Dass Peter Quill der Weltraumvagabund so an seinem alten Mixtape hängt, hat weniger mit der Klasse der 70er Jahre Hits zu tun, als mit der Tatsache, dass die Kassette (!) ein Vermächtnis seiner zu früh gestorbenen Mutter ist. Aber in Marvels „Guardians of The Galaxy“ hat Starlord ganz andere Probleme. Auf geht’s in einen „Moonage Daydream“ (David Bowie) der Extraklasse.
Ahnungslos auf die Suche nach einer ominösen Box losgeschickt, findet sich der ErdlingPeter Quill (Chris Pratt) auf eimal in derben Schwierigkeiten wieder. Nicht nur dass ihm Yondu Udonta (Michael Rooker aus „ The Walking Dead“) auf den Fersen ist, der Quill vor 26 Jahren von der Erde entführt hat, gerade als dessen Mutter an Krebs gestorben war. Nein, die besagte Box beinhaltet mächtige Klunker – Inifnity Stones, die der Herrscher der Baboon, Ronan (Lee Pace), unbedingt in seinen Besitz bringen will; und mit dem legt man sich besser nicht an. Ronan schickt Gamora (Zoe Saldana) hinter den Steinen her, doch Quill ist schon auf dem Planeten Nova Prime, den Ronan zerstören will, und sorgt für mächtiges Chaos.
Kein Wunder, dass Peter Quill, der sich selbst gerne als Starlord bezeichnet, mit einer grob zusammengewürfelten Truppe in einem intergalaktischen Hochsicherheitstrakt landet. Dazu gehören neben Quill und Gamora, die eine gefährliche Killerin und außerdem die Tochter des Titanen Thanos ist, noch der nerdige Waschbär Rocket Rackoon (im Original von Bradley Cooper gesprochen) und sein baumartiger Kumpel Groot (Vin Diesel), der über das wahnwitzige Vokabular „I am Groot“ verfügt, sowie der kriegerische Drax (Dave Bautista), der nur eins im Sinn hat: Rache an Ronan für den Tod von Drax‘ Familie.
Eine zusammengewürfelte Truppe
Gemeinsame Ziele sorgen zwar noch nicht für Freundschaft, aber immerhin für strategische Allianzen. Und so sorgt das Quintett im Knast für mächtig Wirbel und schafft es tatsächlich zu entkommen. Aber Ronan entwischt man nicht so leicht: Er schickt nun Nebula (Karen Gilligan) hinter der Truppe und der abtrünnigen Gamora her. Das muss er auch, denn wegen der Infinity Steine hat er sich mit Thanos eingelassen.
Für Leute, die den Comic nicht kennen, mag sich die Story auf den ersten Blick ein wenig krude anhören, aber im Laufe des Films kann man der Handlung einigermaßen locker folgen. Wie so häufig bei Marvel muss ja alles zu den anderen Superheldenfilmen passen und die Klunker sind schon im Avengers-Zusammenhang mal aufgetaucht. Insofern ist da für kommende Marvel-Kinospektakel noch einiges zu erwarten. Aber zurück zu den Guardians.
Der Film lebt vor allem von seinem Witz und dem spielerischen Umgang mit dem, was Captain Kirk in seinem Enterprise-Logbuch die unendlichen Weiten des Weltraums nennt. Die unterschiedlichen Settings sind grandios und verspielt; wo sonst findet man sich in den verstorbenen Überresten eines Überwesens wieder, die inzwischen als Rohstoffquellen ausgebeutet werden und sinniger Weise auch noch „The Nowhere“ – das Nirgendwo -benannt sind. CGI und 3D sind komplett überzeugend und auch die Besetzung stimmt. Der Soundtrack allerdings ist sicher nicht jedermanns Sache, sorgt aber für einige nette Gags.
Actionreiche und humorvolle Space Opera
Vor allem der Humor, der in seiner schlagfertigen Art an den ersten „Iron Man“ –Film erinnert, weiß zu überzeugen. Und das Drehbuch von Regisseur James Gunn und Nicole Perlman, die in Hollywood seit einiger Zeit als Next Big Thing in Sachen Screenwriting gehandelt wird, ist voll von Elementen, die als liebevolle Hommage an die Space Operas vergangener Tage gedeutet werden können: „Buck Rogers“ flimmert durch und wie schon erwähnt kommen einem die Anfänge von „Star Trek“ ebenso in den Sinn, wie die Schnoddrigkeit von Joss Wheedons Kultserie „Firefly“ oder auch Jim Hensons „Farscape“. Alles feine Referenzen und bei alledem behält „Guardians of the Galaxy“ absolut seine Marvelmäßigkeit und seine Eigenständigkeit.
Abschließend noch kurz ein paar Bemerkungen zu den Comics: Erfunden haben die „Guardians Gene Colan und Arnold Drake gegen Ende der 1960er Jahre. 2008 gab‘s dann ein neues Team, das Dan Abnett und Andy Lanning ins Leben beziehungsweise auf die Comicseiten geholt haben. Und bei dem Marvel Now Reboot hat man den Guardians auch einen Neustart verpasst. Der ist hierzulande Anfang des Jahres bei Panini erschienen, hat aber nur bedingt Bezug zu der Filmvariante, die sich auf die 2008er Version stützt.
Genug gequatscht, das kann der Starlord deutlich besser. „Guardians of the Galaxy“ kommt erfrischend frech und eigenständig auf die Leinwand und gibt dem inzwischen gesetzteren Marvel-Filmkosmos einen verspielten Tritt in den Allerwertesten.
Film-Wertung: (8 / 10)
Guardians of the Galaxy
Ist hier noch was zu retten?
OT: Guardians of the Galaxy
Genre: SCi-Fi, Superhelden, Action
Länge: 121 Minuten, USA, 2014
Regie: James Gunn
Drehbuch: Nicole Perlman, James Gunn
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Lee Pace, Karen Gillian,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Walt Disney / Marvel Studios
Kinostart: 28.08.2014