John Constantine: Hellblazer (2020) 1: Johnny B. Goode

Lange hat man sich bei DC Comics mit dem Erbe des britischen Geisterbeschwörers und Dämonenhassers John Constantine schwer getan. Seit die Vertigo-Veröffentlichungen in das Hauptprogramm überführt wurden, hat es vor allem langjährigen Fans und erwachseneren Okkultisten in den diversen Hellblazer-Serien und Constantine-Auftritten an Wumms gefehlt. „John Constantine: Hellblazer „(2020) bei DC Black Label könnte da Abhilfe schaffen.

„Der Irrsinn ist die einzige Konstante“ konstatiert John Constantine zum Auftakt der neuen Reihe und findet sich mitten in einem Höllenkrieg wieder in dem ausgerechnet Zauberer Tim Hunter die bösen Horden anführt. Wie so oft in Johns Karriere als Dämonen-Bekämpfer schickt er andere Leute vor – und ins Verderben, um Gefahren für die Welt abzuwenden.

Genaugenommen ist dieser Serien-Start gar keiner, denn die Hellblazer-Serie von Autor Simon Spurrier beginnt erst zwei US-Ausgaben später. Und setzt da an, wo frühere Geisterbeschwörer mit Wort und Pinsel John Constantine in einer verrotteten Welt aussetzten. Zunächst aber muss dieser Hellblazer in das „Sandman“-Universum überführt werden, womit wir bei obiger Schlachtensequenz wären.

John Constantine findet sich dann im Ravenscroft Sanatorium wieder, muss anschließend mit dem jugendlichen Tim Hunter noch eine Sache klären („Books of Magic“) bevor Constantine in einem erstaunlich sauberen und aufgeräumten London des Jahres 2019 damit beschäftigt ist, die Realität zu verstehen: Geister halten seinen Taxi fahrenden, gerade in Koma liegenden Kumpel Chas als Geisel, bis John wieder auftaucht und eine selbsternannte Bande von Nachwuchs-Okkultisten hat da ein Problem, das Constantine für sie lösen soll.

In dem dreiteiligen Storybogen „In diesem schönen, grünen Land“ knüpft das Kreativ-Team an glorreiche alte „Hellblazer“-Zeiten an. Autor Spurrier lässt John gehörig fluchen und den Mächten des Bösen einen anarchischen Mittelfinger entgegenrecken. Dazu passt das düstere Artwork von Zeichner Aaron Campell, der mit Montage-und Collage-Versatzstücken arbeitet und sehr düsteren Schraffuren und Schattierungen für gehörigen Tiefgang sorgt. Das Ganze wird von Jordie Bellaire kongenial koloriert.

Anschließend wird es in „Saubere Tricks“ etwas lockerer. Zumindest illustratorisch. Die Zeichnugen von Matias Bergara sind wesentlich luftiger, cartoonesker und transparenter als jene von Campbell. Jordie Bellaire, erneut für die Farben zuständig, gibt dem Ganzen eine völlig unterschiedliche Ausrichtung, die eher an das Artwork der „Ms. Marvel“-Serie erinnert. Constantine bekommt Unterstützung von Tommy Willowtree. Der hipsterbärtige Zopfträger behauptet ein Fan zu sein und ziemlich esoterisch drauf ist. Nützt aber auch ix, wenn die Höllenkreaturen Ernst machen. Nette Yoga-Stunde, Tommy.

Insgesamt macht der Sammelband in all seiner Vielfalt gehörigen Spaß. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob es Neulesern gelingt, die chaotische Höllenschlacht zum Auftakt zu durchschauen und den roten Faden zu finden. Das ist schon alles hinreißend diffus und dämonisch überkandidelt. Den Ausflug in die Magischen Bücher finde ich persönlich zu cartoonesque umgesetzt, aber hier geht es wohl auch eher um tim Hunter als um Constantine.

Wenn die eigentliche „Hellblazer“-Serie beginnt, sind die Leser auf jeden Fall schon mitten drin in der finsteren, bösartigen Welt des John Constantine. Und Autor Simon Spurrier gelingt es mit seinem eigenen Ansatz an die Hochphase des „Hellblazers“ anzuknüpfen. Für alte Fans ein schönes Wiederlesen, mit einem lange verschollenen Kumpel. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

John Constantine: Hellblazer 1
OT: Books of Magic (2018) 14, John Constantine – Hellblazer (2020) 1-6, Sandman Universe: John Constantine – Hellblazer 1, DC Comics, Black Label
Genre: Comic, Fantasy, Horror
Autor: Simon Spurrier
Zeichner: Aaron Campell et. al.
Farben: jordie Bellaire et al.
Übersetzung: Joseph Rother
Verlag: Panini Comics, Softcover, 220 Seiten
VÖ: 17.-11.2020

John Constantine Hellblazer 1 bei Panini Comics