Nun lässt Panini Comics den legendären DC-Antihelden Lobo erneut auf die Leserschaft los. In den Neunzigern war der außerirdische Biker und Kopfgeldjäger extrem populär, ja sogar Kultfigur, und Autor Alan Grant verpasste dem leidlich brutalen Maniac eine eigene Serie. Die ersten sechs US-Ausgaben dieser Serie bilden den Auftakt der Lobo Collection. Und seit Jahren munkelt man auch immer wieder von einem Filmprojekt über den eigenwilligen unkaputtbaren Kerl. Regisseur Guy Richie war mal an dem Projekt dran, dann wurde die Sache wieder auf Eis gelegt. Zukunftsmusik. Ganz anders das Wiederlesen des intergalaktischen Haudegens.
Lobo, der letzte vom Planeten Czarnia, hat es nicht immer leicht, sich als intergalaktischer Kopfgeldjäger seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Andauernd versuchen die Gesuchten wieder abzuhauen und so kommt Lobe häufig genug nur mit Einzelteilen an, um sein Kopfgeld zu kassieren. Aber darauf lässt sich Bunsen, der die Prämien auszahlen soll, nicht ein. Außerdem geht ihm der selbstverliebte Brutalo sowieso auf den Senkel und er schickt Lobo auf die extrem gefährliche Suche nach Quigley, in der Hoffnung, dass Lobo das Ganze nicht übersteht.
Quigley ist ein Zahlengenie und Buchhalter des pangalaktischen Mobs, wurde aber von Mort Fatale und den toten Hosen entführt, um ein Mega-Lösegeld zu kassieren. Außerdem schickt Bunsen Lobo noch zwei andere Headhunter hinterher, dieQuigley einsacken sollen, sobald Lobo das Gröbste erledigt hat. Aber die Rechnung geht natürlich nicht auf. Bei diesem Auftrag bekommt es der coole Präsi außerdem noch mit krassen Biker-Amazonen zu tun und wird zum Werwolf.
Aus dem Weg, Fichte!
Anschließend macht sich Lobo auf die Suche nach Bludhound und später soll Lobo einen Space Truck vor Piraten beschützen, was auch nicht eben einfach ist. Die beiden Abenteuer, die jeweils ein US-Heft füllten, sind solide, aber auch keine absoluten Highlights des politisch unkorrekten Antihelden-Comics. Aber bei der Gelegenheit wird Lobos Nemesis, der aufrechte Gutmensch und Superheld „Goldstar“, in die Serie eingeführt. Goldstar gehört genauso wie Al, der ein intergalaktisches Diner betreibt, das Lobo wegen der knackigen, aber prüden Kellnerin Darlene regelmäßig aufsucht und leider Gottes auch oft genug zerlegt, zum Inventar der Serie.
Ausgestattet ist Lobo mit einem Bike, das auf ihn hört wie ein Pferd auf einen Cowboy, einen recht praktischen Heilfaktor, der auch als überzogene Parodie von Marvels Wolverine gedacht war, und einem Abschlepphaken an einer Kette, die der toughe Kerl sich um den Arm geschlungen hat. Damit lässt sich schon so mancher Schaden anrichten, um die (vorwiegend) männliche Leserschaft zu unterhalten.
Rostiger Röhrenpilz!
Zum Auftakt der eigenen „Lobo“-Serie hat sich Autor Alan Grant zusammen mit Zeichner Val Semeiks und Inker John Dell für eine nahezu klassische Mafia-Story entschieden, in der Lobo als eigenwilliger Einzelgänger dem Mob in die Quere kommt. Selbstredend in intergalaktischem Kontext und mit jeder Menge Macho-Attitüde und Gewaltausbrüchen. Dabei geht es turbulent und actiongeladen zu: Die Soundeffekte, sogenannte SFX, sprotzen ebenso aus den Seiten wie jede Menge Munition diverser Schusswaffen. Damit fügt sich „Lobo“ in den ersten Ausgaben nahtlos in das ein, was in den Neunzigern die Superhelden-Comics ausmachte: Aufgeblähte Mukkies und jede Menge Attitüde. Erstaunlicher Weise macht das auch heute noch leidlich Spaß, selbst wenn die Übersetzung und der Sprachgebrauch schon ein bisschen albern klingen.
Womit wir schon bei der Veröffentlichungshistorie von Lobo angelangt wären. Keith Giffen und Roger Sliver hatten den Charakter in den Achtzigern als intergalaktischen Superschurken konzipiert. Es gab aufgrund der Beliebtheit haufenweise Gastauftritte und auch immer mal wieder auch Miniserien, in denen Lobo der (Anti-)Held war. Alan Grant schrieb 1990 eine abgeschlossene Origin-Serie, in der Lobo die Bevölkerung seines Heimatplaneten auslöscht, einfach um der letzte zu sein. Erst ab 1993 bekam „Lobo“ eine monatliche Serie. Diese wurde etwas später in Deutschland bis Ausgabe 39 bei Dino-Comics aufgelegt. Insofern verwundert es nicht, dass der Sprachgebrauch ein bisschen angestaubt ist. Wer sagt heute schon noch Fichte, zu Leuten, die dumm herumstehen.
In der Comic-Landschaft und gerade im Bereich der Superhelden-Comics hat sich seit den vergangenen 20 Jahren einiges getan. Die Antihelden-Attitüde der Neunziger, die Lobo so perfekt verkörpert, hat sicher ihr Scherflein dazu beigetragen. Wer nicht sonderlich zimperlich ist, sich mit „Spawn“ oder Judge Dredd“ wohlfühlt, wird auch heute noch viel Spaß mit „Lobo“ haben.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Lobo Collection 1
OT: Lobo 1-6, DC Comics, 1993, 1994
Genre: Comic, Sci-Fi,
Autor: Alan Grant
Zeichner: Val Semeiks
Übersetzung: Christian Heiss
Verlag: Panini Comics, Softcover, 164 Seiten
VÖ: 18.08.2015