Alabama Moon: Zurück in die Zivilisation

Da demnächst mit „Leave no Trace“ der großartige neue Film von Debra Granik („Winter’s Bone“)in die Kinos kommt, fiel mit diese etwas übersehene kleine Filmperle „Alabama Moon“ wieder ein, der 2011 direkt auf DVD erschienen ist. Der amerikanische Jugendfilm erzählt die Geschichte des Jungen Moon, der mit seinem Vater abseits der Gesellschaft aufwächst. Nach dessen Tod wird Moon aber in die Gesellschaft eingegliedert und findet Freunde. „Alabama Moon“ ist ein klassisches Jugendabenteuer wie man es heutzutage nur noch selten sieht.

Moons (Jimmy Bennet) Eltern gehörten in den 1970er Jahren zu jenen Menschen, die versuchten, ein Leben fernab der Gesellschaft zu führen; naturverbunden und ohne staatliche Kontrolle. Hippies sind diese Leute nicht, eher Einsiedler und Nonkonformisten. Anfang der 1980er lebt Moon noch mit seinem Vater in den Wäldern eines Naturschutzgebietes in Alabama. Seine Mutter ist gestorben, doch sein Vater Pap (J. D. Evermore) hat ihm alles beigebracht, was man zum Überleben in der Wildnis benötigt. Ohne ärztliche Versorgung wird ein Unfall hier aber auch schnell tödlich. Als Pap sich beim Fischen ein Bein bricht, infiziert sich die Wunde und Moons Vater stirbt an den Folgen.

Der zehnjährige Moon erhält von seinem sterbenden Vater die Anweisung sich nach Alaska durchzuschlagen, dort gäbe es für Menschen wie Moon noch genügend Freiraum, um ein selbstbestimmtes natürliches Leben zu führen. Nachdem Moon seinen Vater beerdigt hat, macht sich der Junge auf den Weg. Doch es dauert nicht lange, bis ihm der Sheriff auf den Fersen ist und Moon in eine staatliche Erziehungsanstalt steckt. Dort trifft Moon auf viele Kinder, die keine Eltern mehr haben oder aus anderen Gründen unter staatlicher Fürsorge stehen. Besonders gut versteht er sich mit dem kränklichen Kit (Uriah Shelton) und mit dem Rabauken Hal (Gabriel Basso). Gemeinsam beschließen die drei abzuhauen und in den Wäldern zu leben. Doch es ist für Hal und Kit nicht einfach, sich an den kargen Lebensstil anzupassen und Moon erkennt den Wert von Freundschaft, die er bis dahin nie gekannt hat.

Regisseur Tim McCanlies inszeniert sein Jugendabenteuer nach einem Roman von Watt Keys, der auch unter gleichem Titel im Oettinger Verlag erschienen ist. Angelegt ist die Geschichte in „Alabama Moon“ als klassischer Abenteuerstoff für Jungs, doch in Film und Buch werden auch schwierige Themen wie der Tod, die Trauer und der eigenwillige Lebensstil von Moons Eltern behandelt. Das wirft für die Zielgruppe Fragen auf und bleibt nicht ohne Erklärungsbedarf. Vor allem der Anfang des Films – mit dem Unfall und dem Tod des Vaters – scheint zunächst starker Tobak zu sein, und doch ist es aus dem Lebensentwurf von Moons Eltern und daher auch für Moon, eine vollkommen natürliche Sache.

In Verlauf des Films bemerkt der Junge allerdings immer häufiger auch, was ihm seine Eltern vorenthalten haben, indem ie einen so zurückgezogenen Lebensstil gewählt haben. Als Moon Freunde findet, beginnt er, sich von seinem bisherigen Leben zu distanzieren. Das ist für einen Zehnjährigen ein erstaunlich reifer Prozess, selbst wenn er, wie Moon, seinen Altersgenossen weit voraus ist.

In Deutschland hat die FSK den Film ab 12 Jahren empfohlen. Das macht es dem Film schwierig, ein Publikum zu finden: Denn die eigentlich angesprochene Zielgruppe ist eher jünger. Ältere werden sich kaum für das begeistern, was ein Zehnjähriger so veranstaltet. Umso schöner, dass der Film trotzdem einen Vertrieb gefunden hat, denn das Naturabenteuer klassischer Prägung unterscheidet sich in seiner Ernsthaftigkeit wohltuend von dem heutigen Einheitsbrei harmloser (ja fast einlullend bunter) Kinder- und Jugendunterhaltung. Allerdings kann man seine Kids bei „Alabama Moon“ nicht einfach vor dem TV-Gerät parken.

Der Jugendfilm „Alabama Moon“ überzeugt mit einer guten und originellen Geschichte und einem sympathischen Hauptdarsteller, der es in jugendlichem Alter versteht, Begeisterung zu wecken und authentisch den Jungen aus der Wildnis darzustellen. Gerade weil die Geschichte die Kinder ernst nimmt und mit ernsthaften Themen konfrontiert, ist „Alabama Moon“ sehenswert, dass das Abenteuer dabei nicht auf der Strecke bleibt, macht den Film für die Zielgruppe spannend.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Alabama Moon
OT: Alabama Moon
Genre: Jugendfilm, Drama, Survival
Länge: 100 Minuten, USA, 2009
Regisseur: Tim McCanlies
Darsteller: Jimmy Bennett, Gabriel Basso, John Goodman, Clint Howard, Gary Grubbs
Romanvorlage: „Alabama Moon“ von Watt Key
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: EuroVideo / concorde
DVD-VÖ: 13. Oktober 2011