Fack Ju Göhte 3: Einmal noch Herr Müller! Bitte!

Wer mit so ’nem Hashtag an den Start geht, muss sich nicht wundern, wenn er vom Föjeton gedisst wird. Aber #FinalFack hat zum Kinostart die Massen mobilisiert und in allerbester alemannischer Mitgröhltradition pilgerte das Publikum in „Suck Me Shakespeer 3“, wie der internationale Verleihtitel der erfolgreichsten deutschen Filmreihe der letzten Jahre lautet. Dessen Humor- und Unterhaltungsniveau nimmt zwar mit jeder Fortsetzung ab, aber irgendwo zwischen Europe’s zur Realsatire verkommenen Hymne „Final Countdown“ und der nicht enden wollenden „Final Fantasy“-Reihe, darf Chantal nun auch im Home Entertainment zum (vorerst) letzten Mal leise heulen.

Es scheint kaum möglich, dass irgendjemand nicht weiß, worum es in „Fack ju Göhte“ geht, but anyway: Der Gauner Zeki Müller (Elias M’Barek) landet auf der Suche nach seiner Beute zufällig im Lehrkörper der Goethe-Gesamtschule und kriegt die Klasse zugeiteilt, an der alle Pädagogen verzweifeln. Erstaunlicher Weise funzt es mit dem Antilehrer und den komplett abgeschriebenen Loserschülern als hätten die sich auf Parship getroffen. Herr Müller entdeckt seine soziale Ader und die abgeschriebene Truppe entwickelt so etwas Ähnliches wie Spaß an der Schule.

Jetzt allerdings, in „Fack ju Göhte 3“ ist der Haufen wirklich am Dampfen. Zeki Müller ist zwar noch Lehrer von Rektorin Gersters (Katja Riemann) Gnaden, aber seit seine Kollegin und Freundin Lisi Schnabelstedt Schluss gemacht hat und nach England gegangen ist, hat Zeki irgendwie seinen Drive verloren. Dabei wäre der jetzt mehr denn je gefragt. Der Gesamtschule sollen die Mittel gestrichen werden, und es steht ein Leistungstest an, ob seine Elfte Klasse überhaupt zum Abitur zugelassen wird. Und das hatte Her Müller den Rabauken leichtfertig versprochen, er wollte die Chaoten durchs Abitur bringen. Nach einem Besuch im Jobcenter, der seine Schützlinge total entmutigt, scheint Hopfen und Malz verloren.

Wäre da nicht die neue Kollegin, Biggi Enzberger (Sandra Hüller), die es schafft, Zeki und seiner Klasse unter die Arme zu greifen. Biggi ist zwar einer ordentlichen Fete nicht abgeneigt, ansonsten aber gerne Lehrerin, und ihr pädagogisches Geschick ist auch gefragt, wenn es gilt Chantals (Jella Haase) Mutter zu überzeugen, dass ihre Tochter dringend Abitur braucht.

Das Dream-Team von „Fack ju Göhte“ vor und hinter der Kamera ist, abgesehen von Karoline Herfurth noch immer zusammen und erneut gelingt es Regisseur und Autor Bora Dragtekin („Türkisch für Anfänger“) seinem Buddy Elias M’Barek die Rolle und die Gags auf den Leib zu schreiben. Zwar hart sich das Witz-Prinzip der Schul-Klamotte über die beiden Fortsetzungen etwas abgenutzt, aber die Schüler-Gang aus Cantal (Jella Haase), Zeynep (Gizem Emre), Burak (Aram Arami) und Danger (Max von der Groeben) ist immer noch für etliche Gags gut.

Als Bonus-Material enthält die Blu-ray mehr als eine Stunde Hintergründe, Einblicke, Outtakes, und etliches, was das Fanherz begehrt. Dabei zeigt sich, dass das Team immer noch selbst über den Erfolg erstaunt ist und mit viel Spaß bei der Sache war. So schade es ist, dass Karoline Herfurth nicht mehr dabei ist, Sandra Hüller („Toni Erdmann“) ist mehr als eine Lückenbüßer und ihre forsche Figur sorgt für einige der interessantesten und lustigsten Szenen. Aber auch der Rest der Charaktere bekommt seine Spots und Lacher. Erstaunlich bleibt, wie viele Teenager-relvante Themen die Schul-Komödie auch im dritte Teil noch zu präsentieren weiß.

Dass der Humor der Reihe schon immer Anstoß erregte, eben weil vor Zotigem und Fäkalem kein Rückzieher gemacht wird, vor allem aber weil es Dragtekin gelingt, den Schülern aufs Maul zu schauen und somit den linguistischen Terror der Jugendsprache in die Stuben der Germanisten zu tragen, ist keine neue Erkenntnis. Das „Fack ju Göthe“ aber nicht nur erfolgreich, sondern über weite Strecken der Trilogie als Komödie auch richtig gut ist, wird dabei oft genug unterschlagen.

Es ist schon sehr souverän, mit welcher Treffsicherheit die Reihe die Balance zwischen Herzlichkeit und Derbheit, zwischen Empathie und Spott aufrecht erhält und damit nicht nur intelligenter unterhält als es wirkt, sondern dass Publikum auch mit einem guten Gefühl bereichert. Denn ja, am Ende gibt‘s auch Schulabschlüsse und Herr Müller muss sich doch ‚ne Träge der Rührung verdrücken.

Sicher, gelegentlich ist auch ein bisschen Fremdschämen dabei, einige Sequenzen sind doch arg schmalzig und bedeutungsschwanger geraten, aber Meister Göhte hat noch ein As im Ärmel. „Final Fack“ ist nicht die Krönung der Filmreihe, aber ein gelungenen Abschluss.

Film-Wertung:6 out of 10 stars (6 / 10)

Fack Ju Göhte 3
OT: Fack Ju Göhte 3
Genre: Komödie,
Länge: 120 Minuten, D, 2017
Regie: Bora Dragtekin
Darsteller: Elyas M’Barek, Katja Riemann, Sandra Hüller, Jella Haase
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin / Highlight Entertainment
Kinostart: 26.10.2017
DVE- BD-VÖ: 22.03.2018

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