Fanny Ardant, eine der großen Damen des französischen Films, bekommt in der Romanverfilmung „Die schönen Tage“ eine Rolle auf den Leib geschrieben. Statt Ruhestand im Altenclub lässt sich eine attraktive Frau auf ein Liebesabenteuer ein. Trotz absehbarer Story ist „Die schönen Tage“ eine unterhaltsame romantische Dramödie. Weil der Film gerade auf Arte zu sehen ist, kommt diese Film-Vorstellung von 2013 aus dem Archiv.
Caroline (Fanny Ardant) hat mit Sechzig spontan und verärgert ihren Job als Zahnärztin hingeschmissen. Ihr Gatte Phillipe (Patrick Chesnais) denkt allerdings noch nicht an ein Rentnerdasein und so sind Carolines erwachsene Töchter auf der Suche nach einer Beschäftigung für ihre Mutter. Das Schnupperabonnement im Senioren-Club „Die schönen Tage“ scheint da einige Möglichkeiten zu bieten. Doch Caroline fühlt sich in dem Altenclub sichtlich unwohl und will schon nach der ersten Theaterstunde nicht mehr hin.
Na ja, den Computerkurs kann man ja vielleicht gebrauchten. Und so lernt Caroline Julien (Laurent Lafitte) kennen, einen notorischen Frauenhelden. Als sich Caroline auf ein Abenteuer mit dem jüngeren Mann einlässt, blüht sie zwar auf, aber das bleibt ihrem Mann nicht verborgen und sorgt für Probleme.
Fanny Ardant („Acht Frauen“) ist selbst etwa im Alter ihrer Figur und füllt die etwas vorhersehbare Geschichte mit großer Präsenz. Die Leinwandadaption haben Regisseurin Marion Vernoux („Love etc.“) und Fanny Chesnel, die Romanautorin der Vorlage gemeinsam verfasst und ganz auf den charismatischen Star Ardant zugeschnitten. Die Geschichte thematisiert die große Lebenswende, nachdem das Berufsleben vorbei ist und die Pflichten als Mutter sich ebenfalls erübrigt haben. Was bleibt, vor allem im Bereich der Beziehung, um den Rest seines Lebens mit Inhalt zu füllen?
Die Geschichte würde nicht funktionieren, wenn nicht auch Laurent Lafitte („Ein Mordsteam“) als charmanter Nichtsnutz und Frauenheld und Patrick Chesnais („Man muss mich nicht lieben“) als besorgter aber liebevoller Ehemann in ihren Rollen zu überzeugen wüssten. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt spürbar. Zudem kann „Die schönen Tage“ mit einem gewissen Realismus überzeugen, der vergleichbaren romantisch angelegten Dramen bisweilen fehlt. Caroline ist sich bewusst, dass ihr Abenteuer mit dem Frauenhelden nicht von Dauer sein wird und „Die schönen Tage“ findet eine glaubhafte und zugleich filmisch stimmige Auflösung der Situation.
Regisseurin Marion Vernoux ist seit ihrem mehrfach ausgezeichneten Regiedebüt „Personne ne m’aime“ (Deutsch: „Überdreht und durchgeknallt“, 1994) als Drehbuchautorin und Regisseurin in französischen Film etabliert. Ihre letzten Filme waren bei uns leider nicht zu sehen. „Die schönen Tage“ ist ihr zehnter Film. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man, dass „Die schönen Tage“ auch einige sehr lustige Szenen zu bieten hat. Dafür sorgen vor allem die Senioren im Club, die schon sehr eigenwillige Charaktere sind und so eine große Bandbreite an Typen offerieren, wie man mit dem Alter umgehen kann.
Die Feel-Good Komödie im besten Alter überzeugt vor allem mit einer charismatischen Fanny Ardant und sorgt mit Dialogwitz für gute Laune. Was an storytechnischer Finesse fehlt, gleicht Marion Vernoux Film durch eine großartige Hauptdarstellerin aus. Es gibt ein Leben nach dem Beruf.
Film-Wertung (6 / 10)
Die schönen Tage
OT: Les Beaux Jours
Genre: Drama, Komödie,
Länge: 94 Minuten, F, 2013
Regie: Marion Vernoux
Darsteller:innen: Fanny Ardant, Laurent Lafitte, Patrick Chesnais
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Alive, Wild Bunch
Kinostart: 19.09.2013
DVD-VÖ: 25.04.2014