Spider-Man: Die Klonsaga Band 1

SPIDERMANDIEKLONSAGA1-vorMeine Güte, wie die Zeit fliegt: Nicht nur, dass nun auch schon demnächst der zweite Band, der bei Panini erscheinenden „Klonsaga“ des Netzschwingers erscheint, nein, auch die Stories in Band 1, um den es hier geht, haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Fast zwanzig Jahre ist es her, dass Marvel-Autor Terry Kavanaugh Spideys diverse Inkarnationen wieder herausholte und reaktivierte. Band 1 der „Klonsaga“ enthält drei größere in sich abgeschlossene Storybögen.

Zunächst muss sich in „Doppelgänger“ Peter Parker alias „Spider-Man“ damit auseinandersetzen, dass der Wissenschaftler Miles Warren einen Klon von ihm geschaffen hat. Der hat auch dieselben Erinnerungen wie Peter und taucht an Tante Mays Krankenbett auf. Das gefällt dem Wandkrabbler überhaupt nicht. Die Erzählung von Autor J. M. DeMatteis ist insofern interessant, weil sie ganz aus der Sicht des neugeborenen Klons geschrieben ist. Der ist selbstredend verwirrt und sucht nach einer Identität. Bildlich umgesetzt wird der Doppelgänger von Liam Sharp. Der hat zwar einen klassischen Stil, aber seine Zeichnungen strahlen Dynamik, Dramaturgie und Action aus. Die teilweise recht offene Seitengestaltung sorgt zudem für Dynamik.

Im zweiten Storybogen „Kraft und Verantwortung“ entführen Autor Terry Kavangh und Zeichner Steven Butler Spidey in eine Irrenanstalt (Ja, ich weiß, das der Ausdruck nicht pc ist). Dort führt der übersinnlich begabte Doktor Judas Traveller etwas Diabolisches im Schilde: Er nimmt die komplette Anstalt als Geisel, um Spider-Man anzulocken. Ganz nebenbei macht er seine Psychospielchen mit den superschurkischen Insassen. Spidey kann dringend Hilfe gebrauchen und sein Klon, der sich Ben Reilly nennt, gibt alles um Parker zu helfen, obwohl er dessen Identität ein für alle Mal übernehmen könnte. Die Nervenheilanstalt erinnert ein bisschen zu sehr an das Arkham Asylum in Gotham, um der Geschichte wirklich etwas Originelles abzugewinnen. Dennoch stimmt der Drive der Zeichnungen und hilft über einige Schwächen der Geschichte hinweg.

Mit der dritten „Klon-Story“ geht es dann so richtig los. In „Er kehrt zurück“ bestreitet Ben Reilly als „Spider-Man“ sein erstes eigenständiges Abenteuer – und trifft gleich auf den scheinbar übermächtigen „Venom“. Der ist ja durch sein Kostüm ebenfalls mit Spider-Man verbunden. Reilly seinerseits braucht auch ein Tuch, um sich zu wanden und wird zu „Scarlet Spider“; während Peter Parker und sein Alter Ego weiter untergetaucht bleiben. Kavanaugh und Butler machen den Auftakt dieser Geschichte klar und für das große, actionreiche Finale übernehmen Howard Mackie als Autor und Scott und Tom Lyle als Zeichner und legen eine furiose Actionsequenz hin, die richtig Spaß macht. Eindeutig die stärkste Geschichte in dem ersten Band der „Klonsaga“.

Insgesamt ist das Artwork und auch das Storytelling eindeutig ein Kind seiner Zeit: der Comicleser wird noch weit mehr von Text geführt, als dass man ihm zutraut, die Synthese aus Wort und Bild selbst herzustellen. Da ist man heutzutage schon erzähltechnisch Dynamischeres gewohnt. Auch die Drucktechnik war Anfang der Neunziger noch nicht so ausgereift und die Vierfarbdrucke kommen oft mit vielen monochromen Flächen aus. Lesenswert sind die Storys dennoch.

Fazit: Es ist auch heute noch locker nachvollziehbar, weshalb die Klonsaga seinerzeit die Spider-Man-Fans in zwei Lager spalten konnte. Man muss die ganzen Varianten des beliebten Helden und vor allem auch deren kommerzielle Ausbreitung in diversen Serien nicht gutheißen. Spaß machen die Stories trotzdem und jetzt, da sie schön gebündelt vorliegen, kann man sich schon mal darauf einlassen, inzwischen hat Spider-Man ja eine weit gewichtigere Metamorphose durchgemacht. Und weil ich seinerzeit mit anderen Dingen beschäftigt war, als Superhelden-Comics zu lesen, freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

SPIDERMANDIEKLONSAGA128VON729SOFTCOVER_Softcover_722Spider-Man: Die Klonsaga Band 1
OT: Amazing SM 394, Peter Parker SM 51-53, Spectacular SM 217, Web of SM 116-119, Marvel
Autoren: Terry Kavanaugh, Tom DeFalco, J. M. DeMatteis, Howard Mackie
Zeichner: Mark Bagley, Sal Buscema, Tom Lyle, Steven Butler, Liam Sharp
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Softcover, 236 Seiten
VÖ: 18.02.2014

Die Klonsaga bei Panini

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