Fearless: Jet Li’s letzer Kampf

Direkt zur Veröffentlichung des historischen sport-Dramas „Fearless“ erklärte der chinesische Superstar Jet Li, dies sei sein letzter Film als Kampfkünstler. Die Story des fulminanten Spektakels erzählt mit dichterischer Freiheit das Leben von Huo Yuan Jia. In China begründete der legendäre Kampfsportler einen eigenen Sportverband. Nun bringt Justbridge Entertainment das sehenswerte Martial Arts Drama hierzulande erstmals als Blu-ray auf den Markt. Das Mediabook enthält zudem ein umfangreiches Booklet.

Eine zeitlang in den 1990ern hatten fantastisch choreografierte historische Martial Arts Dramen im westlichen Kino einen Run. Nach der Kung Fu Welle, die Bruce Lee zu Beginn der 1970er auslöste, wirkte es, als hätte der Westen die bunten, opulenten Bildwelten chinesischen Filmschaffens noch einmal neu entdeckt. Der Boom hielt sich ein paar Jahre. Es blieben die Stars der Martial Arts, die das Genre auf ein anderes Level hoben. Jet Li ist definitiv einer von ihnen.

Vielleicht entwickeln Zuschauer: innen zu dieser Art von Film ein besseres Verständnis, wenn sie Jet Lis Sichtweise übernehmen. Im Wuxia-Genre zeigt sich der Charakter der Figuren in ihrer physische Präsenz. Die Bewegungen, das Tempo, der Rhythmus und die Körperlichkeit stehen stellvertretend für den gesamten Charakter.

Insofern ist, was dem westlichen Publikum als schlichter Dialog und einfältig erzählte Geschichte erscheinen mag, in der chinesischen Film- und Erzähltradition nur das Gerüst auf dem die nonverbalen Nuancen Spannung, Botschaft und Entwicklung verwirklichen…genug der Vorrede, zum Film.

Ende des 19. Jahrhundert ist China eine Nation ohne Selbstbewusstsein und hat den Ruf Asiens kranker Mann zu sein. Es finden Wettbewerbe in Kampfsportarten statt, die von den anderen Nationen wie Japan und Großbritannien vor allem dazu gedacht sind, die Chinesen zu demütigen. Anfang des 20. Jahrhunderts taucht ein chinesischer Kampfsportler auf, der als bester Kämpfer der Hafenstadt Tianjin gilt. Huo Yuanjia (Jet Li) willigt ein, in einem Turnier anzutreten.

Während des Turniers blickt Huo auf sein Leben und seinen Werdegang als Kämpfer zurück. Vom asthma-kranken, schwächlichen Kind entwickelt sich Huo gegen den Willen der Eltern zu einem Kampfsportler. Angetrieben von dem Willen, die vermeintliche Schmach einer Niederlage seines Vaters und einer Demütigungseier Selbst, vergessen zu machen, will Huo Yuanjia der beste Kämpfer der Stadt werden.
Das gelingt ihm, doch dabei verliert er seine Menschlichkeit und sein Urteilsvermögen aus den Augen. Nach einem tragischen Missverständnis scheint allesverloren, wonach Huo gestrebt hat.

Die Lebensgeschichte von Huo Yuanjia, der tatsächlich gelebt hat und auch den Kampfsportverband gründete, würde für den Film dichterisch überhöht. Die Familie des Mannes, der in China noch immer Legendenstatus hat, klagte nach Film-Veröffentlichung gegen die Darstellung in „Fearless“. Zudem wurde dem Epos vorgeworfen, unterschwellig Propaganda für die chinesische Regierung zu verbreiten. Beides lässt sich aus Sicht der Zuschauer nicht überprüfen, ist aber auch nebensächlich. Sicher nimmt sich „Fearless“ wie fast jedes Biopic eine erzählerische Freiheit und sicher hat der Martial Arts Film eine Botschaft im Sinne einer unkomplizierten Lebensphilosophie.

Es geht darum, dass die Kampfkünste eben nicht für Wettbewerb missbraucht werden sollen, sondern ein Weg zur eigenen Vervollkommnung sind. Sicher wird diese einfache Weisheit auch auf das Nationalgefühl übertragen, um dem Film eine weitere Bedeutungsebene zu geben. Doch das entspricht durchaus der historischen Realität zur Zeit nach den Opium-Kriegen und muss nicht notwendig auf heutige Verhältnisse hindeuten.

Hinsichtlich Choreographie und Action muss sich „Fearless“ keineswegs hinter den großen im Westen so erfolgreichen Epen wie „Tiger and Dragon“ oder „The House of Flying Daggers“ verstecken. Wie auch Jet Li ist Regisseur Ronnie Yu ein alter Hase, der nach arbeiten in den USA zu seinen chinesischen Wurzeln zurückwollte und dafür sorgt, dass „Fearless“ einen sehr chinesischen Touch hat.

Es geht in „Fearless“ handfester, Jet Li mäßiger zur Sache, und weniger poetisch überhöht. Einige Fights sind außerordentlich spektakulär, der CGI Einsatz ist merkbar aber vergleichsweise zurückhaltend und die Kämpfe strahlen eine Authentizität aus, die darin begründet ist, dass sich hier tatsächliche Martial Arts Künstler messen.

„Fearless“ ist für Freunde von Martial Arts Dramen vielleicht noch empfehlenswerter als für Genießer exotischer Historienstreifen, doch sehenswert ist „Fearless“ in jedem Fall. Das Epos ist weit mehr als ein Schaulaufen für Jet Li, einen der größten kämpfenden Leinwandstars unserer Tage.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Jet Li’s Fearless
OT: Huo Yuan Jia , internationaler Verleihtitel: Fearless
Genre: Biopic, Action, Historiendrama
Länge: 105 Minuten, VCR, HK, USA, 2006
Regie: Ronny Vu
Darsteller: Jet Li, Li Sun, Yong Dong,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Justbridge Entertainment
Kinostart: 31.10.2006 (Festivals only)
DVD-VÖ: 28.07.2007
BD-VÖ: 20.08.2021