammen mit Zeichner Dean Ormston als Hommage an das Goldene Zeitalter der Superhelden-Comics und verpasste den Helden, die an klassische Vorbilder angelehnt sind, einen magischen Zwangsaufenthalt auf einer Farm. Das erinnert nicht von ungefähr an Lemires Comic-Anfänge und die hochgelobte Graphic Novel „Essex County“. Auch stilistisch bemühte sich Dean Ormston um einen eckigeren Stil, der dem von Lemire als Zeichner (Siehe „Sweet Tooth“ oder „The Nobody“) ähnelt.
Dies Vorwissen ist für das Crossover in „Black Hammer/Justice League“ insofern von Bedeutung als das die Story und die Optik der Miniserie eher auf Seiten von „Black Hammer“ zu finden ist als bei handelsüblichen „Justice League“-Titeln. Panini hat die 5 US-Ausgaben der Crossover-Mini-Serie in einer feinen Hardcover Ausgabe zusammengefasst und noch eine Cover-Galerie sowie Skizzen und Entwürfe hinzugefügt. Zwar richtet sich das Markteing des Crossovers eher an erwachsenerer Leser, aber das mag schlicht der Tatsache geschuldet sein, dass es eher erzählerisch zugeht und weniger actionlastig. Aus Gründen des Jugendschutzes spricht nichts dagegen, dass Jugendliche hier auch zum Heft greifen.
Die Geschichte selbst lebt von einer inneren Schlichtheit, die fast philosophisch ist, und dann doch ins Fantastische stürzt wie sich das für althergebrachte Superhelden-Comics gehört. Vor allem die Charakterisierung der einzelnen Helden macht einen großen Teil des Charmes von „Hammer der Gerechtigkeit“ aus. Und irgendwie schließt sich auch ein Kreis, wenn die eigentlich neueren aber klassischeren Helden ihre älteren aber zeitlosen und modernen Vorbilder treffen. Einführung und notwendige Infos sind in dem Sammelband mal wieder kompetent und freundlich zusammengestellt von Christian Endres. Aber lest selbst.
Black Hammer/Justice League: Hammer der Gerechtigkeit“ scheint in gewisser Weise aus kindlicher Freude und Bewunderung entstanden wie bereits die Black Hammer Serie eine Hommage an eben jene Justice League darstellt, mit der nun Plätze tauschen gespielt wird. Wer viel Action und dynamisches Hochglanzlayout erwartet wird vielleicht enttäuscht, wer sich auf Lemires Ansatz alter Schule und goldener Zeiten einlässt, wird an dem hinreißenden Team up seine Freude haben – so wie ich.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Black Hammer / Justice League: Hammer der Gerechtigkeit!
OT: Black Hammer/Justice League 1-5, DC Oneshot, DC Comics, Dark Horse Comics, 2019-21
Genre: Superhelden, Fantasy
Autor: Jeff Lemire
Zeichner: Michael Walsh
Farb-Assistenz: Toni-Marie Griffin
Übersetzung: Katrin Aust
ISBN: 9783741624643
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 172 Seiten
VÖ: 05.10.2021