Eigentlich ist John Wells eher als Serien-Produzent erfolgreich doch 2011 ließ ihm die Wirtschaftskrise keine Ruhe mehr und Wells nahm auf dem Regiestuhl Platz: Mit „Company Men“ erschien der Film zur weltweiten Rezession. Mitten in der Pandemie vielleicht wieder ganz aktuell. Ein starbesetztes amerikanisches Alltagsdrama aus dem Archiv.
Dass eigentlich kein Job sicher ist, ist eine Binsenweisheit, die man gerne mal am Tresen von sich geben kann, bis es einen selbst trifft. Bei dem amerikanischen Global Player GTX sinkt der Firmenwert in Verlauf der weltweisen Wirtschaftskrise, so dass die Führungsetage auf Verkleinerung und Effizienzsteigerung setzt. Im Klartext bedeutet das Entlassungen.
Und es trifft nicht nur das gemeine arbeitende Fußvolk, sondern auch leitende Angestellte. Wie den regionalen Verkaufsleiter Bobby Walker (Ben Affleck). Der Vater zweier Kinder ist erfolgsverwöhnt, fährt als Zweitwagen einen Porsche, geht golfen und hat auch zur Firmenleitung ein gutes Verhältnis. Doch das alles schützt nicht vor der Entlassung.
Sein älterer Kollege Phil Walker (Chris Cooper) ist froh, dass es ihn nicht getroffen hat. Und Gene McClary (Tommy Lee Jones) der zusammen mit Firmeninhaber James Sallinger (Craig T. Nelson) hält die Entlassungswelle ebenso für den falschen Weg wie das Abstoßen unrentabler Geschäftsbereiche. Damit macht er sich in der Führungsetage nicht gerade Freunde.
Während Bobby Walker mit seiner Arbeitslosigkeit und der aussichtslosen Suche nach einer neuen Anstellung komplett überfordert ist und zunächst alles tut, um den Schein des Erfolges zu wahren, ist für seine ehemaligen Kollegen längst noch nicht alles in trockenen Tüchern: die Aktienkurse sinken weiter und eine neuerliche Entlassungswelle steht an.
„Company Men“ zeigt eindrucksvoll und großartig gespielt wie sich in Amerika die Angst vor dem Jobverlust breit macht und auch hochqualifizierte Angestellte unerwartet in ermüdenden Weiterqualifizierungsmaßnahmen landen. Bobby braucht so seine Zeit, um zu realisieren, dass die Suche nach einen neuen Job, der die Familie ernährt und den Lebensstandard hält, kein Selbstgänger ist. Während seine Frau von Anfang an versucht, einzusparen und sich auf den Fall einzustellen, dass Bobby lange arbeitslos sein wird, leugnet dieser lange die Realität, bis er sich eingestehen muss, arbeitslos zu sein und sich sein Leben nicht mehr leisten kann.
In dieser Phase kommt der ungeliebte Schwager Jack Dolan (Kevin Costner) zur Hilfe, die Bobby nur wiederwillig annimmt. Er kann aushilfsweise in Jacks Trockenbau-Firma aushelfen und so landet der Wirtschaftsabsolvent als Handlanger auf dem Bau. Hier erfährt er am eigenen Leib, dass Arbeitgeber auch eine Verantwortung gegenüber ihren Arbeitern und Angestellten haben können. Eine Sichtweise die auch Gene McClary teilt, ohne sie in dem großen Konzern umsetzen zu können.
Regisseur John Wells, der auch das Drehbuch schrieb, ist wie eingangs erwähnt von Haus aus eigentlich eher Filmproduzent für TV-Serien („Shameless“, Emergency Room“, Westwing, „Animal Kingdom“ etc). Doch das Thema Wirtschaftskrise und Jobverlust ließ ihm keine Ruhe mehr. Mit den solide erzählten Geschichten der drei Hauptfiguren gelingt es Wells ein Panorama der Auswirkungen zu zeigen, das weder abstrakt noch abgehoben ist, sondern zeigt, wie der einzelne mit seinem Schicksal Jobverlust umgeht und welche Schwierigkeiten diese Umwälzungen im Leben haben können. Gerade für jene, die sich immer auf der sicheren Seite wähnten.
Während sich „Margin Call“ seinerzeit mit dem Innenleben des gierigen Finanzwesens auseinandersetzte, zeigt das amerikanische Drama „Company Men“, wie es denen ergeht, die ihre Arbeit verlieren, weil die Firma die Aktionäre bei Laune halten muss. „Company Men“ ist dabei kein Rührstück geworden, sondern ein differenziertes Drama, das einfach zeigt, worauf es ankommt. Zwar kommt dem glorreichen Handwerk mit seiner ehrlichen, verantwortungsvollen Arbeitsethik eine etwas zu verklärte Rolle zu, aber die Aussage von „The Company Men“ kommt an und ist stimmig und großartig besetzt.
„Company Men“ ist der Film zur Wirtschaftskrise und zeigt, wie es gehen kann, wenn man seinen Job verliert. Dank einer großartigen Besetzung und einem sachlichen Drehbuch überzeugt John Wells amerikanisches Drama auf unterhaltsam ernsthafte Weise.
Film-Wertung: (7 / 10)
Company Men
OT: The Company Men
Genre: Drama
Länge: 104 Minuten, USA, 2011
Regie: John Wells
Darsteller: Ben Affleck, Chris Cooper, Tommy Lee Jones, Kevin Costner,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Senator (Leonine)
Kinostart: 07.07.2011
DVD- & BD-VÖ: 09.12.2011