Attack the Block: Masken, Dope und UFOs

„Unerwartete Reisepläne sind die Tanzstunden Gottes“, wusste Bokonon, der von Kurt Vonnegut erfundene Prophet, in „Katzenwiege“. Aktuell ist Urlaubszeit, was liegt da näher, als die Leserschaft mittels Archivanregungen auf cineastische Reisen schicken. Dabei wird es fantastisch, urban, brutal, exotisch und abwegig. „Attack the Block“ hatte ich 2011 zum Kinostart nur kurz erwähnt, nun die ausführliche Filmbesprechung in dieser losen Reihe; und ja: Eine Alieninvasion ist auch eine Reiseveranstaltung. Die Kids sind gelangweilt…

Die Kids sind ganz schön gelangweilt. Was soll man auch tun, wenn man im verrufensten Sozialghetto Londons wohnt? Da muss man ja quasi kriminell werden. Scheint der schnellste Ausweg aus dem Elend. Doch dann erscheint aus heiterem Himmel eine neue Aufstiegschance: Alienbashing. Nur leider haben Moses und Co. sich zu früh gefreut. Jetzt müssen sie den Block beschützen.

Auch kleine Ganoven haben einen Ehrenkodex, aber schlecht informiert ist manchmal auch behindert und so wird die Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) Opfer von Moses (John Boyega) Gang. Hätten die Jungs gewusst, dass Sam ebenfalls im selben Block wohnt, wäre das alles nicht passiert. Auch das Ding mit dem Alien nicht. Denn völlig unerwartet kracht irgendein Flugkörper in ein Auto und beschäftigt die Nachwuchsgang so, dass Sam abhauen kann.

Zufällig ist gerade der 5. November, also Guy Fawkes Night und London brennt ein Feuerwerk ab. Als Moses sich dem Auto zuwendet, um Wertsachen zu zocken, flitzt ein flinkes Alien davon. Die vollpubertierenden Jungs gehen auf die Jagd und Moses erlegt das Ding aus einer anderen Welt. Voller Stolz schleppen die Bengel ihre Beute in dem Block und wollen damit Eindruck schinden. Doch Ron (Nick Frost), der lokale Marihuana-Experte mit eigenem Gewächshaus ist eher gleichgültig.

Dann landen noch mehr von den seltsamen Geschöpfen, und zur Überraschung der übermütigen Gang sind die Wesen dieses Mal deutlich furchteinflößender und gefährlicher. Statt die Alien aufzumischen befinden sich Moses und seine Jungs nun auf der Flucht und müssen ihren Block verteidigen. Dabei treffen sie auch Sam wieder.

Dem Regisseur und Drehbuchautor Joe Cornish gelingt mit seinem ersten Spielfilm eine echte Überraschung. „Attack the Block“ wurde von dem „Shaun oft he Dead“ Produzenten realisiert und hat mit der Zombiekomödie gemeinsam, dass hier ebenfalls mit Erfolg und auf witzige Weise Genres gemischt werden. Typisches „Gangster in the Hood“ Milieu trifft mit viel Witz und Action auf eine Alieninvasion. Die Außerirdischen bestehen dabei aus Neonleuchtendem Maul, der Rest der Kreaturen ist so schwarz, dass man sich „Spinal Tap“-artig fragt, wieviel schwärzer geht noch?

Die Mischung macht‘s in diesem Fall und die Nachwuchsgangster sind an sich schon ein Ereignis, denn in satirischer Überspitzung hauen die Zwölf-, Dreizehn-, Vierzehnjährigen schnoddrige Mackersprüche raus, dass es eine wahre Freude ist (zumindest im Original). Daneben sorgt der skurrile Humor noch für andere Lacher, wenn der zugekiffte Ron (Nick Frost) mit der Situation und der Invasion seines Appartements komplett überfordert ist.

Wie es sich für eine großartige Satire gehört, bleibt die Action in „Attack the Block“ nicht an der Oberfläche und man bekommt in unaufdringlicher Weise einen Einblick in den trostlosen Alltag der vernachlässigten Kids. Da steckt durchaus sozialkritisches Potential drin, das sicher seinen Anteil daran hat, dass „Attack the Block“ so gelungen ausgefallen ist.

Die britische Science-Fiction Komödie „Attack the Block“ bringt auf originelle Weise frischen Wind ins Kino. Kein Wunder dass „Attack the Block“ auf diversen Filmfestivals weltweit zum Publikumsliebling geworden ist. Großes Kino und ein abgedrehter Spaß.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Attack the Block
OT: Attack the Block
Genre: Sci-fi, Action, Comedy
Länge: 88 Minuten, GB, 2011
Regie: Joe Cornish
Darsteller:innen: Jody Whittaker, Nick Frost, John Boyega,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Capelight, Alive,
Kinostart: 22.09.2011
DVD- & BD-VÖ: 24.02.2012