Wahrscheinlich gehört es in Skandinavien zur musikalischen Früherziehung, mit einer Fuzz-Pedal zu spielen wie andernorts mit Lego. Und erneut reiht sich eine hoffnungsvolle junge norwegische Band ein in die Reiher epigonischer Retrorocker und Stoner-Musikanten. „Flat Earth Riders“ besticht neben handwerklichem Können durchaus mit einem selbstironischen Humor. Aber das ist bei dem Titel etwas offensichtlich.
Die Jungs aus Oslo wollen es definitiv wissen und haben sogar schon einen YouTube-Kanal, der bislang allerdings erst ein Video beinhaltet. Auch sonst kommt die Truppe ganz enthusiastisch aus den Starlöchern und rockt mit einer gewissen Arglosigkeit einfach los.
Der Opener „Flat Earth Rider“ erinnert nur im Titel an Clutchs „Earth Rocker“ und kommt für meinen Geschmack etwas zu Classic Rock orientiert rüber. Als Appetizer für ein breiteres Publikum, wahlweise auf Festivals, mag das die Einstiegsdroge der Wahl sein, als Alleinstellungmerkmal einer frischen Band taugt das weniger.
Weiter geht es im Schweinsgalopp mit „Space Buddha“,“Lingo Hive Mind“ und „Commie Cannibals“ bevor mit „Adaption“ auch mal ruhigere Töne angeschlagen werden. Dann folgt auch schon der gewaltige Albenausklang „Bridges to Nowhere“, der getragen beginnt, nur um dann über einen rockigen Part in ein Blast Beat Gewitter zu münden. Als würden die Jungs noch nach dem Gaspedal suchen, wiederholt sich das Ganze noch mehrmals, bis die zehn Minuten um sind.
Bitte nicht falsch verstehen, hier sind junge Leute am Werk, die sichtlich Spaß an der Musik haben und den auch transportieren können. Das Bemühen stilistisch etwas Abwechslung in die Wüstenrockerei zu bringen ist hörbar und die Songs sind auch grundsolide, nur originell ist das Ganze schlicht nicht.
Irgendwie wirkt es aber auch, als hätten Suncraft ihre Identität als Band noch nicht so recht ausgelotet. Wer neu in der Musiksparte ist oder seit Jahr und Tag auf seine fuzzy Riffs steht, der wird auch an „Flat Earth Rockers“ seinen Spaß haben. Und den Spaß kann man „Suncraft“ nicht absprechen.
„Suncraft“ haben definitiv Potential und auch die Songwriting-Qualitäten der jungen Band aus Norwegen können sich sehen lassen. Dennoch reicht eine gute halbe Stunde allemal für eine erste Duftmarke. Wenn man bedenkt, dass von den sechs Songs auch noch einer 10 Minuten lang ist, hätte es rein quantitativ ruhig ein bisschen mehr sein dürfen.
Album-Wertung: (6 / 10)
Flat Earth Rider
Genre: Stoner Rock,
Länge: 35 Minuten, N, 2021
Interpret: Suncraft
Vertrieb: All Good Clean Records
Album-VÖ: 06.08.2021