Batman – Niemandsland 8: Auferstehung und Leben

Zugegeben, der Titel dieser Review des abschließenden Sammelbandes zu dem DC-Story-Event „Batman Niemandsland, hört sich ein wenig biblisch an. Aber am Ende dieses achten Sammelbandes herrschen in Gotham City fast wieder normale Zustände und neues Leben kehrt in die Metropole zurück, die ein ganzes Jahr lang von Rest der USA abgeschnitten war.

Batman, der dunkle Ritter, hat sich lange genug aus den Geschicken der Stadt herausgehalten. Nun wird es Zeit, Gesicht zu zeigen und einzustehen für seine Stadt. Aber zuvor zaubern die Autoren noch eine erstaunliche Wendung aus dem Hut.

Zu Beginn aber erneut der Verweis, dass ein Quereinstieg für neue Leser an dieser Stelle nicht unbedingt sinnvoll ist. Wer mag und die Finanzen dafür zur Verfügung hat, mag mit dem beiden bei Panini erschienenen umfangreichen Sammelbänden „Batman: Auf dem Weg ins Niemandsland 1 und 2“ zu lesen beginnen, oder mit dem ersten Band der „Niemandsland“-Reihe, der auch auf diesen Seiten vorgestellt wurde.

[An dieser Stelle auch mal Dank an Panini Comics, die nicht nur geduldig Rezensionsexemplare verschicken, sondern die brutstatt.de freundlicherweise auch auf dem abschließenden „Niemandsland“-Band zitieren. Das fühlt sich ein bisschen so an, als würde man endlich ernstgenommen in seiner Beschäftigung mit dem Medium Superhelden-Comic. Nu je, der Markt für deutschsprachige Comics ist einfach übersichtlich und normalerweise haben die Amis ja bereits ein paar Monate Vorsprung mit der Rezeption der Titel, wenn diese bei uns erscheinen.]

Die Ausgangslage

Gotham wurde von einem verheerenden Erdbeben und anschließend von einer schrecklichen Seuche heimgesucht. Das hat die Stadt in ein Katastrophengebiet verwandelt und die USA haben Gotham quasi unter Quarantäne gestellt und abgeschottet; also eigentlich im Stich gelassen. Gangs, Cops und Gauner haben dies Stadt in diverse Territorien aufgeteilt und Batman machte vor allem durch Abwesenheit von sich reden, während seine Mitstreiter, unter anderen Azrael, Batgirl, Huntress, Oracle, Robin und Nightwing die offensichtliche Arbeit machen und die Menschen beschützen.

Dieser Zustand dauert nun zu Beginn des achten Sammelbandes fast ein Jahr an und die erste Story beginnt am 312. Tag des Niemandslandes. Ein beachtenswerter Tag, denn einer der großen Spieler im DC-Comic-Universum geht an die Öffentlichkeit und bekundet sein Interesse an der Neuverteilung Gothams. Lex Luthor hat insgeheim bereits seit längerem Baugrund in Gotham aufgekauft und gibt sich nun als großer Retter der Stadt. Der Macher, der den Wiederaufbau ganz ohne staatliche Unterstützung in Gang bringt und den Menschen wieder Arbeit und Hoffnung gibt. Hört sich erst einmal positiv an, aber nicht nur Batman vermutet, dass sich hinter Luthors Investitionen knallharte Machtpolitik verbirgt.

Grund und Boden

Es gilt nun also, Luthors Wirken im Auge zu behalten und zugleich dafür zu sorgen, dass die Stadt nicht doch noch überschnappt. Vor allem der ehemalige Cop Petit, der schon immer zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigte, benimmt sich extrem gereizt und ist mit seiner Truppe andauernd auf gewaltsame Konfrontationen aus. Catwoman, die Batman einen Gefallen tat, als sie geheime Informationen nach Gotham schmuggelte, aktiviert ihre alte Truppe und versucht aus der Situation in der Stadt noch etwas herauszuschlagen. Und rechtzeitig zu Weihnachten, zum Fest der Liebe, eskalieren die Dinge.

Bei der Besprechung des Abschlussbandes der „“Niemandsland“-Saga, die Batman-Fans zum Ausklang des Millenniums mehr als ein Jahr lang in Atem gehalten hielt, spielt auch eine Gesamtbetrachtung in die Beurteilung mit hinein. Und um es kurz und Knackig zu machen, nicht jede Story in dem Serienübergreifenden DC-Crossover „Niemandsland“ weiß zu fesseln, aber alle tragen zu einem furiosen Gesamteindruck. Beim Lesen spürt man auch heute noch, dass man als Leser Teil von etwas besonderem ist.

Das Epos

„Batman Niemandsland“ ist als Gesamtkunstwerk schon eine großartige Leistung und , eine eigene Liga, verglichen etwa mit Marvels „Spider-Man Klon-Saga“, die auch auf diesen Seiten besprochen und bei Panini Comics veröffentlicht wurde. In Bezug auf Erzähltechnik und verweben von Geschichten und Geschehnissen und hinsichtlich des gesellschaftlichen Ansatzes ist „Niemandsland“ seinerzeit einfach hochaktuell gewesen. Klar, auch Genmanipulationen sind gesellschaftlich relevant, aber nicht vergleichbar mit der Angst vor der Apokalypse des Milleniums-Wechsels.

Das durchzuspielen, was passieren würde, wenn eine Stadt ins Chaos versinkt und über einen solchen Zeitraum und mit so viel Kreativpower ist schon fulminant. Dabei auch immer noch nahe an gesellschaftlichen Strömungen und Phänomenen zu bleiben wie nun mit den Grundstücksspekulationen Lex Luthors ist wahrlich episch und noch immer hochaktuell. Sicher, es gab Vorläufer und Vorbilder wie Carpenters Thriller „Die Klapperschlange“ oder Brian Woods hochgelobte und geniale Serie „DMZ“, aber skaliere das erstmal hoch, dass es für einen Mainstream-Comic solcher Popularität ausreicht und über ein Jahr lang storytragend ist.

Das Finale

Die Luther-Story zum Auftakt gefällt, dessen Zopf tragende Leibwächterin Mercy als schurkin ebenfalls (wobei mit bei dieser Figur an einer Stelle ein Continuity-Fehler aufgefallen ist, aber den kann jeder selbst suchen). Die Catwoman-Abenteur von Zeichner Jim Balent sind mir immer noch zu chauvinistisch rund, aber das ist ja auch Geschmackssache. Ich frage mich gerade, wie sich das wohl in den neuen Catwoman-Abenteuern von Joelle Jones verhält, die im Juni bei Panini veröffentlicht werden.

Der über drei US-Hefte gehende Weihnachts-Storybogen überlappt sich ein bisschen mit dem Azrael Abenteuer zuvor. Das ist nicht sonderlich schlimm, nimmt aber ein wenig von der Spannung. Also, wer es ganz genau und spannend mag, der spart sich die Azrael Story „Geschenke von Herzen“ bis er die ersten beiden Teile von „Niemandsland: Endspiel“ gelesen hat.

Insgesamt fällt auch dieser Sammelband mit zehn US-Ausgaben auf über 270 Seiten umfangreich aus und rockt ziemlich. Das ist nicht nur Autor Greg Rucka zu verdanken, der über die „Niemandsland“-Strecke etliche Geschichten beigesteuert hat, sondern auch allen anderen Kreativen. Die „Batman“ Megabände sind zwar noch abwechslungsreicher, aber das sei nur nebenbei bemerkt. Wer einen Überblick über die künstlerische Seite der Superhelden-Comics am Ende des letzten Millenniums sucht, ist bei „Batman: Niemandsland“ ziemlich gut aufgehoben.

Alles hat ein Ende, auch die Quarantäne der zerstörten Metropole Gotham City. Der achte und letzte Band der „Niemandsland“-Saga im Batman-Kosmos bei DC-Comics nimmt alle losen Fäden auf, erzählt spannend bis zum Schluss und bringt die Heimatstadt des dunklen Ritters wieder in den sicheren Hafen einer Nation, deren geografische Wunde langsam heilt aber deren Schmerz noch lange nachwirkt. „Batman „Niemandsland“ ist im Superhelden-Somic einzigartig in seiner Ausdehnung und Komplexität.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Batman: Niemandsland – Band 8
OT: Batman 573-574, Detective Comics 740-741, Azrael 60-61, Catwoman 76-77, Legends of the Dark Knight 126, Robin 73, Shadow of the Bat 94, DC Comics, 2000
Autoren: Greg Rucka, Dennis O‘Neil, Chuck Dixon, et al.
Zeichner: Dale Eaglesham, Damion Scott, Jim Balent, et al.
Farben: Alex Bleyaert, Roberta Tewes, Wildstorm FX et al.
Übersetzung: Marc Hillefeld, Ralph Kruhm
Verlag: Panini Comics, Softcover, 276 Seiten
VÖ: 09.04.2019

Batman:Niemandsland 8 bei Panini Comics

Batman Niemandsland in der englischen Wikipedia