Mafia Mamma: Von wegen „La dolce Vita“

Ein Mafia-Komödie mit Toni Collette und Monica Bellucci verspricht zumindest turbulente Unterhaltung mit Frauenpower. Im Kino war die Komödie hierzulande allerdings nicht zu bestaunen. „Mafia Mamma“ kommt nun als Home-Entertainment-Premiere heraus und startet digital am 17. August 2023, bevor eine Woche später die DVD und Blu-Ray auf den Markt kommen. Wenn Mütter ausziehen.

Gerade hat Kristin (Tony Collette) einiges zu verkraften. Bei ihrem Job in der Werbe-Abteilung eines Kosmetikkonzerns kann sie mit ihren Ideen nicht punkten, außerdem geht ihr Sohn in einer anderen Stadt aufs College. Der Abschied fällt der Mutter schwer, während der Vater und Möchtegern-Rockstar das Motto: „Zieh los und hab Spaß!“ auch für sich in Anspruch nimmt.

Gerade als Kristin ihren Gatten im Keller mit einer jungen Lehrerin erwischt, kommt die nächste Hiobsbotschaft. Ihr Großvater ist verstorben. Der führte in Italien ein Familienunternehmen und Kristin nutzt die Beerdigung in Rom auch um Abstand zu gewinnen.

Doch dann kommt alles anders als sie dachte, statt sich mit gutem Essen und gutem Wein und feurigen Italienern zu Vergnügen, erbt sie ein Mafia-Imperium. Das befindet sich gerade im Bandenkrieg und Kristin wird als Familienoberhaupt gebraucht. Bianca (Monica Bellucci), die rechte Hand des verstorbenen Großvaters, den die Amerikanerin kaum gekannt hat, überredet Kristin zu bleiben, zumindest bis der Konflikt mit der Konkurrenz geregelt ist. Eventuell bietet sich ja noch eine Gelegenheit sich mit dem freundlichen Kerl vom Flugplatz zu treffen.

Eat, Pray, Fuck

Menschen in ein völlig anderes Umfeld zu werfen hat durchaus Potential für tolle Geschichten, die könne wahlweise spannend, dramatisch, traurig oder lustig sein. Die „Fisch aus dem Wasser“-Komödie lebt von krassen Unterschied des bisherigen zur neuen Situation. Daher sollte eine gewisse dramatische Fallhöhe entstehen, bevor es zu Slapstick kommt, der auch wirkt, bevor die Hauptfigur konfrontiert wird mit einer prinzipiell überfordernden Situation. Einfach, weil sämtliche Erfahrungswerte fehlen.

Während Regisseurin Catherine Hardwicke mit „Lords of Dogtown“, „Twilight“ und „Red Riding Hood“ als Filmmacherin zumindest einiges an Renommee einheimsen konnte, haben die drei Drehbuchautor:innen Amanda Sthers, J. Michael Feldmann und Debbie Jhoon bislang vor allem im TV-Serienbereich gearbeitet. Ehrlich gesagt ist es erstaunlich, wie anno 2023 solche Frauenfiguren ihren Weg in den Film schaffen wie jene von Kirsten, bevor sie ihr Erbe antritt. Das ist wohl etwas übermotiviert gescriptet.

Erstaunlicherweise habe ich mich erst neulich darüber gewundert, welches Frauenbild in einer gewissen Art von Fernseh-Romanze immer noch vermittelt wird. Fragte mich bei der Gelegenheit, ob die Darstellerinnen sich nicht veralbert vorkommen, während sie hoffen die in Reihe produzierten Romanzen als Karriere-Sprungbrett nutzen zu können. Nun sehe ich Toni Collette („The Sixth Sense“, The Hours“, „Heredity“) und Monica Bellucci („Tears of the Sun“, „Secret Agents“), namhafte Stars, die mit stereotypen Rollen zurande kommen müssen. Mir schwant, das Filmbusiness ist in Sachen Frauenrollen in den letzten Dekaden nicht viel weitergekommen und mit Frauen „mittleren Alters“ schlicht überfordert.

Der amerikanische Traum vom eigenen Weingut

Aus der „typischen“ Vorstadtmutter wird durch übertriebene Inszenierung und nicht vorhandenes Timing eine unselbständige Familienmutter, die aber immerhin noch das Geld für die Familie verdienen muss. Im Job ist Mansplaning (Männer erklären einer wie die Welt funktioniert) derart überspitzt, dass es wie Mobbing rüberkommt, nur eben ohne humoristisches Potential.

Leider wird es kaum besser, wenn für Kristin Stadt und Aufgabe wechseln und der unterforderten Toni Collette eine ebenfalls total unterforderte Monica Bellucci an die Seite gestellt wird. Die Schere zwischen brutaler Pflichterfüllung und erhofftem süßen Leben klafft immer weiter auseinander. Selbstredend stolpert Kirsten dann doch zu einem ersten Erfolg als Gangsterboss-Lady. Was zu einem arg brutal inszenierten Ausrutscher führt und zu einer Eskalationsspirale, die durchaus Möglichkeiten bietet und auch lustig hätte sein können. Die beiden Leibwächter machen eine ganz gute Figur.

Leider fehlt es häufig am Timing der Gags, an Spannungsaufbau und halbwegs originellen Ideen. So bleibt eine eher mäßig unterhaltsame Klamotte zwischen Gaunerkomödie und Romanze, die weder mit netten Locations noch mit toughen Frauen so richtig etwas anfangen kann. Es bleibt irgendwie erwartbar und zu platt um lustig zu sein.

Film-Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

Mafia Mamma
OT: Mafia Mamma
Genre: Komödie, Romanze
Länge: 101 Minuten, USA, 2023
Regie: Catherine Hardwicke
Darstellerinnen: Toni Collette, Monica Bellucci
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Square One
Kinostart: Nicht in Deutschland
Digital-VÖ: 17.08.2023
DVD- & BD-VÖ: 25.08.2023