Nach dem fulminanten Auftakt der neuen „Catwoman“-Serie von Joelle Jones ließ die Fortsetzung, (zumindest hierzulande) etwas auf sich warten. Nun liegt der zweite Sammelband mit den Solo-Abenteuern von Selina Kyle vor und bringt neben den neuen Feinden im beschaulichen kalifornischen Villa Hermosa auch alte Bekannte wieder ins Spiel. Dumm auch, dass Cobblepot ein Angebot auftischt, das Catwoman unmöglich ablehnen kann.
Lange genug hat sich Selina Kyle als Kätzchen gefühlt und sich zu Nutze gemacht, von der Männerwelt immer unterschätzt zu werden. Aber damit ist nun Schluss. Frau ist selbstbewusst und hasst es, nicht ernst genommen zu werden.
In ihrem neuen Wohnort Villa Hermosa hat sich Catwoman bereits mit einer mächtigen Widersacherin angelegt. Die Politiker-Gattin Reina Creel hat ihre ganz eigenen Mittel und Wege ihre Macht auszuweiten. Zwar ist die Patriarchin aktuell von der Bildfläche verschwunden doch einer ihrer Söhne steht gerade als Bürgermeister-Kandidat zur Wahl.
So richtig glücklich ist Selina nicht, als Oswald Cobblepot alias der „Pinguin“ an der Westküste auftaucht und Ihr einen Auftrag anbietet. Sie soll eine alte Reliquie stehlen. Catwoman macht sich an die Arbeit und schon bald stellt sich heraus, dass auch die Creel hinter der Reliquie her ist.
Joelle Jones hat sich in diesem zweiten „Catwoman“-Sammelband, der die US-Ausgaben 7 & 8 und 10 bis 13 sowie das Catwoman Annual enthält darauf beschränkt die Story auszuarbeiten. Das Artwork überlässt sie weitestgehend Fernando Blanco, der schon zuvor an „Catwoman“ mitarbeitete und der Koloristin Laura Allred, die mal wieder für tolle, knallige Farben sorgt.
Da ich ein Fan von Joelle Jones Zeichenstil bin, ist es selbstredend schade, dass sie nicht am Artwork mitgearbeitet hat. Aber: auch Blanco hat einen starken und eleganten Zeichenstil, der es schafft die Eleganz der Figur auf die Seiten zu bannen. Die Action ist bisweilen etwas statisch, hat in diesen Phasen aber wegen der Effekte Ähnlichkeit mit dem Artwork von Eduardo Risso („Batman: Kaputte Stadt“). Keine schlechte Inspiration, immerhin ist Risso ein Meister des düsteren Thrillers. Ein bisschen Glamour geht den Bildern insgesamt aber schon ab.
Auch die Story, die nicht nur lose auf den Geschehnissen der vorangegangenen Ausgaben aufbaut, verändert sich hin zum übernatürlichen Mystery-Thriller. Zwar kommt mit dem Pinguin ein alter, handfester Bekannter ins Spiel, aber der alten mittelamerikanischen Reliquie werden starke magische Kräfte nachgesagt. Die jeder der Beteiligten für sich (und meist für dunkle Zwecke) nutzen will. Das ist an sich ganz spannend, geht so ein bisschen in die „Indiana Jones“ oder auch „Tomb Raider“ Richtung und steht Catwoman gut zu Gesicht.
So stark wie der Serienauftakt sind die in sich abgeschlossenen Episoden, die einem starken roten Faden Folgen aber nicht. Es bleibt abzuwarten wie sich Joelle Jones hier als Autorin weiterhin entwickelt. Denn letztlich steht und fällt jede noch so ikonische Figur mit der Qualität der Geschichten.
Das „Catwoman“-Annual, das diesen Band abschließt, ist in sich abgeschlossen und hat mit dem Rest der Serie kaum etwas zu tun. Selina nimmt eine Streunerin auf, die sich dann so wohl fühlt, dass sie Freundinnen mitbringt, bis die Dinge eskalieren. Erzählt ist die unterhaltsame Geschichte, aus unterschiedlichen Perspektiven irgendwo zwischen gefilmter Zeugenaussage und einer News-Doku. Sehr unterhaltsam, mehr aber auch nicht.
Obwohl der zweite „Catwoman“-Sammelband „Blutopfer“ auf sich hat warten lassen und die Vorfreude groß warm, kann die Fortsetzung von Selina Kyles Abenteuern im kalifornischen Villa Hermosa nicht ganz an den sehr gelungenen vorangegangenen Band anknüpfen. Sehr unterhaltsam ist „Blutopfer“ aber allemal geworden.
Comic-Wertung (7 / 10)
Catwoman 2: Blutopfer
OT: Catwoman (2019) 7-8, 10-13, Annual 1, DC Comics, 2019
Genre: Comic, Superhelden
Autorin: Joelle Jones
Zeichner: Fernando Blanco et al.
Farben: Laura Allred, et al.
Übersetzung: Carolin Hidalgo
Verlag: Panini Comics, Softcover, 188 Seiten
VÖ: 10.03.2020