Schwarzafrikanisches Kino sieht man eher selten, was nicht zuletzt daran liegt, dass es in vielen Ländern eigentlich keine Filmindustrie gibt. Beim Filmfest Hamburg sind gleich zwei beachtliche Filme aus Afrika zu sehen: „Timbuktu“, der Abschlussfilm, und die kenianische Produktion „Veve“. Das Drama um Korruption, Drogen und Liebe ist das Ergebnis der von Tom Tykwer ins Leben gerufenen Initiative One Fine Day, die afrikanische Filme fördert und sollte eventuell auch einen regulären Kinostart bekommen. Verdient hätte es der großartige Film auf jeden Fall. Also, nicht verpassen.
In der kenianischen Provinz Meru Central bauen Kleinbauern Kath an, im Volksmund wird die Droge „Veve“ genannt. Der Lokalpolitiker Amos Munene ist dabei dick im Geschäft und auch seine politischen Ambitionen machen nicht in Meru halt. Als die Kath-Bauern überlegen, eine Gewerkschaft zu gründen, scheut Munene nicht vor Druckmitteln zurück. Auch der muslimische Geschäftspartner in Nairobi macht Stress und muss im Zaum gehalten werden. Dabei kann sich Munene auf die loyale Hilfes seines Kindheitsfreundes Sammy verlassen, der hat als Witwer allerdings auch damit zu kämpfen, seinen Sohn von den Drogen und der Straße fernzuhalten. Dann taucht auch noch der Kriminelle Kenzo auf, der es auf den Politiker und das Drogengeld abgesehen hat. Zur Tarnung heuert er bei den Kath-Geschäften als Fahrer an und verliebt sich in die attraktive Frau des Politikers.
Man merkt der Storykonstruktion von Natasha Likiman und der Regie von Simon Mulaki an, dass sie westliche Hilfestellung hatten, so ist „Veve“ kein kompletter Bruch mit den westlichen Sehgewohnheiten und der üblichen Drama- und Thrillerdramaturgie, sondern verquickt auf interessante Weise die kenianische Realität mit ihren Problemen zu einem sehenswerten Thriller-Drama, in das man ohne Schwierigkeiten hineinfindet. Das Figurenkarussell mag dramaturgisch zugespitzt sein, aber der Film ist durchaus realistisch und überzeugt mit guten Darstellern und spannender Handlung. Aktion ist dabei zwar (wahrscheinlich aus Budgetgründen) nebensächlich, aber spannend ist die Story allemal. Aber „Veve“ ist absolut nicht eigens für den westlichen Filmmarkt konzipiert, sondern hat wahscheinlich durchaus auch an der kenianischen Kinokasse „Blockbusterqualitäten“.
Auch die Darsteller wissen allesamt zu überzeugen und bringen das Lebensgefühl und die gesellschaftlichen Gegebenheiten großartig auf den Punkt. Und so ist „Veve“ ein extrem gelungenes Beispiel für sinnvolle und extrem sehenswerte Förderung des schwarzafrikanischen Films, ohne sich auf dieser „Entwicklungshilfementalität“ auszuruhen.
„Veve“ erzählt höchst eigenständig und faszinierend von den Problemen in Kenia und überzeugt als spannendes Drama. Mehr davon.
Film-Wertung: (8 / 10)
OT: Veve, Genre: Drama, Thriller, Länge: 95 Minuten, Regie: Simon Mukali, Drehbuch: Natasha Likiman, Darsteller: Emo Rugene, Lizz Njagah, Conrad Makeni, Lowry Odhiambo, Adam Peevers
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