Haunted Child: Haus auf dem Land

Der norwegische Horror-Thriller „Haunted Child“ verspricht gruselige Unterhaltung in einem verlassenen Haus auf dem verschneiten Land und vielleicht auch unheimliche Begegnungen. „Heimgesucht“ heißt der Thriller im Original, was sowohl für die Hauptfigur als auch für die Hütte gelten mag. Nameless Media und Eurovideo präsentieren das Gruselkino auf DVD und Blu-ray-Premiere für das klassische Home-Entertainment.

Mehr oder minder überraschend stirbt der Vater von Catherine (Synnøve Macody Lund). Der Anruf erreicht die junge Frau im Restaurant beim gemeinsamen Essen mit Ehemann Marcus (Ken Vedsegaard). Kurz darauf beschließt Catherine ihr Elternhaus, das abgeschieden auf dem Land liegt, zu verkaufen. Markus, der von der Bude bislang nichts wusste, lässt seine Frau ihre Sachen allein erledigen.

Vor ihrer Abreise verabredet Catherine allerdings noch einen Termin für einen Schwangerschaftsabbruch. Das Haus macht im Winter keinen einladenden Eindruck, doch der Makler im nächstgelegenen Ort hat erst am kommenden Tag Zeit. Dafür lernt Catherine das Mädchen Daisy (Ebba Steenstrup Såheim) kennen, das auf dem Grundstück rodelt.

„Es scheint, als wüsste ich so einiges nicht von dir.“ (Marcus)

Doch Daisy bleibt nicht der einzige unerwartete Besuch: auch eine vermeintlich besorgte Nachbarin steht plötzlich im Flur. Das Haus scheint einen zwielichtigen Ruf zu haben und nach und nach tröpfeln Informationen aus der unheilvollen Familiengeschichte herein. Catherine hat seltsame Ahnungen und vielleicht auch eine sprichwörtliche Leiche im Keller, den die junge Frau nicht betritt und verrammelt.

„Haunted Child“ ist stylish und lebt von der winterlichen Kälte des Settings, die sich auch auf die Bilder und die Stimmung überträgt. Allerdings erfindet der Horror-Thriller von Drehbuchautorin Maja Lunde und Regisseur Carl Christian Raabe das Genre absolut nicht neu und bleibt Einiges schuldig. Das mag an der Unerfahrenheit liegen, denn der Regie-Erstling des ehemaligen Kameramanns („Lifjord“) setzt vor allem auf stimmungsvolle Bilder, bietet dem Publikum aber keine Identifikation mit den Charakteren an.

„Du bist erwachsen geworden.“ (Dorfbewohner)

Catherine wird in einer zweideutigen Situation eingeführt und macht sich gleich darauf an die Abwicklung ihres Erbes. Das Verhältnis zu ihrem Vater bleibt mysteriös, aber eine Beerdigung findet nicht statt. Trauer scheint notwendig und zu Ehemann Marcus hat Catherine auch keine überschwänglich offene Beziehung. Auch am Ort ihrer Kindheit werden die auftretenden Charaktere nicht weiter etabliert. Bei dem seltsamen Mädchen mag das noch Methode haben. Bei den Dorfbewohnern wirkt das ein wenig ungelenk und unmotiviert.

Das Gruseln lehrt „Haunted Child“ das Publikum auch mit eher unspektakulären Methoden. Wie im Grusel-Genre üblich wird viel mit Dunkelheit gearbeitet und mit einigen Schreckeffekten. Die sind allerdings nicht sonderlich eindrucksvoll, da sie vor allem auf der Soundebene stattfinden und im Spannungsaufbau der jeweiligen Szene nicht sonderlich stark getimt sind.

Darstellerisch ist an Synnøve Macody Lunds („Headhunters“) Figurenzeichnung einer getriebenen Frau mit Geheimnissen nichts auszusetzen, aber ihre kühle, abweisende Art trägt nicht gerade zur emotionalen Bindung mit den Zuschauer:innen bei. Selbst wenn sich Catherine mit dem seltsamen Mädchen anfreundet. Ein bisschen absehbar gestaltet sich die Auflösung des Thrillers letztlich doch.

Das Horror-Genre lebt von den Effekten und davon, dass sich das Publikum mit den Hauptfiguren identifizieren kann. Beides hat der norwegische Grusel-Thriller „Haunted Child“ nur bedingt zu bieten. Trotz der kurzen Spielzeit tun sich Längen auf.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Haunted Child
OT: Hjemsøkt
Genre: Hoorror, Thriller
Länge: 79 Minuten, N, 2017
Regie: Carl Christian Raabe
Darsteller: Synnøve Macody Lund, Ken Vedsegaard, Ebba Steenstrup Såheim
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Nameless Video / Eurovideo
DVD- BD-VÖ: 18.06.2021