Die charmante, blonde Kommissarin ermittelt wieder. Und wer das kriminalistische Geschehen in der französischen Mittelmeer-Stadt Séte über die vorangegangenen vier Staffeln von „Candice Renoir“ verfolgt hat, weiß, dass es sicherlich turbulent zugehen wird. Nicht nur in Hinblick auf die Team-Zusammensetzung hat sich im Kommissariat der Stadt Etliches getan und „Candice Renoir“ ist nicht ganz auf der Höhe zu Beginn der fünften Staffel, die nun – just nach der TV-Ausstrahlung auf ZDFneo – bei Edel Motion als DVD-Box erscheint.
Gut ein Jahr mussten Fans der Krimi-Serie „Candice Renoir“ hierzulande auf die neue Staffel warten. Diese wurde nun gerade auf ZDFneo ausgestrahlt, wo sich auf diesem Sendeplatz direkt die sechste Staffel der französischen Erfolgsserie anschließen wird. Wann diese allerdings auf DVD erscheint, ist noch nicht sicher. Da Fans und Freunde der Abenteuer der Kommissarin und ihres Teams wissen, dass die Serien-Staffeln gerne mal mit einem Knalleffekt enden, sollte man sich also demnächst vielleicht doch mal vor die Glotze klemmen, wenn man nicht wieder lange warten will. Letztlich aber bleibt es sich eigentlich gleich, wann man beim Serienschauen eine Zwangspause einlegen muss, weil schlicht noch nicht mehr produziert wurde oder synchronisiert vorliegt. Da können wir uns genauso gut der aktuell erschienenen DVD-Box der fünften Staffle von „Candice Renoir“ widmen.
Dazu aber der ernst gemeinte Hinweis, dass hier notgedrungen Inhalte der Vorgängerstaffeln verraten werden. Für Zuschauer, denen die bisherigen Staffeln nicht bekannt sind, empfiehlt es sich, mit der Vorstellung der Serie bei früheren Besprechungen zu beginnen. In Staffel eins nahm „Candice Renoir“ nach zehnjähriger Elternzeit im Ausland ihren Dienst bei der französischen Polizei wieder auf. Ihre vier Kinder fanden das wenig lustig und Candice hat einige Einstiegsschwierigkeiten.
In der zweiten Staffel hat sich das Arbeitsleben der Kommissarin weitgehend beruhigt, aber privat wird es etwas turbulenter. Vor allem mit Kollegen Antoine (Raphaël Lenglet) ist das Verhältnis nicht ohne Spannungen, aberauch mit einem gewissen Prickeln verbunden. In der dritten Staffel hat sich Antoine nach erheblichen Problemen dienstlicher Art versetzen lassen.Zudem muss Teamitglied Jean Baptiste ersetzt werden und die Kinder der Kommissarin bereiten Probleme. Dazu gerät Candice Renoir (Cécile Bois) immer häufiger mit dem Macho-Kollegen David Canovas (Stéphane Blancafort ) aneinander, bis den beiden auffällt, dass sie sich eigentlich mögen. In Staffel vier dann sind Candice und David ein Paar, zunächst heimlich, später offen.
Auch Team-Rückkehrer Antoine scheint sein privates Glück gefunden zu haben und wird bald Vater. Außerdem hat sich „Neuzugang“ Medhi, der nun auch schon seit dem Ende der zweiten Staffel dazu gehört, endgültig eingelebt. Doch am Ende von Staffel vier, die deutlich dramatischer und düsterer ausgefallen ist, als die drei locker leichten Krimi-Staffeln zuvor, wartet ein herber Schicksalsschlag auf die Kommissarin. Eine Paketbombe, die eigentlich für Candice bestimmt war, wird von David geöffnet, der bei der Explosion verstirbt.
Zu Beginn der aktuellen, fünften Staffel hat Candice ihre Trauer einige Monate nach Davids Tod noch nicht vollständig verarbeitet und auch ihre Kinder spüren den Verlust der sympathischen Vaterfigur merklich. Auf der Arbeit hat die neue Chefin, Sylvie LeClerk (Nathalie Boutefeu) mit der abwesenden Candice das Büro getauscht und auch die sonst so zuverlässige Chrystelle (Gaya Verneul) hat sich nach Paris beworben.
In der ersten Folge ist Candice noch nicht bei der Sache und es verwundert auch nicht, dass sie sich ein Bein bricht. Doch weil der Kommissarin zuhause die Decke auf den Kopf fällt, taucht sie wieder auf dem Polizeirevier auf. Dort lungert auch ein Psychologe herum, der scheinbar ganz nebenbei und zufällig gerade jetzt der Dienststelle zugeteilt ist. Candice muss nicht nur privat mit einschneidenden Veränderungen fertig werden.
Der französische Quotenerfolg mit Darstellerin Cecile Bois als pfiffige und lebenskluge Kommissarin war als leichte Krimi-Unterhaltung gestartet und wusste über drei Staffeln mit unterhaltsamen Kriminalfällen und den privaten Verwicklungen und amourösen Abenteuern der alleinerziehenden Polizistin immer mehr Zuschauer zu fesseln. Dann schien es, als legten die Serienmacher in der vierten Staffel einen Hebel um, um den Charakteren mehr Entwicklung zuzugestehen. Die Ermittlungen wurden düsterer und die Beziehungen der Charaktere wurden dramatischer. Nun muss sich das Serienpersonal, allen voran die beliebte Kommissarin erst einmal erholen und neu orientieren.
Die Drehbücher der Serien-Folgen, die jeweils wie bislang auch einen abgeschlossenen Kriminalfall beinhalten, setzen zunehmend auf die sich immer weiter verwickelnden privaten Handlungsstränge von „Candice Renoir“. Wobei das Private oft nicht von der Arbeit zu trennen ist, da Candice und Antoine ein kurzes Verhältnis hatten, das nun die Zusammenarbeit belastet. Beinahe zwangsläufig findet Antoines noch hochschwangere Freundin auch das heraus. Derweil hat auch Candices Tochter Emma ihre ersten Beziehungen und Sohnemann Jules ist ebenfalls heftig in eine Gruftibraut verknallt.
Um es zusammenzufassen, die fünfte Staffel der französischen Erfolgsserie „Candice Renoir“ ist zugleich die bislang schwächste. Das Format weiß immer noch zu unterhalten, aber in dem Maße wie sich die Figuren entwickeln sollen, nimmt die kriminalistische Spannung ab und gerade so als hätten die Drehbuchautoren die Trauerphase des Suchens und der Neuorientierung zu sehr verinnerlicht, schicken sie immer neue Ideen ins Serienrennen und gucken, was dabei herauskommt.
Dass sich das Personal von „Candice Renoirs“ Team beständig verändert ist inzwischen ein Bestandteil der Konzeptes geworden. Dass Candice die Lücke in ihrem Beziehungsleben ausgerechnet mit ihrem ehemaligen Nachbarn Herve (Fans erinnern sich an Staffel eins) schließen will, erscheint ein wenig abstrus. Aber seht selbst. Auch wissen einige der Kriminalepisoden nicht wirklich zu überzeugen. Wenn das Team beispielsweise in einer Folge von einer Reporterin begleitet wird, sind die Verwicklungen in den Ermittlungen nicht gerade spannend oder überraschend konstruiert.
Ein Schmankerl für Krimifans ist hingegen die abschließende Doppelfolge „Was Frauen wollen“, die in den 1970ern spielt und ganz im Stil der britischen Krimi-Formats „Life on Mars“ gehalten ist, in dem Polizist Sam Tyler 2006 einen Zeitsprung in die Vergangenheit machte. Und wer sich angesichts des Farbstylings an einen Spruch aus dem den Kinohit „Natürlich blond“ erinnert fühlt, liegt völlig richtig: „Orange ist das neue (alte) Pink.“
Die fünfte Staffel der französischen Erfolgsserie „Candice Renoir“ unterhält nicht ganz so packend wie die vorangegangenen Abenteuer der charmanten blonden Kommissarin. Der pinke Pep ist etwas in den Hintergrund geraten. Bisweilen scheinen die übergeordneten Handlungsstränge ein Eigenleben zu entwickeln, dessen die Serienmacher nicht ganz Her werden oder werden wollen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Leben und die Polizeiarbeit im französischen Séte entwickeln.
Serien-Wertung: (6,5 / 10)
Candice Renoir – Staffel 5
OT: Candice Renoir – Volume 5
Genre: Krimi, TV Serie, Komödie
Länge: ca. 520 Minuten, (10 X 52Min.), F, 2017
Idee & Konzept: Solen Roy-Pagenault, Robin Barataud, Brigitte Peskine
Regie: Nicolas Picard Dreyfus, Stéphane Malhuret, Oliver Barma u. a
Drehbuch: Solen Roy-Pagenault, Robin Barataud, Brigitte Peskine u. a.
Darsteller: Cécile Bois, Raphaël Lenglet,, Ali Marhyar, Stéphane Blancafort,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 09.11.2018