Wohl kein Kunstinteressierter, der nicht einmal über die erstaunlichen Grafiken des niederländischen Künstlers M.c. Escher gestolpert ist. Seine Metamorphosen und unmöglichen Figuren sind erstaunlich anzuschauen, dennoch war der Grafiker überrascht und nicht ebenangetan, als ihn in den 1960ern in den USA eine Generation von Blumenkindern „entdeckte“ und seine Kunst in psychedelische Deko-Elemente verwandelte. Im Oktober konnte man die faszinierende Werkschau auf der großen Kinoleinwand bewundern, nun erscheint der Film für das Home-Entertainment.
Ursprünglich studierte der 1898 in Leeuwarden in den Niederlanden als jüngster von fünf Söhnen geborene Maurits Cornelis Architektur „ohne den Drang zu verspüren, Häuser zu bauen“, wohl schlicht, weil auch der Vater Architekt war. Dank eines unsichtigen Lehrers entdeckte er seine Neigung zur Kunst und wechselte das Fach. Vor allem Grafik und Holzschnitten haben es dem jungen Escher angetan, alles, was ohne Farbigkeit auskommt.
Aus Gesundheitsgründen zog es Escher als jungen Mann nach dem ersten Weltkrieg in die Toskana, wo er seine spätere Frau Jette Umiker kennen. Zu der Zeit war Escher als bildender Künstler und Grafiker noch keineswegs etabliert. Gleichwohl sind die Arbeiten aus dieser frühen Phase beeindruckend, von großer Klarheit und Schönheit, selbst wenn sie bei weitem nicht die Popularität späterer Werke erreichten.
Davon kann sich der Käufer der liebevoll aufgemachten DVD selbst überzeugen. Die DVD ist mit einen Faltposter und einigen Postkarten als Bonus-Material ausgestattet. Hinzu kommt ein 24-seitiges Booklet das einige Texte zu Film und Künstler beinhaltet. So etwa das Director’s Statement, eine Escher-Biografie und viele Kunst-Fotografien. Etliche Argumente für diese herausragende Kunst-Doku.
Folgt man der Chronologie und der Kausalität der sehenswerten Kunst-Dokumentation „M.C. Escher: Die Reise in die Unendlichkeit“ war es vor allen der Einfluss muslimischer Ornamentik, der Escher letztlich sein großes künstlerisches Leitmotiv verdankt. Bei einer Reise durch Europa zeigte sich das Ehepaar Escher höchst beeindruckt von der Alhambra, der maurischen Altstadt, von Granada. Tagelang habe man die Wandgemälde abgezeichnet und gemalt. Die Muster und ihre mathematische Genauigkeit analysiert und nachvollzogen. So geht es aus den Tagebuch-Eintragungen hervor, die dem Film von Robin Lutz seine Struktur und seine emotionale Lebendigkeit verleihen.
Gelesen wird dieser sorgsam editierte Originalkommentar des Künstlers zu seinem Leben und Werk von namhaften Schauspielern. Im der deutschen Fassung erledigt Matthias Brandt die Aufgabe des Sprechers, in der englischen Fassung gibt Stephen Fry als Stimme des Künstlers zu hören. Angereichert wird diese im Wesentlichen chronologische Präsentation von Künstler und Werk von den Erinnerungen der beiden Escher-Söhne.
Wie so viele Kunst-Dokus ist auch in „M.C. Escher –Reise in die Unendlichkeit“ das Editieren, das Sichten und Auswählen des Materials die größte Herausforderung und eine wahre Sisyphos-Aufgabe. Dem niederländischen Dokumentarfilmer Robin Lutz gelingt mit der Escher-Doku eine sehr lebendige Präsentation des Werkes.
Auch, weil der Film auf das Mittel der Animation zurückgreift, um die Bilder lebendig werden zu lassen. Immer wieder folgt die Kamera Lebewesen auf einer Grafik durch die verschlungenen Wege, welche die unmöglichen Figuren Eschers nahelegen, bevor das gesamte Bild gezeigt wird. Diese Blickführung vom Detail zur Totalen ist durchaus spannend und sorgt für erstaunliche und hinreißende Einblicke in die detailverliebten, häufig mathematisch filigranen Arbeiten.
Vielleicht hätte die Kamera ein wenig länger auf dem Gesamteindruck eines Werkes liegen könne. Mit rund 80 Minuten Spielzeit ist der Zuschauer kurzweilig aber doch umfassend unterhalten, da wäre ein längeres Innehalten, sich ergreifen lassen vom Werk möglich gewesen und hätte den ohnehin meisterlichen Eindruck dieser Kunst-Doku nur unterstrichen.
„M.C. Escher – Die Reise in die Unendlichkeit“ ist ein großartiger Dokumentar-Film und ein schlagkräftiges Argument sich vielleicht wieder mehr mit bildender Kunst zu beschäftigen. Dank der Originalzitate und sorgsamer Kameraführung in die einzelnen repräsentativ ausgewählten Werke, kommt man der Kunst des Maurits Cornelis Escher faszinierend nahe.
Film-Wertung: (8 / 10)
M. C. Escher – Reise in die Unendlichkeit
OT: Escher: Het Oneindige Zoeken
Genre: Doku, Biografie, Kunst,
Länge: 80 Minuten, NL, 2018
Regie: Robin Lutz
Mitwirkende: M.C.Escher (Archiv O-Töne), Georg Escher, Jan Escher,
FSK: ohne Altersbeschränkung,
Extras: Booklet, Faltplakat, Postkarten
Vertrieb: MFA Films, Alive
Kinostart: 10.10.2019
DVD-VÖ: 02.04.2020
Copyright aller M. C. Escher Werke bei © the M. C. Escher Company B.V.- Baarn – the Netherlands
Offizielle M.C. Escher Seite
Wikipedia-Eintrag zu M.C. Escher
Filmseite bei MFA