Poldark – Staffel 4: Parlament statt Revolution

Die Ankündigungc , das romantische Familiendrama „Poldark“ mit der fünften Staffel 2019 enden zu lassen, überschattet ein wenig die Vorfreude auf den Start der vierte Staffel der britischen Erfolgs-TV-Serie aus dem historischen Cornwall. Angesichts der vielen erzählten Jahre und Entwicklungen der Charaktere aus Winston Grahams beliebter Romanserie verwundert es nicht, dass bald Schluss ist, aber die Ankündigung eines Abschiedes ist immer berührend. Vorher aber steht ja glücklicherweise noch die abwechslungsreiche Staffel 4 an, die Edel Motion als DVD und Blu-ray Ende Februar 2019 für das Home Entertainment veröffentlicht.

Bevor es gleich in die Vollen geht und dabei für Serien-Neulinge und Quereinsteiger zwangsweise einige Infos und Wendungen verraten („gespoilert“) werden, an dieser Stelle der Hinweis, dass die romantische historische Serie „Poldark“ hierarchisch erzählt ist, was bedeutet, dass die Handlung fortlaufend ist und die Figuren sich weiterentwickeln. Wer nicht am Beginn einsteigt, verpasst zwangsweise Ereignisse, auf die später Bezug genommen wird. Hier geht es daher zur Vorstellung der Auftaktstaffel von „Poldark“.

„Poldark“, die Serie um den Landadeligen Ross Poldark, der Ende des 18. Jahrhunderts in Cornwall Bergwerke betreibt und eine ausgeprägte soziale Ader hat, entstammt der Feder des Autors Winston Graham. Graham führte die „Poldark“-Saga über Jahrzehnte weiter und kam insgesamt auf zwölf Roman-Bände in zwei Serien. Bereits in den 1970ern gab es eine beliebte TV-Verfilmung.Die aktuelle TV-Serie wird von Autorin Debbie Horsfield geschrieben, die sich mehr oder minder aktribisch an die Handlung der Romane hält. In „Poldark -Staffel Vier“ kommen vor allem die Ereignisse aus „Das Lied der Schwäne“ (sechster „Poldark“-Roman) und „The Angry Tide“, dem siebenten Buch der „Poldark“-Reihe zum Tragen. In deutscher Übersetzung wurden die ersten sieben Romane zum TV-Serienstart wieder neu aufgelegt, teilweise scheinbar aber nur als E-Book-Version. Die fünf Romane der zweiten Reihe sind bislang überhaupt nicht in deutscher Sprachfassung erschienen. Nun aber genug der Vorrede.

Anno 1796 herrscht eine große Hungersnot nicht nur in Cornwall, sondern im gesamten Vereinten Königreich. Trotz Verbot verschiffen viele Händler ihr Getreide nach Portugal, wo man dafür horrende Gewinne erzielt, während die arme Bevölkerung in der Heimat Hunger leidet und aufbegehrt. Sam (Tom York) und Drake (Harry Richardson) wurden gefasst, als sie einen Freund aus einem Aufstand am Hafen heraushalten wollten. Verzweifelt versucht Ross Poldark (Aiden Turner), seine beide Schwäger vor dem Galgen zu retten.

Demelza (Eleanor Tomlinson), Ross Gattin und die Schwester der Delinquenten, bekommt von all dem nichts mit. Beinahe selbstverständlich aber hat George Warleggan (John Farthing), der zusammen mit Ross aufgewachsen ist und den schon immer eine Rivalität mit dem adeligen Poldark Antrieb, seine Finger im Spiel. Dabei könnte der Bankier zufrieden sein: Nicht nur, dass er mit Ross Jugendliebe Elizabeth (Heda Reed) verheiratet ist, er wohnt auch auf dem Stammsitz der Poldarks, Truro, und hat als Abgeordneten einigen Einfluss im Parlament in London.

Ross willigt er ein, sich als Abgeordneter wählen zu lassen, weil sich die Lage der Bevölkerung immer weiter verschlechtert und sich der Grundbesitzer verantwortlich fühlt. Doch in London muss der Adelige aus Cornwall feststellen, deutlich weniger ausrichten zu können, als er sich vorgestellt hat. Zudem vermisst Ross die Heimat und seine Familie, auch wenn es zwischen Demelza und ihm noch immer nicht wieder zum Besten steht. Da scheint das Glück seines Freundes, des Arztes Dwight Enys deutlich lebendiger. Er und seine Frau Caroline erwarten Nachwuchs.

Mit dem Volksaufstand und der anstehenden Hinrichtung zweier enger Vertrauter des titelgebenden Helden Poldark beginnt die vierte und vorletzte Staffel der britischen TV-Serie hochdramatisch und fesselt die Zuschauerinnen von Beginn an. Erst in der zweiten und dritten Episode keimt das Gefühl auf, frau hätte die eine oder andere Handlungswendung in Variation bereits zuvor gesehen. Vor allem ist es immer wieder erstaunlich, durch welch unüberlegten Fehlentscheidungen die Handlung vorangetrieben wird. Gerade aber das angespannte Verhältnis von Demelza und Ross aufgrund von Demelzas kurzer Liebelei (in Staffel 3) wird etwas zu oft und zu redundant thematisiert.

Derweil unterläuft George Warleggan in Phasen und in Teilen so etwas wie eine Charakterentwicklung und es scheint so, als hätte Gattin Elizabeth auf ihre Weise eine Form von Glück gefunden. Das kann man für die eine oder andere Romanze, die sich seit der dritten Staffel angebahnt hatte, nicht unbedingt behaupten, aber das muss jede Zuschauerin selber sehen. Dramaturgisch wissen die Regisseure Joss Agnew und Brian Kelly die Drehbücher von Debbie Horsfield mit vielen Schauwerten umzusetzen. Das historische London-Panorama ist zwar nicht immer überzeugend am Computer erstellt, aber die jeweiligen neuen Settings und Szenarien bieten durchaus Abwechslung.

Etwa ab der Hälfte der acht Folgen wird die vierte Staffel von „Poldark“ deutlich unterhaltsamer und turbulenter. Dann, wenn auch Demelza zeitweise mit nach London reist und sich das Paar einen zweiten Frühling gönnt. Selbstredend sind auch alle anderen Protagonisten – wie das Leben eben so spielt – zu dem ein oder anderen Zeitpunkt in der Hauptstadt. Mit dem Ortswechsel kommen auch andere opulente Kostüme zum Einsatz und sorgen für bunte und modische Abwechslung. Zudem taucht mit einem ruchlosen Parlamentsmitglied auch eine neuer Gegenspieler auf, der ebenso korrupt wie anzüglich agiert und meint, mit dem cornwall‘schen Landadeligen seine Spielchen treiben zu können.

An dieser Stelle wäre allerdings zu bemerken, dass die seinerzeit in den Salons weitgehend herrschenden Geschlechter-Trennung in „Poldark“ noch nie stattgefunden hat. Auf den Landsitzen in Cornwall wirkte das allerdings selbstverständlicher als in den Clubs der Hauptstadt. Sei es aus Gründen modernen Erzählens oder wegen dramaturgischer Verdichtung, in dieser Hinsicht ist die Serie doch aus moderner Sicht geschrieben.

Wie die vorangegangenen Staffeln von „Poldark“ hört auch die vierte äußerst dramatisch auf und Fans sollten sich auf etwas gefasst machen. Dabei werden aber auch Möglichkeiten für die abschließende fünfte Staffel eröffnet, die 2019 gedreht und ausgestrahlt werden soll. Für Fans gibt es neben den beliebten Sammelkarten wieder rund eine Stunde hintergrund-Infos und Interviews, die in jeweils kurzen, häppchenartigen Featurettes dargereicht werden.

In der vierten Staffel der romantischen historischen TV-Serie „Poldark“ nach Romanen von Winston Graham geht es gewohnt dramatisch, wendungsreich und romantisch zu. Durch die vorangegangenen Ereignisse bekommen die Charaktere eine lebensechte und hautnahe Tiefe, die „Poldark“ trotz einiger erzählerischer Schwächen, zu einem ziemlich herausragenden TV-Format macht.

Serien-Wertung 8 out of 10 stars (8 / 10)

Poldark – Staffel 4
OT: Poldark Season 4
Genre: TV-Serie, Drama, Romanze, Historie
Länge: ca. 464 Minuten, 8 Episoden, (ca 60 Minuten Bonus material) GB, 2018
Drehbuch: Debbie Horsfield
Romanvorlage: Winston Graham
Regie: Joss Agnew, Brian kelly,
Darsteller: Aidan Turner, Eleanor Tomlinson, Heida Reed, Jack Farthing
Bonus-Material: Making of, Behind the Scenes, Featurettes, Sammelkarten
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 22.03.2019

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