Prince Avalance: Road Movie mal anders

2013 kam mit der Tragikomödie “Prince Avalange” eine amerikanische Indiependent-Komödie in die Kinos, die hinter die Kulissen blickt. Was Sie schon immer über Fahrbahnmarkierungen wissen wollten. „Prince Avalache“ zeigt zwei ungleiche Straßenarbeiter in der texanischen Wildnis. Das Remake des isländischen Roadmovies „A annan veg“ (“Either Way“) gefällt mit feiner Regiearbeit und lakonischem Humor. Dabei kehrte „Ananas Express“-Regisseur David Gordon zu seinen Indie-Wurzeln zurück. Aus dem Archiv auf die Straße.

Ende der 1980er haben die Straßenarbeiter Alvin (Paul Rudd) und Lance (Emile Hirsch) den Job, Mittelstreifen auf Straßen zu malen. Seit Monaten sind sie in Texas an der Arbeit, wo Waldbränden die Gegend verwüstet und entvölkert haben. Tagelang begegnen sie keiner Menschenseele. Während der eine die Maschine anschiebt und der andere die Markierungshütchen aufstellt und wieder einsammelt, kann man sich sehr wohl über Beschallung aus dem Ghettoblaster streiten.

Alvin hat gerade Beziehungsstress mit Lances Schwester. Doch während er den Aufenthalt in der Wildnis als charakterbildend betrachtet, langweilt sich der jüngere Lance in der Campingeinöde zu Tode und hat außer Party und Frauen nichts im Sinn. Während sich die beiden durch die verkohlten Waldgebiete schlagen, ist der Lagerkoller unausweichlich.

Regisseur David Gordon, der 2008 mit „Ananas Express“ einen feinen Kiffer-Blockbuster inszenierte, versuchte sich im Anschluss weiter im Komödienfach, aber „Your Highness“ und „Bad Sitter“ konnten an den großen Erfolg nicht anknüpfen. Nach einem Gastspiel als Serienregisseur kehrt Gordon dann zurück zur Independent-Komödie.

Anschließend ging es für den Regisseur und Produzenten mit „Joe – Die Rache ist sein“, „Die Wahlkämpferin“, „Stronger“ und Halloween“ zwar starbesetzt nicht aber kritiker-geliebt weiter. Hinzu kamen diverse Serien, die beim Publikum ebenfalls besser ankamen als bei den Profi-Zuschauern. Zurück zu „Prince Avalanche“:

David Gordon Green nimmt das isländische Original, das weltweit und auch hierzulande nur 2011 auf einigen Filmfestivals lief, und versetzt seine beiden Antihelden in eine ebenso verstörend bizarre Landschaft, wie sich wohl auch Island bereitgehalten hat. Koproduziert wurde das amerikanische Remake gleich von zweien der isländischen Produzenten, Arni Filipusson und David Oscar Olafsson („Flags of our Fathers“, „Hostel 2“). Insofern wird die amerikanische Fassung wohl den Ansprüchen eines gelungenen Remakes genügen.

„Prince Avalance“ offeriert als ruhige, melancholische Komödie keine Lachsalven. Stattdessen kommt allein durch das Setting eine beinahe traumhafte, surreale Stimmung auf. Die konstante Einsamkeit von Alvin und Lance geht zum Teil in dieser Stimmung auf, zum Teil bricht sie albern explosionsartig daraus aus. Die beiden können sich nicht wirklich gut leiden. Konstante Reibereien, die häufig genug in dem Running Gag enden „Können wir nicht einfach mal die Stille genießen“.

„Prince Avalance“ zeigt dabei aber auch schräge Begegnungen in diesem Szenario: Gelegentlich ein alter, trinkfester Lastwagenfahrer auf, Alvin trifft eine mysteriösen alten Dame, die in den verkohlten Überresten ihres Hauses nach ihrem Pilotenschein wühlt. Traum oder Wirklichkeit?

Auf der Berlinale 2013 war „Prince Avalance“ für den Goldenen Bären als bester Film nominiert und David Gordon leitet den Zuschauer mit seinen temporeichen Schnitten und den elegischen Kamerafahrten; vervollständigt wird die stimmige Filmkomposition durch eine dezente Filmmusik und einige zeitgenössische Ohrwürmer.

Paul Rudd („“Trauzeuge gesucht“, „Immer Ärger mit 40“) und Emile Hirsch („Into the Wild“) spielen ihr ungleiches Paar mit großer Bandbreite und pendeln mit großer Sicherheit zwischen Albernheit und Ernsthaftigkeit. Allein die Outfits sieht man selten auf der Leinwand.

Wer sich zu melancholischen Indie-Komödien hingezogen fühlt, wird sich zu Fuß auf der Straße mit Alvin und Lance fein amüsieren. Das Road Movie „Prince Avalanche“ ist ebenso charmant wie kauzig. Gelegentlich ist das Roadmovie aber auch wie die endlose Straße, die nach gelben Mittelstreifen ruft.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

„Prince Avalanche“
OT: Prince Avalanche
Genre: Komödie, Drama
Länge: 94 Minuten, USA, 2013
Regie: David Gordon Green
Darsteller: Paul Rudd, Emile Hirsch
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Indigo, Good Movies
Kinostart: 26.09.2013
DVD-VÖ: 07.02.2014