So kann das gehen, wenn man einem Freund einen Gefallen tut: Auf einmal hat man das organisierte Verbrechen an den Hacken, muss auch noch unbezahlt für das FBI arbeiten und das eigene Leben ist selbstredend auch keinen Pfifferling mehr wert. Ein Haufen Schwierigkeiten, die sich Joe R. Lansdales texanische Haudegen Hap und Leonard da aufgehalst haben. Aber wie man das von den beiden inzwischen auch hierzulande gewohnt ist: Rückzieher gibt‘s hier nicht!
Hap Collins, Gelegenheitsarbeiter in der texanischen Provinz, hatte eigentlich gerade mal wieder genug Kohle zusammen, um ein paar Monate unbehelligt über die Runden zu kommen und es sich mit seiner Freundin, der Krankenschwester Brett, gemütlich zu machen. Da taucht Haps afroamerikanischer Kumpel Leonard auf und hat Marvin im Schlepptau. Marvin war zwar mal Polizist, ist aber ein Freund und hat eine Bitte. Seine Enkelin hängt mit so trashigen Drogentypen ab. Das gefällt der Familie nicht sonderlich. Marvin hat grade ein lädiertes Bein, weshalb er Hap und Leonard bittet, seine Enkelin nach Hause zu holen.
„Bist du Sozialarbeiter?“ „ Nein. Im Gegensatz zu Sozialarbeitern sind mir die Leute wirklich wichtig.“
Einen Freundschaftsdienst haben die beiden ungleichen Haudegen noch nie abgelehnt. Doch bei der Rückführung der jungen Dame stellt sich heraus, dass die gar nicht mit will und die Gang ihres Freundes, der von seinem Trailer aus Drogen vertickt, wird auch noch handgreiflich. Das ist zwar kein Problem für die gestandenen Kerle, aber vielleicht hätten sie die Drogen nicht vernichten sollen… Jetzt drängt die Dixie-Mafia auf Reparationszahlungen und der Druck wandert bis hinab zu Hap und Leonard. Doch das ist, wie sich herausstellt, noch nicht der ganze Schlamassel, in den sich Hap und Leonard hineinmanövriert haben.
Der texanische Autor Joe R. Lansdale ist ein notorischer Vielschreiber und schert sich nicht groß um Genres und literarische Konventionen. Zu der Thrillerreihe um Hap Collins, der die Abenteuer auch erzählt, und seinen schwulen, afroamerikanischen Kumpel Leonard Pine, kehrt der Autor immer wieder zurück. Seit 1990 macht das ungleiche Duo mit flotten Sprüchen und derber Action das Thriller-Genre unsicher. „Das Dixie-Desaster“ ist der siebente Roman der Reihe und erscheint im Berliner Golkonda Verlag als deutsche Erstausgabe. Inzwischen sind dort drei der Hap und Leonard Romane erschienen.
„Die Kekse und unser Dr Pepper haben‘s wohl nicht überlebt.“ „Im Kampf gefallen.“ „Ein herber Verlust.“
Wer die beiden texanischen Haudegen noch nicht kennt, kann sich auf unterhaltsame, actionreiche und turbulente Stories gefasst machen. Die Story des „Dixie-Desasters“ ist zwar nicht so hintersinnig wie „Wilder Winter“, in dem Autor Lansdale auch einen Schwanengesang auf die Hippie-Ära anstimmte, aber dafür ist der Stress mit der Südstaaten-Drogenmafia umso handfester und actionmäßig auch recht derbe ausgefallen. Lansdale entführt den Leser mit viel Lokalkolorit in die Abgründe am unteren Rand der Gesellschaft und holt erstaunlicher Weise immer noch eine Wendung mehr aus der Story heraus.
Mit viel Unterschichten-Charme und schnodderigen Sprüchen schickt Autor Joe R. Lansdale seine beiden (Anti-)Helden auf einen Kreuzzug gegen Drogenmafia und korrupte Gesetzeshüter. Kurzweilig, turbulent und unnachahmlich nonchalant.
Roman-Wertung: (7 / 10)
Das Dixie-Desaster: Ein Hap & Leonard Roman
Autor: Joe R. Lansdale
OT: Vanilla Ride, USA, 2009
Übersetzung: Heide Franck
ISBN: 978-3-944720-654
Verlag: Golkonda Verlag, Berlin, Klappenbroschur, 280 Seiten
VÖ: 10.03.2015