Echte Kerle weinen nicht. Oder doch? 2016 kam hierzulande die spanische Tragikomödie „Feunde fürs Leben“ ins Kino. Der katalanischen Regisseurs Cesk Gay sind „Freunde fürs Leben“ gerade solche, die auch am Ende eines Lebenswegs da sind. Da jettet man auch schon mal um den Halben Planeten, wenn man das Gefühl hat, gebraucht zu werden. Mit den beiden großartigen Hauptdarstellern Ricardo Darin und Javier Cámara beleuchtet der spanische Überraschungserfolg, der für sechs Goyas nominiert war, eine Männerfreundschaft und Dinge, die man über Hunde-Haltung wissen sollte.
Tomás (Javier Cámara) lebt seit Jahren mit seiner Familie in Montreal. Sein Jugendfreund Julián (Ricardo Darin) lebt in Madrid. Der Schauspieler Julián leidet unheilbar an Krebs. Nach der ersten Chemo ist der Krebs nun zurückgekehrt. Der Mime hat beschlossen, keine weitere Behandlung auf sich zu nehmen. Also macht sich Tomás zu einem Besuch nach Spanien auf, um seinen Kumpel zu überreden, wird aber direkt abgeblockt: „Wenn du nur gekommen bist, um mich umzustimmen, kannst du gleich wieder gehen.“
Julián versucht Alltäglichkeit zu erhalten. Der kleine Narzist schleift seinen Kumpel seelenruhig durch die spanische Hauptstadt und tut, als wäre nichts. Juliáns einzige Sorge gilt seinem Boxer-Hund Truman. Nun suchen Julián nach neuen Besitzern für den Hund. Tomás, der von eher ruhigem Naturell ist, lässt seinen Freund einfach machen und wartet ab, wohin es die beiden treibt. Vielleicht braucht Julián ja doch noch jemanden zum Reden?
Viele Von Cesk Gays Filmen sind hierzulande nicht erschienen. Anders der charmante Episodenfilm „Ein Freitag in Barcelona“ (2012). Regisseur Cesk Gay setzt nun erneut auf seine beiden Hauptdarsteller und lotet männliche Befindlichkeiten aus. Das Drehbuch entstand erneut zusammen mit Tomás Aragay. Dabei bewegt sich „Freunde fürs Leben“ hinsichtlich des traurigen Grundthemas und in Sachen Freundschaft in bekannten Bahnen und inszeniert vielleicht einige Gemeinplätze zuviel, lebt aber von den sehenswerten Darstellern.
Da geht es um Gemeinsamkeiten und Trennendes, es geht um männliche Hemmungen oder Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen, es geht um Abschiednehmen und darum, die letzten Dinge zu regeln. Und dennoch gelingt dem Film eine andere Dynamik und Intensität als etwa der französischen Dramödie „das Beste kommt erst noch“, die der Anlass war, diese Rezension aus dem Archiv zu holen.
Nicht von ungefähr kommt Hund Truman, der immerhin für den Originaltitel des Films sorgt, dabei eine Schlüsselrolle zu: als treuer Freund seines Herrchens, ergo als Freund fürs Leben, zudem und gleichzeitige auch als handlungstreibendes und haltendes Element. Selbstredend ist Juliáns Sorge um den Hund auch eine emotionale Kompensation.
Denn der scheinbar selbstbewusste Schauspieler weiß beispielsweise nicht, wie er in seiner Situation mit seinem gerade erwachsenen Sohn umgehen soll, der in Amsterdam studiert. Auch fällt es Julián schwerer als er zugibt, seinen Beruf am Theater loszulassen, dort hat man schon eine andere Besetzung verpflichtet. Erstaunlich ist dabei vor allem der vergleichsweise lockere Grundton des Films, in dem es schließlich auch und vor allem um das Sterben geht.
Schließlich wäre da noch Juliáns Cousine Paula (Dolores Fonzi), die dramaturgisch als eine Art Katalysator fungiert. Sie ist es, die Tomás über die Erkrankung seines Freundes informiert, sie hofft, er könne Julián umstimmen, doch eine Therapie zu beginnen. Im Laufe des Films wird immer deutlicher, dass Tomás das gar nicht vorhat, sondern den Willen seines Freundes akzeptiert.
Und Paula steht für alle, die den Tod eine vertrauten Menschen hilflos hinnehmen müssen. Stellvertretend für jene wird sie wütend, und fragt sich, was sie denn bitteschön mit der Information soll, als Julián beiläufig bemerkt, wenn es zu schmerzhaft werde, gäbe es ja auch noch aktive Sterbehilfe. Und so ist es letzlich wieder eine Frau, die den Männern den Spiegel vorhält und die eigentlich schwierigen Themen auf den Tisch bringt.
Die spanische Tragikomödie „Freunde fürs Leben“ ergründet Freundschaft, Krankheit und Abschied und lebt vor allem von den tollen Darstellern. Das ist eher unterhaltsam als dramatisch ausgefallen. Stoff zum Nachdenken bietet „Freunde fürs Leben“ trotzdem zur Genüge. Ein ruhiger, sehenswerter Film.
Film-Wertung: (7,5 / 10)
Freunde fürs Leben
OT: Truman
Genre: Drama, Komödie
Länge: 108 Minuten, E, 2015
Regie: Cesk Gay
Darsteler: Ricardo Darin, Javier Cámara
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Ascot Elite
Kinostart: 25.02.2016
DVD- & BD-VÖ: 08.07.2016
Ein Kommentar