Der „Oldbyoy“-Regisseur Park Chan-Wook gehört zweifellos zu Filmemachern weltweit, die immer wieder zu überraschen und zu begeistern wissen. „Die Taschendiebin“ wurde 2016 von de rKritik gefeiert und begeisterte auch das Arthaus-Publikum. Seine schräge Romanze „„I’m a Cyborg…“ hat inzwischen zwar auch ein paar Jahre auf dem Buckel, aber toll ist der Ausflug in die absurditäten des Geistes immer noch.
Die Fließbandarbeiterin Young-Gun (Su-jeon Lim), die sich für einen Cyborg hält, verweigert alle organische Nahrung und versucht stattdessen sich zu ernähren, indem sie an Batterien leckt. In der Nervenklinik trifft sie auf den vermeintlich asozialen Il-sun (Rain), der anderen Menschen die Fähigkeiten stehlen kann. Miss Cyborg bittet dem maskierten Mitinsassen ihr das Mitgefühl zu stehlen, doch Il-sun verliebt sich in Young-gun und versucht sie zum Essen zu bringen.
Das absurde Setting in Park Chan-Wooks überraschendem Erfolgsfilm pendelt geschickt zwischen Wahn und Realität. Die harte Wirklichkeit der geschlossenen Abteilung wird immer wieder durch fantastische Ausbrüche der Insassen aufgelockert und der unterschwellige Humor erinnert sowohl an die Irrenhaus-Szenen in Terry Gilliams „12 Monkeys“ wie auch an den Klassiker „Einer flog über das Kuckucksnest“.
Doch Park („Oldbyoy“, „Durst“, „Stoker“) und seine grandiosen Hauptdarsteller Su-jeon Lim und Popstar Rain haben vor einer Dekade nicht nur einen weiteren Irrenhausfilm geschaffen, sondern ihre eigene Vision von verschrobener Romantik und individeller Zartheit hinzugefügt. So verzaubert die absurde Familiengeschichte der Young –Gun gleich durch die total abgedrehte Familie.
Auch wenn „I’m a cyborg, but that’s OK“ brilliantes Asiatischen Kino ist, hat schon der Regisseur selbst festgestellt, dass die Reaktionen auf den Film durchaus geteilt sind: Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn! Der Zuschauer muss sich schon wohlwollend auf die Welt des Irrsinns einlassen, dann aber entwickelt „I’m a Cyborg“ eine wunderbare Leinwandmagie, die ihresgleichen sucht.
Der Film wurde wird hierzulande bei Rapid Eye Movies vertrieben. 2009 bildete „I’m a Cyborg… den Auftakt der „Intro Edition Asien“ einer zwölfteiligen Filmedition in Zusammenarbeit von Rapid Eye Movies und dem Pop-Magazin Intro. Die Edition bot und bietet noch immer einen breitgefächerten, gut aufgemachten und ausgewählten Einstieg in das moderne asiatische Kino.Die Ausstattung der DVD ist mit Interviews, Behind the Scenes und Berlinale-Featurette informativ ausgefallen und lohnt sich.
Park Chan-wook war schon immer für krasse Filme gut, aber diese Love Story gehört zu seinen schönsten Filmen. Cineasten kommen an „I’m a Cyborg“ nicht vorbei.
Film-Wertung: (8 / 10)
I’m a Cyborg, but That’s OK
OT: Ssa-i-bo-geu-ji-man-gwen-chan-a
Genre: Romanze, Drama, Comedy
Länge 105 Minuten, KOR, 2006
Regisseur: Park Chan-wook
Darsteller: Soo-jung Lim, Rain, Hee-jin Choi
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Rapid Exe Movies
Kinostart: 17.01.2008
DVD-VÖ: 23.01.2009
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