Bestsellerverfilmungen werden ja gerade für TV-Formate gerne genommen. Die BBC hat mit „Stonemouth – Stadt ohne Gewissen“ einen Roman des Schotten Iain Banks verfilmt. Worin die Machenschaften rivalisierender Banden in einer schottischen Kleinstadt das Ambiente für eine Love-Story abgeben. Ende November hat Polyband den Thriller hierzulande für den Hausgebrauch auf veröffentlicht.
„Stonemouth“ firmiert zwar unter dem Label „TV-Serie“ ist aber „nur“ ein Zweiteiler, der zusammengenommen gerade mal auf Spielfilmlänge (100 Minuten) kommt. Da ist es dann schade, dass man mittendrin noch zur Folgenauswahl unterbrochen wird. Aber Serien sind angesagt, daher firmierte auch das aktuelle „Luther“ – Output bei der BBC und bei Polyband als eigene Staffel, obwohl es sich im Grunde um ein spielfilmlanges Special handelte. Nun aber zu „Stonemouth“. Banks Roman, der 2012 erschien, liegt noch nicht auf Deutsch vor.
Der junge Stewart Gilmour (Christian Cooke) kehrt zur Beerdigung seines besten Freundes in seine schottische Heimatstadt Stonemouth zurück. Das ist nicht ohne Schwierigkeiten, denn vor zwei Jahren musste Stewart aus der Stadt flüchten, weil er Stress mit Gangsterboss Don Murston (Peter Mullen) hatte. Das lag unter anderem auch daran, dass Stewart sich in Murstons Tochter Ellie (Charlotte Spencer) verliebt hatte. Außerdem handelt es sich bei Stewarts totem Freund Callum um Murstons Sohn.
Um nach Hause zu kommen, benötigt Stewart also die Erlaubnis des Gangsterbosses. Die wird ihm allerdings nur gewährt, bis sein bester Kumpel unter der Erde liegt. Doch schon bei der Erklärung, dass Callum manisch-depressiv gewesen sei und sich deshalb von der Brücke, die in die Stadt führt, geworfen habe, wird Stewart stutzig. Zudem wird er aufs Neue in die Fehde zwischen Murstons Bande und dessen Rivalen den MacAvetts, zu denen Stewarts Eltern gute Beziehungen haben. Das Blöde dabei ist, dass Stonemouth zwischen beiden Clans aufgeteilt ist. Man muss sich für eine Seite entscheiden.
Klingt nach einer etwas abgewandelten Variante von Shakespeares „Romeo und Julia“, hat aber typisch schottischen rauen Charme. Dabei hadert der Zweiteiler von Regisseur Charles Martin weniger mit den Figuren als vielmehr mit der Dramaturgie. Denn Drehbuchautor David Kane („Mord auf Shetland“) stattet das Geschehen mit einer Erzählstimme aus dem Off aus, wahrscheinlich, um möglichst viel von der literarischen Vorlage zu übertragen. REgisseur Martin, der sich seine Sporen vor allem mit der Serie „Skins“ verdiente und auch eine der Wallande-Verfilmungen mit Kenneth Branagh leitete, baut seine Dramaturgie entsprechend auf.
Hauptperson Stewart erzählt dem Zuschauer quasi seine Geschichte. Das macht er allerdings nicht sonderlich originell oder fesselnd, sondern gerade am Anfang mit dosierten Häppchen und unheilsschwangeren Andeutungen dessen, was Tragisches geschehen ist. Wer sich auf diese Erzählhaltung einlassen mag, wird mit einem soliden Thriller-Romanze belohnt. Dafür muss der Zuschauer jedoch einiges an mangelnder Spannung und Dramatik in Kauf nehmen, das durch die Erzählweise verloren geht. Die jungen Darsteller schlagen sich solide, während die Altvorderen die kriminellen Leitbullen abgeben, Gary Lewis und Peter Mullen. Das die beiden gestandenen Charakterdarsteller dies können, steht außer Frage, allerdings hat man das auch schon intensiver und origineller gesehen. Bei Mullen beispielsweise in „Top of the Lake“ oder in „The Fear“.
Letztlich hebt sich „Stonemouth –Stadt ohne Gewissen“ nicht aus der genreüblichen Thriller-Unterhaltung heraus und ist eher solide ausgefallen.
Film-Wertung: (5 / 10)
Stonemouth – Stadt ohne Gewissen
OT: Stonemouth
Genre: Thriller
Länge: 100 Minuten (2 x 50), GB, 2016
Regie: Charles Martin
Drehbuch: David Kane, Iain Banks (Romanvorlage)
Darsteller: Peter Mullan, Charlotte Spencer, Christian Cooke
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD-VÖ-Datum: 25.11.2016
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