Was im Fall von Spider-Woman Jessica Drew schon lange vor dem Marvel Reboot „All New, All Different“ begonnen hat, nämlich eine überraschende Neuausrichtung einer Superhelden-Figur kommt nun mit dem dritten bei Panini erschienenen „Spider-Woman“-Sammelband „Kürbisbomben zum Abschied“ zu einem Ende. Dennis Hopeless und seine Illustratoren haben darin das Superhelden-Gewerbe auf seine Familientauglichkeit abgeklopft und eine der unterhaltsamsten Serien der letzten Jahre vorgelegt.
Wie immer bei fortlaufenden Serien ein kurzer Blick zurück: Zum Auftakt der Spider-Woman Serien Volume 6, die im Jahr 2016 began, war Jessica Drew schwanger und bekam ihr Kind in einen Weltraum-Hospital (Spider-Woman (2016) Band 1). Anschließend lief ihr Job als Privatdetektivin nur mit vielArbeitsteilung und einem mehr als eifrigen Babysitter, dem Ex-Schurken Roger „Porcupine“ Gocking (Spider-Woman 2).
Nun in Sammelband Nummer 3, der die US-Ausgaben 13 bis 17 enthält und damit das Serienfinale, scheint Jessicas Lebensentwurf als Detektivin, Heldin und Mutter gut zu funktionieren. Aber so ganz ohne Störfeuer geht der Alltag dann doch nicht ab. Da wären einserseits die zufälligen Aufeinandertreffen mit der Ex-Frau von Roger, der auch gerade versucht, endgültig mit seiner kriminellen Vergangenheit zu brechen.
Jessica findet es zwar schräg aber auch nachvollziehbar, dass Rogers Ex sauer auf sie ist, aber mehr denkt sich die vielbeschäftigte Superheldin dann auch nicht dabei. Als Porcupine dann in die Fänge des Hobgoblin gerät, ist höchste Alarmstufe angesagt und irgendwer muss sich ja auch noch um das Kind kümmern.
Wenn man es recht betrachtet, waren die (für mich) herausragenden Superhelden-Serien aus dem Marvel Universum in den vergangeen Jahren eben jene, in denen das Privatleben der Superhelden eine größere Rolle spielte. Egal, ob die neue muslimische Ms. Marvel mit ihrem Schulalltag in New Jersey klar kommen muss, oder ob Hawkeye Clint Barton seine Nachbarschaft vor Gaunern beschützen muss, die nicht wissen, dass hier ein Avenger wohnt. Und da fügen sich die Abenteuer der jungen Superheldenmutter Jessica Drew ganz harmonisch hinein.
Das liegt nicht nur an der Gewichtung der Storyelemente, die mehr Privates in den Fokus rücken und die schurkische Bedrohung eher überschaubar als gigantisch halten, sondern auch an einer veränderten Erzählhaltung, die gerade den Spagat zwischen Arbeit und Freizeit thematisiert, den schließlich jeder nachvollziehen kann, weil das eine weit verbreitete Lebenserfahrung ist.
Autor Dennis Hopeless Hallum, der auch die X-Men runderneuert hat, ist ein gewiefter Erzähler, der einen erstaunlich guten Draht zu weiblichen Themen und weiblicher Sichtweise hat. Zumindest kommt es mir so vor. Aber dabei bleiben auch der Humor und die Action nicht auf der Strecke.
In den US-Ausgaben des Serienfinales hat Veronica Fish die Zeichnungen gänzlich übernommen. Ihr Artwork stellt keinen Bruch zu dem von Javier Rodriguez dar, beide haben einen auf den ersten Blick sehr ähnlichen, etwas cartoon-mäßigen Stil. Da Rachelle Rosenberg weiterhin für die gelungene Kolorierung zuständig ist, bleibt der Gesamteindruck der „Spider-Woman“-Serie sehr homogen.
Autor Denis Hopeless bricht zu neuen Ufern auf und bringt seine hinreißende und extrem charmante Neuinterpretation von „Spider-Woman“ zu einem ebenso unterhaltsamen wie würdigen Ende. Spider-Woman Volume 6 ist eine der empfehlenswertesten Superhelden-Serien der letzten Jahre.
Comic-Wertung: (9 / 10)
Spider-Women 3: Kürbisbomben zum Abschied
OT: Spider-Woman Volume 6 (2016) 13 – 17, Marvel Comics, 2017
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Dennis Hopeless
Zeichner: Veronica Fish
Farben: Rachelle Rosenberg
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 30.01.2018
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