Top of the Lake: Kleinstadterinnerungen

TOP OF THE LAKEEine zwölfjähriges Mädchen, das schwanger ist, verschwindet in der neuseeländischen Landschaft. Soweit die Ausgangslage für Jane Campions hochgelobte BBC-Miniserie „Top of the Lake“. Mit namhafter Besetzung und atemberaubender Kulisse entspinnt sich in sechs einstündigen Folgen ein Mystery-Thriller der eigenen Art. Dabei ist allerdings nicht alles Gold was glänzt.

Immer häufiger wenden sich Filmschaffende dem Medium TV-Serie zu. Egal, ob Darsteller, Regisseure oder Autoren, viele wissen zu schätzen, dass sie heutzutage mit vernünftigem Budget ausgestattet, ihre Themen deutlich intensiver ausleuchten können, als das auf der Kinoleinwand der Fall wäre. Die neuseeländischen Filmmacherin Jane Campion, die mit ihrem Drama „Das Piano“ 1993 einen Oscar gewann, legt mit „Top of the Lake“ ihre erste TV-Miniserie vor. Das Script verfasste die Filmmacherin zusammen mit Gerard Lee, bei der Hälfte der Episoden führt sie auch Regie, die andere Hälfte übernimmt Garth Davis.

TOP OF THE LAKEIn der kleinen neuseeländischen Stadt Laketop hat der eigenwillige Matt Mitcham (Peter Mulligan) so ziemlich alle Fäden in der Hand. Eines Tages wird seine zwölfjährige Tochter Tui (Jaqueline Joe) aus dem See gezogen. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass die Zwölfjährige im fünften Monat schwanger ist. Doch über den Vater oder einen Missbrauch macht sie keine Angaben. Die örtliche Polizei um Polizeichef Al Parker (David Wenham) erhält Unterstützung von der jungen Beamtin Robin Griffin (Elisabeth Moss), die aus der Gegend stammt aber bei der Polizei in Australien arbeitet. Eigentlich ist Robin nur zurückgekehrt, weil ihre Mutter Krebs hat, nun stürzt sie sich in die Ermittlungen um die junge Tui, die kurz nachdem sie aus dem See gezogen würde in die Wälder abgehauen ist.

TOP OF THE LAKERobin muss sich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit in Laketop auseinandersetzen und kriegt es auch mit Tuis Vater Matt zu tun. Der hat zwar gerade alle Hände voll zu tun, eine Kommune von neurotischen Frauen von „seinem“ Land am See zu verjagen, die sich um die GJ (Holly Hunter) versammelt haben, um ihr Seelenheil zurück zu erobern. Der einzige, der Robin wirklich hillfreich zu Seite zu stehen scheint, ist ihr Ex-Freund Jonno (Thomas M.Wright), einer von Matts Söhnen und Tuis Halbbruder.

Die Miniserie „Top of the Lake“ ist jüngst für zwei Golden Globes nominiert worden (Beste Mini-Serie, Beste Darstellerin) und konnte bereits einen Emmy für die Kameraarbeit einheimsen, ging bei den anderen sieben Nominierungen allerdings leer aus. Und „Top of the Lake“ ist durchaus eine zwiespältige Angelegenheit. Einerseits hat die Miniserie schon ihren eigenen Stil und ihren eigenen Ton, der gelegentlich mit der Auslotung der ländlichen Verschrobenheiten an selige „Twin Peaks“-Zeiten erinnert und auch von der Disposition des vermeintlichen mysteriösen Verbrechens in die Nähe von David Lynchs Kultserie rückt.

Andererseits wirken die Charaktere häufig auch völlig überzeichnet und irgendwie entrückt. So ist die „Gelassenheit“ des Polizeichefs im Serienverlauf ebenso leicht enervierend, wie die Naivität der Hauptfigur Robin und die cholerische Art von Bösewicht Matt. Nicht alle Volten der Handlung sind wirklich zwingend und obwohl sich „Top of the Lake“ als Thriller inszeniert, wird häufig wenig Gewicht auf die Spannung gelegt.

TOP OF THE LAKEJane Campion hat sichtlich Spaß mit ihren Charakteren, vor allem mit der neurotischen Frauenkommune, doch die Miniserie fügt sich nicht zu einem stimmigen Ganzen. Zu häufig stört die Ermittlungslogik die Schrulligkeit der Dorfgemeinschaft und dennoch rückt die Suche nach der vermissten Zwölfjährigen immer weiter in den Hintergrund. Dass die Kameraführung in dieser majestätischen Landschaft, die schon fasst ein Charakter für sich ist, daneben immer wieder zu seltenen schönen Momenten führt, ist zwar grandios, trägt die Serie aber letztlich auch nicht über das Mittelmaß hinaus.

Fazit: Jane Campions BBC-Serie „Top of The Lake“ spielt mit dem Thrilergenre, verliert dabei aber gelegentlich den Faden und die eingentlich gute Besetzung wirkt in den Rollen nicht immer überzeugend.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

toplake_dvd_front mstickerTop of The Lake
OT: Top of The Lake
Genre: Mini-Serie, Mystery, Thriller
Länge: 360 Minuten, NZ 2012
Regie: Jane Campion, Garth Davis,
Darsteller: Elisabeth Moss, Holly Hunter, Peter Mullen,
Extras: From the Bottom of the Lake (making of), 2 Featurettes,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD- & BD-VÖ: 16.11.2013