Nun geht es also zu Ende mit der erfolgreichen TV-Adaption der großen Saga aus Cornwall. Winston Graham schrieb mit seinen „Poldark“-Romanen eine Hymne an die südenglische Küstenlandschaft. Drehbuchautorin Debbie Horsfield hat die Geschicke von Ross Poldark, jenem Titelhelden und Landadeligen mit sozialer Ader kongenial im Serienformat umgesetzt. Mit der fünften Staffel endet die von der BBC produzierte Erfolgsserie „Poldark“, die nun bei Edel Motion für das Home Entertaiment auf DVD und Blu-ray erschienen ist.
Bevor es gleich ins Detail geht und dabei für Serien-Neulinge und Quereinsteiger zwangsläufig gespoilert wird, an dieser Stelle wie gewohnt der Hinweis, dass die romantische, historische Serie „Poldark“ hierarchisch erzählt ist. Das bedeutet, die Handlung ist fortlaufend und die Figuren entwickeln sich weiter. Wer nicht am Beginn einsteigt, verpasst zwangsweise Ereignisse, auf die in der Serie später Bezug genommen wird. Zudem endete die vierte Staffel mit einem gravierenden und schmerzlichen Verlust. Hier geht es daher zur Vorstellung der Auftaktstaffel von „Poldark“. Und nun endlich zu Staffel 5.
Anno 1800: Das neue Jahrhundert beginnt für den Landadeligen Ross Poldark (Aiden Turner) mit einem Ausflug in die Vergangenheit. In Cornwall erreicht ihn das Hilfegesuch eines alten Armeefreundes. Captain Ned Despart (Vincent Regan) sitzt in London ohne Anklage im Gefängnis. Nach dem Dienst in Nordamerika hatte es ihn schließlich nach Honduras verschlagen, wo er sich als Gouverneur für die Rechte der Sklaven einsetzte, die ehemalige Sklavin Kitty (Kerry McLean) heiratete und sich mit den einflussreichen Mahagoni-Händlern und Plantagenbesitzern anlegte. Diese sorgten schließlich für Desparts Abberufung und dafür, dass der impulsive Colonel nun inhaftiert ist.
Während Ross seinem Freund zur Hilfe eilt, hat es Demelza mit hungernden Arbeitern zu tun. Als eine Mine von George Warleggan (Jack Farthing) schließt, tauchen die entlassenen Arbeiter bei den Poldarks auf. Besonders die aufmüpfige Tess neidet der Mistress Poldark ihren gesellschaftlichen Aufstieg und will den Reichen an den Kragen.
George Warleggan leidet derweil noch immer unter dem Verlust seiner geliebten Elizabeth. Er steigert sich zunehmend in Wahnvorstellungen und kümmert sich kaum um seine Kinder. Georges Onkel ist nicht nur in tiefer Sorge, sondern auch damit beschäftigt, seinen Neffen von einem Geschäft mit dem eben aus Honduras eingetroffenen Mahagoni-Kaufmann Ralph Hanson (Peter Sullivan) zu überzeugen. Zudem wäre Hansons Tochter auch eine gute Partie. Doch die bandelt ausgerechnet mit Goerges Stiefsohn Geoffrey Charles an.
Es kommt wie es in der Romanreihe von Winston Graham und der TV-Serie von Debbie Horsfield kommen muss: Ross Poldark und George Warleggan landen mal wieder auf unterschiedlichen Seiten eines Konflikts.
Fans des britischen Serien-Highlights „Poldark“ werden wissen, dass die Serie trotz guter Quoten mit der vorliegenden Staffel eingestellt wird. Um es auf den Punkt zu bringen: Staffel Fünf ist trotz einiger Schwächen ein würdiger Abschluss einer außergewöhnlichen Saga. Die „Poldark“-Bücher, die auch in deutscher Übersetzung vorliegen, gehen nach den Geschehnissen in dieser Staffel mit einem beträchtlichen Zeitsprung weiter und bereits zum Zeitpunkt dieser fünften Staffel sind seit dem Beginn gut zwei Dekaden vergangen, die man den nun deutlich zu jungen Darstellern irgendwie draufschminken müsste. Und es gibt wieder etliche Featurettes als Bonusmaterial zu sichten.
Trotz allem war bereits nach der dritten Staffel ein kleiner Bruch in der Dramaturgie zu spüren. Die Handlung der Serie verlagerte sich zunehmend auf mehrere Schultern und es kamen immer mehr Beziehungen zur Poldark-Familie hinzu. Nun kommen mit den neuen Gesichtern aus Übersee weitere Beziehungen aufs Tableau und es wird immer schwieriger Demelza (Eleanor Thomlinson) und Ross als Kern dieser Serie auszumachen. Das ist keineswegs ein dramaturgischer Schwachpunkt, aber es fällt doch auf. Dennoch haben die Poldarks auch nach etlichen Jahren Ehe noch ihre Konflikte und Krisen, ihre innigen Momente und immer auch die Menschen im Dorf und die Minen zu versorgen, die in diesem Küstenstrich Cornwalls so sehr Element des Lebens und der Handlung sind wie das Wetter und die See.
Nun denn, man ist älter, man ist ruhiger, man reitet nicht mehr gegen den Horizont, man fährt gesittet mit der Kutsche. Für Autorin Debbie Horsfield bedeutet das mehr Gelegenheit für kleine Intermezzi und Sticheleien gemeinsam Reisender – und da sowohl George als auch Ross Abgeordnete sind und ihre jeweiligen Gäste zudem oft nach London müssen, wird viel gefahren.
Die großen Themen der Zeit und das große Drama reißt „Poldark“ aber auch in der fünften und letzten Staffel an: Sklaverei, Revolution und immer wieder Hunger und Armut. Der Wahnsinn, der George Warleggan befällt, ist für Doktor Enys eine humanistische Mission und spiegelt auch die Zeiten wieder, da dem regierenden König ebenfalls Wahnsinn nachgesagt wurde. Auch die Konflikte mit Frankreich kommen an der Schmuggelküste Cornwalls wieder zum Tragen. Es gibt also genügend Handlungselemente für kurzweilige und souverän inszenierte historische und romantische Serienunterhaltung.
Die fünfte Staffel der Erfolgsserie „Poldark“ weiß ihre Schauwerte und innig geliebten sozialen und romantischen Dramen auch in der abschließenden Staffel stark zu inszenieren. Bisweilen hätte es zum Serienende allerdings etwas spektakulärer sein dürfen. Ansonsten ist die Abschlussstaffel zwar ein wenig schwächer als die vorangegangenen, aber immer noch herausragende Serien-Unterhaltung und ein würdiges Ende der epischen Saga.
Serien-Wertung: (7 / 10)
Poldark – Staffel 5
OT: Poldark Season 5
Genre: TV-Serie, Drama, Romanze, Historie
Länge: ca. 464 Minuten, 8 Episoden (60 Minuten Bonusmaterial), GB, 2019
Drehbuch: Debbie Horsfield
Romanvorlage: Winston Graham
Regie: Sallie Aprahanian, Justin Molotnikov,
Darsteller: Aidan Turner, Eleanor Tomlinson, Luke Norris, Jack Farthing
Bonus-Material: Making of, Behind the Scenes, Featurettes, Sammelkarten
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 06.12.2019