Silver Surfer Black: Gott der Finsternis

In Marvels Superhelden-Kosmos gibt es einige Charaktere, die aus unerfindlichen Gründen schon immer hervorstanden. Der Silver Sufer, der 1966 in den Fantastischen Vier debütierte, gehört zu diesen Gestalten. Immer wieder haben sich Kreative ans Werk gemacht, um epische und kosmische Geschichten um Norrin Radd zu erzählen und gelegentlich ist dabei große Kunst herausgekommen. Jetzt erhebt sich „Silver Surver Black – Gott der Finsternis“ in den Comic-Olymp. Autor Danny Cates, Zeichner Tradd Moore und Kolorist Dave Stewart sind die Dreifaltigkeit hinter diesem furiosen Kampf gegen die universelle Dunkelheit.

Das Wunderbare an den Panini-Sammelbänden amerikanischer Superhelden-Comics ist normalerweise, dass die kürzeren Geschichten, die sich über 5 bis 7 US-Ausgaben erstrecken, bereits abgeschlossen vorliegen. Dann wird das Ganze auch noch leserfreundlich präsentiert, im Fall von Silver Surfer Black mit einem Intro von Redakteur Christian Endres, der kurz und knackig die Vorgeschichte bis zum Beginn dieser Miniserie und die Silver Surfer Historie bei Marvel zusammenfasst. Zudem beginnt die Geschichte damit, dass sich der Surfer erinnert, was ihn und seine Freunde auf jene Seite des Schwarzen Loches gebracht haben, auf der er sich nun eine der größten Herausforderungen seines langen kosmischen Lebens gegenübersieht.

Geschwächt wird der Surfer angezogen von einer dunklen Macht, die sich auf einem abseitigen Planeten eingerichtet hat und dort Götter zu Torwächtern erniedrigt, nur um sich dem Silver Surfer als Gottheit Knull zu offenbaren. Und die Finsternis selbst hat den Surfer ganz körperlich infiziert. Sein Hand beginnt schwarz zu werden, dann sein Arm und Norrin Radd kämpft verzweifelt um seine Seele. Überraschenderweise bekommt er dabei Unterstützung von einem ganz anderen Planeten. Ego (Filmfans aus „Guardians ofThe Galaxy 2“ bekannt) sieht sich selbst in Gefahr und gewährt dem Surfer Schutz und Unterstützung. Doch wie kommt man dieser Urgewalt, der personifizierten Dunkelheit Knull bei?

Autor Danny Cates hat bei Marvel schon mehrfach das Weltall gerockt und seine Thanos Story in „Thanos Megaband 2“ schafft das beinah unmöglichem, die großartige vorangegangene Thanos-Serie von Jeff Lemire mehr als würdig fortzusetzen. Im selben Megaband wird der Ghost Rider auch noch zu einer kosmischen Rache-Mmaschine gemacht, aber das abgedrehte Zeug sollte jeder selbst lesen. Die vorliegende Silver Surfer Geschichte kann das alles noch locker toppen und gehört für mich zu dem stärksten, was Cates bislang geschrieben hat. Dabei steht dieser ebenso düster wie psychedelische Silver Surfer so dermaßen direkt in der Tradition eines Jack Kirby, dass es fast direkt aus den Sechzigern herangebeamt wirkt; ohne dabei altbacken oder abkupfernd zu wirken.

Im Gegenteil: So frisch hat man die tiefgründige Gestalt des Surfers lange nicht mehr gesehen. Sicher, das Requiem war auch großartig und der letzte Surfer-Megaband von Dan Slott und den Allreds hatte auch seine Momente vor allem in dem Artwork, das an Pop-Art erinnerte. Tradd Moore (Zeichnungen) und Dave Stewart (Farben) gehen aber noch einen Schritt weiter und lassen die bunte Pop-Art hinter sich, um wieder in einer psychedelischen Farborgie zu enden, über die sich die Grateful Dead ebenso gefreut hätten, wie Jack Kirby seinerzeit.

Versteht mich nicht falsch, es ist nicht einfach nur bunt und durchgeknallt. „Silver Surfer Black“ ist konzeptionell grandios und visuell einzigart. Hier wird an Assoziationen aus „Alice im Wunderland“ ebenso erinnert wie an „2001“, Elmos wirre Muppet-Rutsche ins Grummelland spielt in Silver Surfer Black ebenso hinein wie Moebius/ Jodorowskis „John Difool“. Aber bevor ich mich in die ultimative Lobhudelei verliere nur soviel: so quecksilbrig war der Silver Surfer noch nie!

Ad aspera ad astra. Durch die Farbe in die Finsternis. Der schwarze Silver Surfer ist erzählerisch ein Ritt auf der Rasierklinge von Shooting Star Danny Cates. Darüber hinaus ist das quietschbunte Artwork von Tradd Moore zumindest kongenial, wenn nicht sogar der eigentliche Hingucker dieser ebenso psychedelischen wie düsteren Reise in das Herz der kosmischen Finsternis. Die „Comic-Götter“ Stan Lee und vor allem Jack Kirby sind stolz auf euch.

Comic-Wertung 10 out of 10 stars (10 / 10)

Silver Surfer Black: Gott der Finsternis
OT: Silver Surfer: Black 1-5, Marvel Comics, 2019
Genre: Comics, Superhelden,
Autor: Donny Cates
Zeichner: Tradd Moore
Farben: DaveStewart
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 1116 Seiten
VÖ: 25.02.2020

Silver Surfer Black bei Panini Comics