Max Rockatansky, der Einzelkämpfer aus dem apokalyptischen Outback ist zurück – und wie! „Mad Max: Fury Road“ ist ein Actionfeuerwerk, das das Genre mal eben in andere Sphären katapultiert. Zwei Stunden vollgepackt mit Adrenalinschüben, die einen an den Kinosessel nageln wie in einen Schleudersitz. Regisseur George Miller, mittlerweile über siebzig, zeigt der Konkurrenz, was ‚ne Harke ist und furcht die postapokalyptische Wüste mit fantastischen Fuhrwerken um. So zeitgemäß, ja wegweisend, hatte wohl niemand die Fortführung der Actionfilmlegende „Mad Max“ erwartet.
Überlebenskünstler Max (Tom Hardy) streunt noch immer allein durch die Wüste, nachdem eine Katastrophe die Welt veränderte, Rohstoffe knapp wurden, die Gesellschaft verrohte und Polizist Max seine Familie verloren hat. Noch immer plagen ihn deren Geister, aber viel aktueller muss er sich der Verfolgung einer wildgewordenen Horde entziehen. Haut allerdings nicht hin und Max wird als Blutsack, als lebendes Ersatzteillager, in das Reich von Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne ) aufgenommen. Der herrscht mit kruder quasireligiöser Kriegerphilosophie über eine Zitadelle und einen Haufen hilfloser Kreaturen.
Als sich Imperiator Furiosa (Charlize Theron) aufmacht um mit einem riesigen Tankwagen Treibstoff zu organisieren, nutzt die Kriegerin die Gelegenheit zur Flucht, denn sie hat wertvolle Fracht an Bord: fünf junge Frauen, die von Immortan Joe als Gebärmaschinen missbraucht werden. Als die Flucht auffliegt, fallen Immortan Joes Horden aus der Zitadelle aus und Max wird als Blutspender des Fahrers Nux (Nicholas Hoult) gleich als Galionsfigur mitgeschleppt. Doch Max gelingt es zu überleben und er schließt sich Furiosa an. Eine wilde Jagd durch die Wüste beginnt.
Eine eigene dystopische Welt
1979 hat Regisseur George Miller mit „Mad Max“ Maßstäbe gesetzt und quasi das postapokalyptische Road Movie erfunden. Die Low Budget Produktion mit Mel Gibson in der Hauptrolle ließ es ordentlich krachen und hatte schnell Kultstatus. Jahrzehnte hielt „Mad Max“ den Guiness-Rekord als profitabelster Film. So richtig postapokalyptisch war die Story damals allerdings noch nicht, vieles haftet noch an der damaligen Realität. Der Highway-Polizist Max bekommt es mit einer Biker Gang zu tun. Deren Anführer Toecutter wurde auch von Hugh Keays-Byrne gespielt, der nun als „Immortan Joe“ wieder dabei ist.
Richtig dystopisch wurde es in Millers Saga eigentlich erst mit „Mad Max – Der Vollstrecker“ (1981). Wer den Film kennt, wird das Motiv des Tankwagens in „Fury Road“ ebenso wiederfinden wie die ausgedehnten Wüstenlandschaften. Beide Filme wussten aber in Bezug auf die Action und das Setting der Geschichte Maßstäbe zu setzen. Dazu gehörte als maßgebliches Stilmittel auch, die Story möglichst minimalistisch zuhalten. So hält es auch „Fury Road“ und knüpft damit an den Spirit der „Mad Max“ Filme an. „Mad Max: Fury Road“ ist zwar schnell und hart inszeniert, weiß sich und das „Mad Max“-Erbe aber durchaus auch auf die Schippe zu nehmen. Soviel Souveränität muss man erstmal aufbringen.
Überlebenskampf statt Heldentum
Die Geschichte entstand zusammen mit dem britischen Comicautoren Brandon McCarthy, der in Sachen Dystopie und Post-Apokalypse auch einiges vorweisen kann und lange für „2000AD und Judge Dreadd geschrieben hat. Das Set-Design ist atemberaubend und verstörend fremdartig. Die fahrbaren Untersetzer sind furios. Die dargestellte Gesellschaft in eine Stufe der Barbarei abgerutscht und das Machtgefälle zum Herrscher zeigt sich nicht in religiöser Propaganda sondern auch in dem Wassermonopol. „Fury Road“ ist archaisch, bösartig, barbarisch und furchteinflößend.
Aber vor allem ist „Mad Max: Rury Road“ ein wahnwitziger Actioner, der die Zuschauer visuell konstant überfordert und mit einer atemberaubenden Rasanz zu Werke geht. Kameramann John Seale hat bereits bei „Lorenzos Öl“ mit George Miller gearbeitet und sorgt für atemberaubende Einstellungen haarsträubender Stunts und Hochgeschwindigkeitsexplosionen. Das ist toll choreografiert und so erstaunlich und unmittelbar, dass seine Arbeiten bei „Der Sturm“ und „Price of Persia“ nur wie Probeläufe wirken. Da passt der physisch präsente (und emanzipierte!) Tom Hardy ganz nahtlos hinein und die gesamte Besetzung kann sich sehen lassen. Die größte Überraschung allerdings, wenn man sich erstmal an das Tempo und die Optik gewöhnt hat, ist Charlize Theron, die zwar mal als „Aeon Flux“ (2005) so etwas ähnliches wie eine Action-Rolle hatte, sich in „Fury Road“ aber als wahnwitzige und sehr überzeugende Endzeit-Amazone entpuppt.
Mit „Mad Max: Fury Road“ kehrt die Road Warrior-Legende von George Miller zu ihren Action-Urspüngen zurück und macht dabei den Blick frei auf eine verheißungsvolle Kinozukunft!
Film-Wertung: (9 / 10)
Mad Max: Fury Road
OT: Mad Max: Fury Road
Genre: Action, Sci-Fi,
Länge: 120 Minuten, Aus/USA, 2015
Regie: George Miller
Darsteller: Tom Hardy, Nicholas Houtt, Hugh Keays-Byrne, Charlize Theron
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 14.05.2015