Call My Agent – Staffel 4: Agentur Reloaded

Lange haben sich die Künstler-Agenten der französischen Serie „Call My Agent“ Zeit gelassen, um neue Kunden zu fangen und neue Folgen zu produzieren. Sicher hat auch die Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass Fans etwas länger auf die vierte Staffel des Serien-Hits warten mussten. Nach dem Serienstream auf Sony-Channel veröffentlicht Edel:Motion die vierte Staffel nun als DVD für das klassische Home-Entertainment. Erneut sind große Stars mit dabei, aber der Ernst des Lebens hat die ASK Agentur endgültig eingeholt.

Seit 2015 läuft die französische Serie „Call My Agent“ international mit großem Erfolg und steigender Beliebtheit. Im Original heißt das Format „Dix pour Cent“, was schlicht zehn Prozent heißt und den branchenüblichen Honorarsatz der Künstleragenten beschreibt. Das Serienprinzip ist überschaubar und hat sich nicht geändert. In jeder Folge stehen ein oder mehrere bekannte französische Schauspieler:innen im Mittelpunkt, die die ASK Agentur vertritt. Daneben macht die Agentur branchenübliche Schwankungen und Entwicklungen durch und die Agenten und ihre Assistenten erleben auch im Privatleben Veränderungen.

Im Prinzip können Zuschauer jede „Call My Agent“-Folge eigenständig betrachten, dabei entgehen einem allerdings die Entwicklungen, die als rote Erzählfäden herhalten. Es lohnt sich also zumindest am Staffelanfang einzusteigen. Komplettisten sollten gleich mit der ersten Staffel beginnen.

Wer sich die Mühe nicht machen will, bekommt in den beiden kommenden Absätzen ein kurzes Update zur Lage der Agentur. Nach dem Tod des Gründers Samuel Kern war die Zukunft der Künstleragentur ASK (Agentur Samuel Kern) unklar, da dessen Witwe das Geschäft nicht übernehmen wollte. Letztlich fand sich mit Hicham Jasnowski (Assaad Bouaab) ein reicher Investor. Zufällig ist Hicham ein ehemaliger Mitschüler der Agentin Andrea Martel, die zwar auf Frauen steht, aber mit Hicham in der Kiste landet und daraufhin schwanger wird. Doch zu Beginn der vierten Staffel knatscht es gewaltig in der Beziehung von Andrea und Colette, die sich in der Mutterrolle alleingelassen fühlt.

Das hat seinen Grund, denn mit dem Weggang von Mathias Barneville verliert die Agentur nicht nur Klienten, sondern auch Aufträge. Dass Mathias und seine ehemalige Assistentin nun Filmproduzenten werden, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Mathias‘ uneheliche Tochter Camille und ihr Assistentenkollege Hervé sind inzwischen selbst Agenten, aber der Erfolg ihrer jungen Schützlinge lässt auf sich warten. Gabriel hat inzwischen nicht nur mit der gescheiterten Beziehung zur Jungschauspielerin Sophia zu kämpfen, sondern auch mit Rivalität am Arbeitsplatz, als nämlich Elise Formain (Anne Marivin), die ehemalige Top-Agentin vom Branchen-Rivalen Star-Media bei ASK anfängt.

Es bleibt also turbulent in dem französischen Serienhit. Mit Charlotte Gainsbourgh, Franck Dubosc, Sandrine Kiberlaine, José Garcia, Sigourney Weaver, Jean Reno und anderen Stars haben die Künstler-Agenten alle Hände voll zu tun. Allerdings scheint mir, als würde es in der vierten Staffel deutlich dramatischer und ernsthafter zugehen als in den vorangegangenen Staffeln.

Während gerade die zweite Saison ein überbordender, anarchischer Ritt war, hatte bereits die dritte Staffel mehr Gewicht auf die Charakterdarstellung der Agentur-Mitglieder gelegt, was der Serie eine neue Nuance hinzufügte, bisweilen aber zu Lasten des Slapsticks ging. Ähnliches ließ sich auch in späteren Staffeln von „Candice Renoir“ feststellen, die ihre mediterrane Leichtigkeit aufgaben. Unterhaltsam ist „Call My Agent“ auch in der vierten Runde allemal.

Nicht alle Künstlergeschichten wissen gleichermaßen zu fesseln, wenngleich sie immer auch auf die jeweiligen Stars abgestimmt sind, doch gerade zu Beginn der Staffel nehmen die Existenzprobleme der Agentur doch überdimensional erzählräume ein. Später, wenn das Szenario erst einmal aufgefahren ist, fügt sich das wieder ganz wunderbar und die beiden abschließenden Episoden mit den Weltstars Sigourney Weaver („Alien) und Jean Reno („Leon der Profi“) gehören zu den stärksten Künstler-Episoden der Serie.

Doch auf der Ebene der fortlaufenden Handlung wiederholen sich Elemente wie Serien-Zuschauer das bereits aus anderen lange laufenden Formaten kennen. Das war beispielsweise auch in der vierten Staffel von „Sons of Anarchy“ zu beobachten. In der vierten Saison von „Call my Agent“ steht mal wieder die Existenz der Agentur auf dem Spiel, Camille hat wieder Probleme mit ihrem skrupellosen Vater, und wie einst die Empfangsdame der Agentur wandelt nun auch Hervé zufällig auf Schauspielerpfaden. Motive und Situationen wiederholen sich oder werden variiert. Am Ende ist vieles offen und ungewiss, auf der Bühne gehen die Lichter aus.

Die Serienmacher um Fanny Herrero und Benjamin Dupas haben die Zeichen am Ende bewusst auf Abschied gestellt, doch schon seit einigen Monaten ist klar, dass es eine Fortsetzung geben wird. Im Gespräch sin dein Spielfilm und eine weitere Staffel in Kooperation mit Netflix. Das Serienformat scheint anzukommen. Eine indische Variante und eine britische solle in Planung sein und eventuell bereits in diesem Jahr auf Sendung gehen.

Die vierte Staffel der französischen Erfolgsserie „Call my Agent“ ist die ernsthafteste und in einiger Hinsicht auch die schwächste. Dabei handelt es sich immer noch um gut produzierte Dramödie mit vielen Schauwerten, vielschichtigen Entwicklungen und dem gewissen Promi-Bonus. Etwas mehr Witz darf es in der nächsten Runde gerne wieder sein.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Call My Agent – Staffel 3
OT: Dix pour Cent – Saison 4
Genre: TV-Serie, Comedy, Drama,
Länge: 6 x 55 Minuten, F, 2020
Idee: Fanny Herrero
Drehbuch: Fanny Herrero, Benjamin Dupas,
Regie: Antoine Garceau, Marc Fitoussi,
Darsteller: Camille Cottin, Thibault de Montalembert, Grégory Montel, Lilianne Rovère, Fanny Sidney
FSK: Ab 12 Jahre
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 10.06.2021