Auf der Berlinale im vergangenen Jahr sorgte das italienische Drama „Diaz – Don’t Clean Up This Blood“ für zwiespältige Emotionen beim Publikum. Daniele Vicaris Film beschäftigt sich mit dem G8-Gipfelvon Genua im Jahr 2001. Dieser war geprägt von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Protestierern und Ordnungskräften. Im Anschluss wurde die Italienische Polizei heftig kritisiert. Daraus ein politisches Drama zu machen, ist durchaus legitim, auch wenn der Regisseur und Drehbuchautor Verwirrung erzeugte, als er äußerte, ihm gehe es ausschließlich um die Chronologie der Ereignisse. Das Statement gegen willkürliche Polizeigewalt ist jedenfalls recht eindeutig ausgefallen. „Diaz“ ist keine leichte Kost, aber ein intensiver Film.
Im Juli 2001 findet in Genua der 27. G8-Gipfel statt. Auf dem Höhenpunkt internationaler Globalisierungsproteste wird in der italienischen Hafenstadt ein massives Sicherheitsaufgebot eingesetzt. Beinahe 20.000 Polizeikräfte sehen sich mit mehr als 200 000 Demonstranten konfrontiert. Dann kommt es zu einem Drama, das keineswegs das Ende der Gewalt markierte. Ein Protestant wird getötet. Nachdem ein Polizist den Aktivisten Carlo Guiliani getötet hat, droht die ohnehin aggressive Stimmung vollends auszuarten. Aber viele der alternativen Protestgruppen wollen Genau auch verlassen.
Es wird eine neuer Einsatzleiter der Polizeikräfte eingesetzt und der will ein Exempel statuieren und die anarchistischen Randaliere eine für alle mal ruhig stellen. In einer nächtlichen Polizeiaktion wird die Diaz-Schule gestürmt. In dem Gebäude befinden sich nicht nur „Indie-Media“ das Pressezentrum der Globalisierungsgegner, sondern auch eine kostenlose Übernachtungsunterkunft für viele angereiste Demonstranten. Doch die Polizei geht von der (falschen) Information aus, der Schwarze Block hätte hier sein Hauptquartier und geht mit brutaler Härte vor. Etliche unbeteiligte und friedliche Anwesende, die keinerlei Widerstand leisten, werden schwer verletzt. Verhaftet werden rund 300 Menschen, die angeblich dem Schwarzen Block angehören, es werden gefälschte Beweise wie beispielsweise zwei Molotow-Cocktails platziert und die Inhaftierten werden später erniedrigt und misshandelt.
Das politische Drama kehrt immer wieder zu einem Moment am Tag nach dem Tod Giulianis zurück, bei dem ein Polizeifahrzeug durch eine aufgebrachte Menge fährt und jemand eine leere Flasche wirft, die auf dem Trottoir zerschellt. An diesem Punkt treffen sich die Wege alle Beteiligten, die der italienische Regisseur Daniele Vicari als fiktive Charaktere inszeniert. Dann werden die damaligen Vorfälle aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Und das Konzept geht auf und „Diaz“ erzeugt eine atemlose Spannung, die der Film über weite Strecken hält. Das beinahe dokumentarische Drama erzeugt mit realistischen, aufwühlenden Bildern und hohem Tempo die atemlose, aufgeheizte Stimmung, die während des Gipfels in der Stadt herrschte.
Alles was der Film an Polizeivorgehen schildert ist auch Gegenstand von juristischen Verfahren gewesen und belegt. Über die Gewalteskalation in Genua ist viel geschrieben worden und als Konsequenz hat man danach internationale Gipfeltreffen nicht mehr in großen Städten abgehalten sondern aus Sicherheitsgründen in die Provinz verlegt. Die Italienische Polizei wurde international hart kritisiert und die Anti-Globalisierungsproteste haben viel Sympathie erfahren. Und das Drama „Diaz – Don’t Clean Up This Blood“ bezieht natürlich allein schon durch die Themenwahl Stellung. Gelegentlich wirkt das Drama auch wie ein Agitationsfilm, dann aber wieder erwecken die Bilder den Eindruck, die Demonstranten hätten die Gewalteskalation zumindest mitprovoziert. Es gibt also viel zu diskutieren und viel zu überdenken. Auch das kann ein spannendes Drama leisten.
Fazit: Die Geschehnisse sind nach wie vor erschütternd und die Bilder beschönigen nichts. Das Politdrama „Diaz – Don’t Clean Up this Blood” ist ein fulminanter Polit-Film.
Film-Wertung: (8 / 10)
Diaz – Don’t Clean Up this Blood“
Genre: Politfilm, Drama
Länge: 127 Min, I, 2012,
Regie: Daniele Vicari
FSK: ab 16 Jahren
DVD-Start: 20.06.2013,