Magic In the Moonlight: Spuk und Trug

Weiter gehts in der losen Woody Allen Reihe mit „Magic in the Moonlight“ von 2014. Ein bisschen kann man Allens spätere Filme auch immer nach seiner derzeitigen Muse einteilen, nach Scarlett Johannsen und Naomi Watts ist nun Emma Stone an der Reihe. Nach dem großartigen Vorgänger „Blue Jasmine“ verschlägt es Woody Allen nun in die 1920er Jahre. Wie fast immer überzeugen Ensemble und Wortwitz. Bei der Frage, ob es tatsächlich Magie gibt, durchaus ein Pluspunkt.

Der versnobte Engländer Stanley Crawford (Colin Firth) ist einer der berühmtesten Magier seiner Zeit. Was freilich niemand weiß, denn in seiner Bühnenidentität ist Stanley der Chinese Wei Ling Soo. Als wäre er ein Experte für Magie, bittet ein alter Freund Howard Burkin (Simon McBurney) den Bühnenmagier um einen Gefallen: Stanley soll ein Medium enttarnen, das eine mit Howard befreundete reiche amerikanische Familie über den Tisch zu ziehen scheint.

Auf deren Familienanwesen an der Côte d’Azur becirct die junge Sophie Baxter (Emma Stone) die gesamte Familie mit ihrer okkulten Begabung, mit den Geistern zu kommunizieren. In Begleitung ihrer Mutter (Marcia Gay Harden) leiert Sophie der Gastgeber-Familie nebenbei Geld aus der Tasche – für eine Stiftung, die das Übersinnliche erforschen soll.

Howard bittet seinen Freund Stanley die Familie vor dem Untergang zu retten. Dabei hat der zynische Rationalist und Agnostiker einen Ruf zu verlieren, schließlich hat er noch jeden Scharlatan überführt. Folgerichtig macht er sich auf der Stelle unbeliebt, als er an der Côte d’Azur ankommt. Doch ausgerechnet Sophie lässt sich von dem arroganten Skeptikers nicht aus der Ruhe bringen. Ganz allmählich schwant Stanley, dass er eine harte Nuss zu knacken hat.

Woody Allen hat für „Magic in The Moonlight“ das Drehbuch wie immer selbst verfasst. Dabei hat der New Yorker Autorenfilmer seine Themen schon längst gefunden und umtanzt diese mit jedem neuen Film. Sicher, es gibt variable Leitmotive und die Settings unterscheiden sich, aber letztlich geht es um Themen, die in seinem Filmschaffen nicht eben neu sind. Doch mit scharfzüngigen Dialogen und einer kurzweiligen, charmanten Story schmeichelt sich Allen auch mit „Magic in The Moonlight“ in die Zuschauerherzen. Swing und Dixieland-Jazz, die Allen sehr schätzt und auch selbst spielt, untermalen das nostalgisch elegante Setting der französischen Rivieraküste gegen Ende der Golden Zwanziger. Diese Leichtigkeit auf der Leinwand gelingt wenigen so lässig wie Woody Allen.

Kontrastiert wird das mit bissigen Dialogen und viel Wortwitz. Der englische Zauberkünstler scheint Colin Firth auf den Leib geschrieben, ebenso wie Emma Stone die junge, etwas ungebildete Amerikanerin. Wie so oft sind auch die Nebenrollen grandios besetzt und herausragend gescripted. Vor allem Eileen Atkins („Gosford Park“) als Stanleys Tante Vanessa hat hinreißend komische Szenen.

Man mag nun einwenden, dass Vieles in „Magic In the Moonlight“ schon in anderen Woody Allens Filmen vorgekommen ist: „Sweet and Lowdown“ für den Jazz und die Zwanziger, „The Scoop“ für die Magier als Protagonisten, „Whatever Works“ für den granteligen Alten und die junge Wilde, und „Midnight in Paris“ für die Magie der Liebe. Das alles ist durchaus zutreffend, wird der Eigenheit von Allens neuestem Werk aber nicht ansatzweise gerecht.

Viele Filmmacher, gerade Autorenfilmer haben Themen, die sie ein Leben lang bearbeiten und zu denen sie immer wieder zurückkehren. Auch bei Romanciers kann man das beobachten. Dabei handelt es sich weniger um einfallslose Wiederholungen als vielmehr um immer neue Betrachtungen und Sichtweisen, meditative und intellektuelle Kreise, um sich einem Phänomen zu nähern. Im Falle Woody Allens sind das der Widerspruch zwischen Realität und Glauben, die Irrationalität der Liebe und das ewige Zweifeln, das in seinem Alterswerk deutlich weniger neurotisch wirkt als zu Beginn seines Filmschaffens.

„Magic In The Moonlight“ ist eine typischer Woody Allen Film, der etwas altmodisch ist, aber humorvoll und romantisch zu unterhalten weiß und von einem wunderbaren Ensemble getragen wird. Wer will, kann sich dabei auch mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen. Einfach bezaubernd.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Magic in the Moonlight
OT: Magic in the Moonlight
Genre: Romanze, Komödie, Drama
Länge: 97 Minuten, USA, 2014
Regie: Woody Allen
Darsteller:innen: Emma Stone, Marcia Gay Harden, Colin Firth
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Warner
Kinostart: 04.12.2014
DVD-&DVD-VÖ: 16.04.2015