Quartett: Bühnenzauber

In einem Altenheim für Opernsäger sorgt ein Neuzugang für einigen Wirbel und scheucht die pensionierten Sänger und Musiker auf wie einen Haufen Hühner. In seinem Regiedebut spielt Hollywoodstar Dustin Hoffman zwar nicht selbst mit, hat aber eine umwerfende Besetzung für die wunderbare musikalische Komödie gewinnen können.

Das stilvolle Anwesen in der englischen Countryside ist eine Seniorenresidenz der besonderen Art. Hier werden nur Opernsäger und Sängerinnen und klassische Musiker aufgenommen. Auch die befreundeten Cecily (Pauline Collins), Reginald (Tom Courtenay) und Wilfred (Billy Conolly) genießen hier ihre Altesruhe.

Alljährlich gibt es ein Gala-Konzert, bei dem sich die Bewohner noch einmal in Schale schmeißen und das hoffentlich spendenwilligen Publikum in Begeisterung versetzen, denn die Einnahmen tragen maßgeblich zum Erhalt der Residenz bei. Cedric Livingston (Michael Gambon), seines Zeichens Opernregisseur und Impresario übernimmt wie in jedem Jahr die Planung und die Probenorganisation.

Doch die Vorbereitungen werden vollends gestört, als eine neue Bewohnerin eintrifft: Die Operndiva Jean (Maggie Smith). Welch Glanz in dieser Hütte! Cecily und Wilfred kommen auf die Idee, dass es extrem publikumsträchtig wäre, das berühmte Quartett aus Verdis „Rigoletto“ aufzuführen, jetzt da alle vier Sänger der seinerzeit berühmten Bühnen-Aufführung anwesend sind.

Doch leider waren Reginald und Jean, die andern beiden Sänger, mal verheiratet und reden seitdem kein Wort mehr miteinander. Es wird einige Mühe kosten, das Quartett tatsächlich wieder auf die Bühne zu holen und damit den Betrieb der Seniorenresidenz für ein weiteres Jahr zu sichern.

Der Gedanke erscheint ebenso absurd wie naheliegend, einen Alterswohnsitz für Opernsänger einzurichten. Doch tatsächlich hat der Komponist Verdi zu Lebzeiten ein solches Unternehmen begründet, das auch heute noch betreiben wird. Er selbst bezeichnete die „Casa Verdi“ in Mailand als eine seiner größten Leistungen. 1984 drehte der Schweizer Dokumentarfilmer unter dem Titel „Il Bacio di tosca“ eine Doku über dieses außergewöhnliche Altersheim. Später griff der Theaterautor Ronald Harwood dies als Inspiration für das Theaterstück „Quartett“ auf und sorgt nun auch für das Drehbuch zu Dustin Hoffmans erster sehr gelungen Regiearbeit.

„Quartett“ ist ein Ensemblefilm, der ganz auf die außergewöhnlichen Figuren und grandiosen Darsteller ausgerichtet ist. Nebenbei gibt es immer wieder kurioses und absurdes aus dem Alltag in der Seniorenresidenz, das seinen eigenwilligen, divenartigen Charme versprüht und für einigen Humor sorgt. Die britische Besetzung ist einfach hinreißend und Maggie Smith („Best Exotic Marigold Hotel“) wurde als zickige Diva für den Golden Globe nominiert, den sie allerdings für ihre Rolle in Downton Abbey“ bekam. Doch auch der nachdenkliche Reginald, die an Demenz leidende Cecily und der unermüdlich Altmännerwitz versprühende Wilfred sind grandios dargeboten.

„Quartett“ setzt ganz auf eine großartige Besetzung und so gewinnt die eigenwillige Komödie über das Älterwerden mit viel Charme und einigen sehr gelungenen Gags und natürlich mit viel Musik.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Quartett
OT: Quartet
Genre: Drama, Komödie,
Länge: 98 Minuten, GB/D, 2012
Regie: Dustin Hoffman
Darsteller: Maggie Smith, Pauline Collins, Tom Courtenay, Billy Conolly,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: DCM (Leonine)
Kinostart: 24.01.2013
DVD-VÖ: 13.11.2015