Weil ich mir die Ausstrahlung von „Everybody’s Fine“ neulich im Fernsehen angeschaut habe, hier die Filmvorstellung aus dem Archiv, die ich 2010 zum Kinostart des amerikanischen Familiendramas verfasst habe. Robert DeNiro ist eigentlich immer den Gang ins Kino wert und auch in „Everybody’s Fine“ macht der Charakterdarsteller den Unterschied. Das ruhige Familiendrama um einen Witwer, der Kontakt zu seinen Kindern sucht, setzt auf die leisen Momente.
Frank Goode (Robert DeNiro) ist Witwer und Rentner. Die vier erwachsenen Kinder besuchen ihren Vater eigentlich nur zu Feiertagen. Für den regelmäßigen Kontakt mit den quer über die USA verstreuten Kindern war immer Franks Frau zuständig. Sein Leben geht in geregelten ordentlichen Bahnen seinen stetigen Gang und nun steht Besuch ins Haus, erstmals seit der Beerdigung von Franks Frau.
In letzter Sekunde sagen dann doch alle seine Kinder ihr Kommen ab. Frank beschließt, nun selbst auf die Reise zu gehen, um seinem Familie zu besuchen. Da er aus gesundheitlichen Gründen nicht fliegen darf, nimmt er den Zug. Dabei hat er auch noch Gelegenheit sein Lebenswerk zu bewundern: die Überland-Leitungen.
Doch der Trip entwickelt sich nicht wie geplant. In New York trifft er seinen jüngsten Sohn David erst gar nicht, Tochter Amy führt alles andere als eine glückliche Beziehung und Frank hat das unbestimmte Gefühl man würde ihm etwas verheimlichen.
„Everybody’s Fine“ von Regisseur Kirk Jones („Eine zauberhafte Nanny“) beruht auf dem italienischen Film „Stanno tutti bene“ von 1990, mit Marcello Mastroianni in der Rolle des herumreisenden Familienvaters. Von der eher melancholischen Grundstimmung her, besitzt „Everybody’s Fine“ eine fast europäische Erzählattitüde.
Das familiäre Drama liegt eben in dem, was nicht ausgesprochen wird. Obwohl Frank sich für einen guten und fürsorglichen Vater hält, findet er keinen Draht zu seinen Kindern und diese nicht zu ihm. Noch immer messen sich Rosie, Amy, Robert und David an den hohen väterlichen Ansprüchen. Für die familiäre Kommunikation war Franks verstorbene Frau zuständig, ihm wurde nur immer mitgeteilt, dass es allen gut gehe. Nun leidet Frank an seiner Einsamkeit und darunter, dass er es beizeiten versäumte eine innigere Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen.
Diese Schwierigkeiten ehrlich miteinander Umzugehen sind nuanciert und sensibel umgesetzt und schaffen so ein alltägliches, nachvollziehbares Drama, in dem sich jeder wiederfinden kann. Und obwohl Kate Beckinsale, Drew Barrimore und Sam Rockwell sehr überzeugend sind, gehört Robert DeNiro dieser Film.
Es sind die Momente, in denen DeNiro mit sich selbst allein ist, die zu den schönsten und wahrhaftigsten in „Everybody’S Fine“ gehören. Manchmal erinnert das im positivsten Sinne an Jack Nicholson in „About Schmidt“. Immer aber bekommen wir tiefe Einsichten in Franks Innenleben und im Lauf des Films werden Zeuge seines aufrichtigen Bemühens und seiner tiefen, bedingungslosen Liebe zu seinen Kindern. Eben das macht „Everybody’s Fine“ sehenswert. Die unaufgeregte Art, in der die Familienstory erzählt wird und ein Robert DeNiro der seine beste Rolle seit langem spielt.
Das Familiendrama „Everybody’s Fine“ setzt auf ruhige Töne und wirkt eben dadurch umso tiefer und realistischer. Vor allem Hollywood-Ikone Robert DeNiro brilliert mit den großartig schlichten Portrait eines fürsorglichen Vaters.
Film-Wertung: (7 / 10)
Everybody’s Fine
OT: Everybody’s Fine
Genre: Drama,
Länge: 100 Minuten, USA, 2009
Regie: Kirk Jones
Darsteller: Robert DeNiro, Drew Barrymore, Kate Beckinsale, Sam Rockwell
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Disney
Kinostart: 18.03.2010
DVD- & BD-VÖ: 22.07.2010