The Forest: der Wald der Selbstmörder

Im “Gruselsommer geht auf auf den Endspurt zu. 2016 wanderte Natalie Dormer durch “The Forest” um ihre Schwester zu suchen. Der Horrorfilm von Jason Zada setzt auf Athmosphäre und Psychologie. Mit teilweise ganz gelungenem Ergebnis.

Als Sara (Natalie Dormer) einen Anruf aus Tokio bekommt, nimmt sie sofort den nächsten Fliegern nach Japan. Ihre Zwillingsschwester Jess arbietet dort als Lehrerin arbeitet. Doch Jess ist seit Tagen verschwunden. Inzwischen vermuten die Behörden, dass sie sich etwas angetan hat. Sara weigert sich zu glauben, ihre Schwester hätte sich in dem berüchtigten Aokigahara-Wald das Leben genommen.

In Tokio sind die Behörden wenig hilfreich. Jess Schülerinnen erschreckt das Auftauchen einer Zwillingsschwester eher, als dass sie Hinweise liefern könnten. Sara macht sich auf zu jenem Ort, an dem ihre Schwester verschwunden ist. Am Fuße des Berges Fuji rät man ihr allerdings davon ab, allein in den undurchdringlichen Wald zu gehen. Schließlich hätten zu viele Menschen in diesem Urwald die Orientierung verloren, sind von den Wegen abgekommen und verschwunden.

Orientierungslauf im Dickicht

Als Sara den australischen Journalisten Aiden (Taylor Kinney) trifft, bietet sich eine Gelegenheit sicher in den Wald zu kommen. Aiden will das „Meer aus Bäumen“ am folgenden Tag mit dem Führer Michi (Yukiyoshi Ozawa) erkunden. Sara läuft mit. Es dauert nicht lange, bis die kleine Expedition auf erste Spuren von Selbstmördern stößt, doch von Jess fehlt weiter jede Spur.

„The Forest“ ist weniger Shocker und noch weniger Slasher. Stattdessen setzt der Werbegestählte Regieneuling Jason Zada, auf solide etablierte Atmosphäre. Dabei orientiert sich „The Forest“ an den klassischen Gruselfilmen der 60er und 70er Jahre. Auf ruckelige Handkamera a la „Blair Witch“ wird glücklicherweise verzichtet.

Der an Originalschauplätzen in Japan gedrehte Gruselthriller taucht ganz in die Atmosphäre des von dunklen Mythen umrankten Naturdenkmales Aokigahara ab. Der 35 km² große Aokigahara-Wald am nördlichen Fuße des japanischen Berges Fuji gelegen, ist zwar ein Naturdenkmal, hat seinen Ruf aber vor allem aufgrund der Beliebtheit als Selbstmord-Ort. Seit den 1960er Jahren kommen immer wieder Menschen in diesen Urwald, um sich das Leben zu nehmen. Neben der Golden Gate Bridge ist der Aokigahara einer der weltweit bekanntesten Selbstmord-Orte.

Das funktioniert als stimmungsvolles und unübersichtliches Setting ausgesprochen gut, anders als in Gus Van Sants „Sea of Trees“, der 2017 in die Kinos kam. In „The Forest“ sind die gruseligen Details und Spuren vergangener Selbstmörder eingestreut und beeindruckend aufgenommen. Viele der Höhlen und bemoosten Bäume machen einem Spukwald mehr als lebendig.

Die verschwundene Zwillingsschwester

Dennoch hapert es bisweilen an der Spannung. Die Idee von Produzent David S. Goyer („Ghost Rider“, Dark Knight Rises“, „The Unborn“) hat Potential, doch der Funke erstirbt im feuchten Waldklima immer wieder. Natalie Dormer („Game of Thrones“, „Mockingjay 1& 2“) trägt den Film. Die Britin agiert mit zielstrebiger Aufrichtigkeit, die mit einer Scream-Queen nichts gemeinsam hat. Auch die auch die wenigen Auftritte der Zwillingsschwester meistert Dormer gut. Die männlichen Darsteller hingegen leiden unter der Vorhersehbarkeit ihrer Charaktere, allen voran Taylor Kinney. Spannungsaufbau geht irgendwie anders.

Der Film verschenkt gerade zu Beginn Potential. Bereits in den ersten Minuten, während der Charakter Sara eingeführt wird, leidet diese schon wiederholt unter Alpträumen. Für die Handlung erweist sich das als Nachteil. Derart vorgewarnt, ist das Publikum auf der Hut, es könnte sich alles als Traum oder Halluzination herausstellen. Vielleicht hätte man „The Forest“ eher als Vermissten-Thriller mit übernatürlichen Elementen anlegen sollen. Die Story und das Zwillingsmotiv hätten das sicherlich auch hergegeben. Und auch die kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West hätte man so ausbauen können.

„The Forrest“ hat Genau das richtige Setting für einen Horrorfilm mit dichter Atmosphäre und schräger Psychologie. Der weltberühmte japanische Selbstmörderwald entpuppt sich nicht als Märchenwald. DDie Story in Hinblick auf Geistererscheinungen und Wanderanleitungen nicht sonderlich konsequent. „The Forest“ ist vor allem angenehm zwielichtige Inszenierung, an Spannung mangelt es schon.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

The Forest – Verlasse nie den Weg
OT: The Forest
Genre: Horror, Thriller
Länge: 93 Minuten, USA, 2016
Regie: Jason Zada
Darsteller:innen: Natalie Dormer, Taylor Kinney
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Splendid, WVG
Kinostart: 04.02.2016
DVD-& BD-VÖ: 03.06.2016