Nach den Delphinen geht es mit vermeintlich räuberischeren Meeresbewohnern weiter: 2008 erschien Rob Stewarts hochgelobten und vielfach preisgekrönte Doku „Sharkwater” sogar in den Kinos. Aber auf dem heimischen Bildschirm sind die Bilder ebenso aufsehenerregend. Aus dem Archiv: Sharkwater; ein immer noch sehenwerter, wichtiger Film.
Das Ziel des Films ist sozusagen eine Imagekampagne für den übel beleumundeten Meeresräuber. Rob Stewart macht keinen Hehl aus seiner lebenslangen Faszination für Haie und wartet mit sagenhaften Unterwasser-Aufnahmen auf, um seinen Standpunkt zu vertreten, dass Haie schützenswerte Tiere sind.
Die tollen Bilder werden mit harten Fakten untermauert und nachdrücklich verstärkt. Diese Bilder allein sind schon ein Grund, sich die Blu-ray zuzulegen. Andererseits gibt es aber auch viele Interview-Sequenzen und älteres Filmmaterial, beides für den Film wensentlich, die aber nicht unbedingt ein HD-Format rechtfertigen. Unterwasserfans hätten sicher gerne mehr von den grandiosen Aufnahmen gehabt.
Doch Rob Stewart hat ein Anliegen, nicht umsonst hat er sich ganz den Haien gewidmet, und so ist es konsequent, die Missstände im Umgang mit diesen Tieren anzuprangern – auch mit erschütternd brutalen Bildern. Wer also glaubt, dies sei ein kindgerechter Film, der überlege sich genau, ob er seinem Nachwuchs das zutraut. “Sharkwater” ist zu Recht erst ab zwölf Jahren freigegeben.
Dennoch, die Message kommt klar und deutlich an: Der Hai ist nicht an sich böse. Im statistischen Vergleich als menschliche Todesursache schneidet der Meeresräuber auch entsprechend schlecht ab. Jährlich würden mehr Menschen durch Unfälle mit Getränkeautomaten sterben, als durch Haie, so Rob Stewart. Und die fünf jährlichen Haiopfer sind eigentlich zu vernachlässigen, durch Hinrichtungen sterben 2400 Menschen im Jahr. Nur die Medien stürzen sich immer wieder auf die reißerische Schlagzeile und sorgen so auch dafür, dass der Hai noch immer bejagt wird.
Die Fischereipraxis des Shark-Finning, bei dem nur die begehrten Haiflossen benötigt werden, sorgt außerdem auf inhumane Weise für die zunehmende Befischung von Haien. Häufig werden den Tieren die Flossen bei lebendigem Leib entfernt und die Körper wieder ins Meer geworfen. Rob Stewart prangert das zurecht an und fordert entsprechende internationale Gesetze ein. Kritiker werfen dem Fotografen und Film auch gerne vor, er sei nicht wissenschaftlich exakt genug in seiner Argumentation. Mal ehrlich, wen stört das angesichts solcher Bilder?
Ein kleines Manko für deutsche Filmfans ist die Synchronisation. Die ist nicht per se schlecht, doch man hat sich entschieden, dem Regisseur und Autor – wie in Dokumentationen üblich- nur mit einer drübergelegten Off-Stimme zu deutscher Sprache zu verhelfen. Hier wäre vielleicht eine klassische Synchronisation von Rob Stewart schöner gewesen, so häufig, wie uns der Gute was zu erzählen hat.
Die Frage, ob der Filmfreund sich “Sharkwater” als Blu-ray anschaffen soll, ist so nicht zu klären. Die grandiosen aktuellen Aufnahmen sind hochauflösend natürlich ein Genuss, aber das Bild ist nicht durchgehend in HD, die alten Archivaufnahmen geben einfach nicht mehr her. Auch das potentielle interaktive Steuermenue ist in diesem Fall kein Argument, da es keine zuschaltbaren Extras gibt. Die Bildqualität ist auch auf der normalen DVD allemal sehr gut. “Sharkwater” ist nicht nur für Naturfreunde und Tierschützer sehr sehenswert. Ob die Anschaffung als Blu-ray sich allerdings lohnt, bleibt jedem selbst überlassen.
Der inzwischen verstorbene Rob Stewart hat mit „Sharkwater: Extinction“ sein Thema noch einmal aufgegriffen und quasi eine weitere sehenswerte Bestandsaufnahme gedreht. „Sharkwater“ bleibt trotzdem eine zeitlos sehenswerte und wichtige Naturdoku, die auf packende Art und Weise unterhält und über diese faszinierenden Tiere aufklärt.
Film-Wertung: (8 / 10)
Sharkwater- Wenn Haie sterben
OT: Sharkwater
Genre: DFoku, Natur
Länge: 87 Minuten, USA, 2006
Regie: Rob Stewart
Mitwirkende: Erich Ritte, Paul Watson, Vic Hislope
Vertrieb: Polyband
Kinostart: 10.04.2008
DVD- & BD-VÖ: 24.10.2008