Top 5: Die besten Dokumentarfilme 2014

SPIELVERDERBER_dokuWahrscheinlich sollte ich endlich mal wieder aktuelle Kinostarts besprechen, stattdessen wird hier altes Zeug wieder aufgewärmt. Nu je, im vergangenen Jahr hat es für einen filmischen Rückblick in Form von Top 5 Listen zeitlich nicht gereicht, daher geb‘ ich mir jetzt ordentlich Mühe, diverse Kategorien von Filmen aus dem Jahr 2014 aufzubereiten. Klar, dass es dabei um rein subjektive Betrachtungen geht, und klar, dass die deutsche Erstveröffentlichung dabei relevant ist. Den Auftakt machen die Dokumentarfilme des vergangenen Jahres, Musikfilme nicht eingeschlossen, die werden – einem persönliches Steckenpferd angemessen – als  eigene Kategorie betrachtet.

Noch vor ein paar Jahren habe ich jeden Dokumentarfilm begrüßt, der auch auf der Leinwand zu sehen war. Viele der Themen und auch der Filme verdienen einfach eine große Leinwand. Das hat sich mittlerweile geändert, auch und gerade weil es scheinbar leichter und günstiger geworden ist, Dokumentarfilme herzustellen. Etliches ist für TV-Sender produziert und einiges kommt schon innerhalb von Jahresfrist im Fernsehen. Auch hat sich ein Hang zum Narrativ eingeschlichen: Dokus wollen Geschichten erzählen und die Filme werden entsprechend geschnitten und montiert. Das ist nicht immer nur positiv zu betrachten.

Wie auch immer, 2014  kamen etliche Dokus in die Kinos, wenige schafften es, ein breiteres Publikum anzusprechen und lokale Themen kamen zumeist auch nur regional in die Lichtspielhäuser. Aber gerade dort haben sich so einige Perlen versteckt, etwa die hinreißende Schuldoku „Meine liebe Frau Schildt“. Natürlich hat es auch wieder prominente Filme gegeben, die ich aus irgendwelchen Gründen verpasst habe, hier wäre wohl an erster Stelle das Projekt „Kathedralen der Kultur“ zu nennen, das sich sehenswert war und ist. Aber ich habe auch tolle Filme gesehen und das Dokumentar-Genre erlaubt auch einiges an filmischem Experiment.

Also, hier ist die Top 5 der besten Dokumentarfilme 2014

5. Die schöne Krista

die-schöne-kristaMisswahlen gibt es auch beim Milchvieh! Und den Bewerberinnen steht ein erheblicher Rummel bevor, der durchaus dem vergleichbar ist, wie er auch jungen Damen bevorsteht; diverse Schaulaufen inclusive, hier allerdings vor allem bezüglich der milchproduzierenden Organe. Ein junger Landwirt setzt seine wirtschaftlichen Hoffnungen auf seine beste Kuh, Krista, um darauf eine Zucht aufzubauen. Der preisgekrönte Erstling der beiden Filmmacher Antje Schneider und Carsten Waldbauer zeigt auf unterhaltsame und nachdenklich stimmende Einblicke in die moderne Landwirtschaft, immer wieder angereichert mit tollen Momentaufnahmen und unvergleichlichen, wunderschönen Kuhaugen!

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

4. Beltracchi – die Kunst der Fälschung

beltracchi-die-kunst-der-faelschungAn Selbstbewusstsein fehlt es dem Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi beileibe nicht. Und selbst nach seiner Verurteilung und als Freigänger redet der Mann, der Kunstsammler und Museen Jahrzehnte lang mit seinen erstaunlichen, „wiedergefundenen“ Meisterwerken genarrt hat, gerne von dieser Zeit und offen über sich selbst. Immer mit einem Grinsen und auch mal mit Selbstironie wird „Beltracchi“ zur Selbstdarstellung eines Lebenskünstlers und zu einem erstaunlichen Einblick in die Mechansimen desKunstmarkts. Filmmacher Arne Birkenstock hat einiges an Schelte einstecken  müssen, weil sein Vater Beltracchis Verteidiger war. Warum eigentlich? Der mündige Zuschauer sitzt doch vor der Leinwand beziehungsweise dem Bildschirm.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

3. Crulic – Der Weg ins Jenseits

Crulic_002Die rumänische Doku „Crulic“  gehört sich zu den verstörenden und auch experimentellen Vertretern des Dokumentarfilms. Die Leidensgeschichte des Rumänen Claudiu Crulic, der in Polen unschuldig wegen Diebstahls inhaftiert wird und nach absurder Fallgeschichte in einen Hungerstreik tritt, an dessen Folgen er auch stirbt, ist inhaltlich harte Kost und formal fordernd. Wie verfilmt man eine Geschichte,  zu der es keine Bilder gibt? Mit der posthumen Erzählperspektive des Toten, abgeleitet aus dessen Briefen, und mit Hilfe klassischer Animationstechniken. Die rumänische Filmmacherin Anca Damian setzt Crulics verstörendes Schicksal mit ebenso schönen wie düsteren Zeichnungen, Collagen, Fotos und Stop-Motion-Elemente in Szene. Erstaunlich.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

2. Das Geheimnis der Bäume

LA FORET DES PLUIES LUC JACQUETGleich zu Jahresbeginn entführt uns der französische Botaniker Francis Hallé in die Welt der tropischen Urwälder. Francis Hallé hat sein ganzes Leben über Bäume und Wälder geforscht. Der Film erfasst das Wesen dieser Welt mit eigens entwickelten Kameratechniken und botanischen Skizzen und Animationen. Das hat auch ein meditatives Element. Die Doku ist weniger Naturfilm im herkömmlichen Sinn als vielmehr ein filmisches Essay, das auch vom Verlust dieser wunderbaren Natur erzählt. Eine ausführliche Filmbesprechung gab es zum DVD-Start.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

1.    Das große Museum

das-grosse-museum_still_11-ctMit „Das große Museum“ hat Dokumentarfilmer Johannes Holzhauser einen Meilenstein der Kulturdokumentation geschaffen: Ein Blick ins Innere des Kunsthistorischen Museums in Wien. Das Museum erfindet sich gerade neu, als Holzhauser die Gelegenheit zu seinem Film bekommt. Zu diesem Prozess gehören Renovierungen, Restaurierungen, Verwaltungsbelange und eine Neupositionierung im Kunst- und Tourismus-Segment. Die Doku beginnt mit unterschiedlichen Impressionen, die als Leitfäden immer wieder aufgenommen werden. Die Kunst selbst wird immer nur im Zusammenhang mit Arbeit gezeigt. Dadurch entfaltet sich in lockerem Erzähltonfall, der nie interveniert, sondern immer nur begleitet und beobachtet, ein geschäftiges Panoptikum von unterschiedlichen Aktivitäten und Personen. Zumeist ist dann auch eine Spur humoristischer Brechung in den Szenen zu erkennen, die den Film sehr charmant macht. So komplett wie in „Das große Museum“ hat noch kein Film hinter die Kulissen des Museumsbetriebs geschaut.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Und weiter geht es demnächst mit den besten Musikfilmen aus 2014.