Necromancer – Stay Metal!: Vom Hobby zum Beruf

Das wichtigste zuerst: Die dänische Horrorkomödie „Necromancer – Stay Metal!“ ist sehenswert ausgefallen, allerdings – und das sollte dem Publikum bewusst sein – handelt es sich um eine Low Budget Produktion, quasi an der Grenze zu überhaupt keiner Finanzierung. Für Genre-Werke, die von Effekten leben, eine ziemliche Herausforderung. Aber die jugendlichen Geisterbeschwörer schlagen sich unterhaltsam. Die trashige Home-Entertainment-Premiere erscheint als DVD, Blu-ray und VoD bei Meteor Films.

Teenager Jimmy (Jakob Hasselstrøm) ist in seiner dänischen Heimatstadt ein Außenseiter. Der Schlaks hat keine Freunde und seit seine Mutter gestorben ist, treibt sich der junge Mann häufiger auf dem Friedhof herum als zuhause bei seinem trauernden Vater. Jimmy ist Heavy Metal Fan und beschäftigt sich ernsthaft mit Satanismus, Spiritismus und den dunklen Künsten, auch um mit seiner Mutter in Kontakt zu kommen.

Zwangsweise bekommt Jimmy dann von seinem Lehrer einen neuen Kumpel verordnet, Amir (Razi Irawani). Der ist neu in der Stadt und macht sich über das Satanismus-Ding lustig, bis er merkt, dass die Jungs damit vielleicht Bräute aufreißen können. Zufällig bekommt Jimmy mit, dass die Klassenschönheit Luise (Sidse Kinnerup) Schlafprobleme hat. Der selbsternannte Experte für Paranormales diagnostiziert Luise, sie würde des Nachts geritten – also von einem bösen Geist – und bieten an, selbigen auszutreiben.

Luise lässt sich auf das abstruse Angebot ein, ihre beste Freundin Anna (Marie Fritsche) muss selbstredend mit von der Partie sein. Während Amir die „Spaßveranstaltung“ mit Trockeneis-Nebel aufmischen will, befreit Jimmy tatsächlich einen Geist. Leider handelt es sich dabei nicht um eine geplagte Seele, sondern um einen bösartigen Wiedergänger. Mit diabolischer Macht versucht der Geist wieder ins Diesseits zu gelangen. Während Jimmy verzweifelt versucht, die übersinnliche Gefahr von der Stadt abzuwenden, halten alle anderen den Metal Head für komplett durchgeknallt.

Ich gestehe, als langjähriger Fan harter Musik hat mich vor allem das Heavy Metal haltige der dänischen Komödie interessiert und in der Hinsicht, war die Ernüchterung schnell da. Mercyful Fate und King Diamond bleiben ebenso aus wie keine in den Süden gezogenen durchgeknallten Kirchenbefeuerer auftreten. Statt dessen handgebastelte Wehr-Keiler, die den Friedhof bewachen und lebendig verscharrte, experimentierfreudige Ärzte. Aber das ging mir bei „Happy Metal“ ebenso und „Necromancer – Stay Metal!“ hat andere Qualitäten.

Mit „Lass die Toten ruhen“ („Lad de døde hvile”) hat Regisseur und Autor Sohail A. Hassan einfach die naheliegenden Klischees über harter Musik und satanistische, dämonische Texte zum Ausgangspunkt einer gruseligen Teenie-Komödie gemacht. Im Grunde ist „Necromancer – Stay Metal!“ eher ein Film über das Erwachsenwerden in einer Kleinstadt, über Verlust und Trauer und darüber, ein Teil einer Gemeinschaft zu werden. Darin unterscheidet sich die dänische Horror-Komödie nicht von aufwändigeren US-Produktionen.

In dem recht ausführlich ausgefallenen Making of plaudern die Macher sehr sympathisch offen über alle Aspekte des Films und seine Entstehungsgeschichte. Das ist einerseits löblich, nimmt der Low-Budget-Produktion aber auch etwas von ihrem Mythos, ihrem „Shabby Chic“. Tatsächlich hatten die Macher kaum Geld zur Verfügung und die jungen Darsteller sind allesamt unerfahren, wobei Razi Irawani als Amir eigentlich youtuber ist und kein Schauspieler, und für flotte Sprüche sorgen soll.

Bisweilen kommt „Necromancer“ etwas platt rüber, schafft es aber oft genug, die Kurve noch zu kriegen. Das liegt vor allem am „heiligen Ernst“ mit dem Satanist Jimmy bei der Sache ist. Zuschauer:Innen sollten in Sachen Spezialeffekte und Spannungsaufbau nun auch keine Wunder erwarten, aber für den einen oder anderen Überraschungsmoment reichts locker.

Letztlich ist mir „Necromancer“ deutlich lieber als Genre-Stangenware wie „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“ (2014) oder „Unknown User“, erreicht aber nicht den verspielt apokalyptischen Kiesgruben-Charme von „Turbo Kid“ (2015). Etwas mehr Biss und/oder etwas mehr Heavy Metal hätte dem Teenie-Grusel nicht geschadet, aber auch so reicht es für charmant trashige Unterhaltung.

Der deutsche Verleihtitel des dänischen Horror-Trashers ist etwas irreführend, denn für eine Heavy Metal Horror-Komödie fehlt es an musikalischer Härte. Wer Hochglanzhorror erwartet, ist hier verkehrt, wer sich für handgebastelte Zombie-Wildschweine freuen kann, ist hier richtig. Die im Grunde handelsübliche Teenie-Grusel-Klamotte bügelt mangelnde Finanzkraft mit viel Liebe zum Detail, skandinavischer Natürlichkeit und offensivem „Arm, aber sexy“-Charme aus.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Necromancer – Stay Metal!
OT: Lad de døde hvile
Genre: Horror, Komödie,
Länge: 104 Minuten, DK, 2018
Regie: Sohail A. Hassan
Darsteller:Innen: Jakob Hasselstrøm, Razi Irawani, Sidse Kinnerup, Marie Fritsche
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Meteor Film
DVD- & BD-VÖ: 15.01.2021