Das Regie-Debut der Französin Celine Danhier bringt eine einflussreiche Generation von Underground-Filmmachern in den Blickpunkt. Mitte der 1970er war New York nicht nur die Geburtsstätte des Punk, sondern auch eine brodelnde Hochburg des Underground-Films. „Blank City“ ist nicht nur für Cineasten zu empfehlen.
In den 1970ern war die Stadt New York praktisch pleite, überall verfielen die Häuser und die Stimmung war entsprechend desolat. Doch der städtische Verfall bot auch ungeahnte Möglichkeiten. Nicht umsonst war die New Yorker Kunst Musik und Filmszene ab 1977 in aller Munde. Hier steppte der Bär: Getragen von der ansteckenden und höchst kreativen „Do it Yourself“-Attitüde versuchten sich junge Kreative in allen Formen des Ausdrucks. Dass daraus Punk wurde ist hinlänglich bekannt, aber auch die Filmszene dieser Zeit hat einen nachhaltigen Einfluss gehabt.
Das Output so unterschiedlicher Filmmacher wie Amos Poe, der das ganze wohl mit losgetreten hat, Jim Jarmusch, John Waters, Michale Oblowitz, Eric Mitchell oder Lydia Lunch hatte wenig gemeinsam, außer der ungestümen Herangehensweise und der revolutionären Einstellung, das Filmmachen neu zu erfinden. Dabei war man sich wohl bewusst, dass in der Gegend in Manhattan auch schon nach 1910 die ersten Filmpioniere tätig waren und Andy Warhol auch nicht weit weg wohnte. In dieser Tradition entstand eine Vielzahl Underground-Filmen, die man heutzutage kaum zu Gesicht bekommt.
Die französische Regisseurin Celine Danhier bringt die Protagonisten des „No Wave Cinema“, viele davon heute berühmt, vor die Kamera und zusammen mit einigen spannenden Filmausschnitten und vielen O-Tönen der damals Beteiligten wie Steve Buscemi, John Lurie, Beth und Scott B., Thurston Moore und Fab 5 Freddy entsteht ein lebendiges und liebevolles Portrait der damaligen New Yorker Filmszene. Selbstredend ist auch der Soundtrack entsprechend interessant.
Als Bonusmaterial der DVD gibt es ein Interview mit der Regisseurin und einige Outtakes, aber vor allem fast 40 Minuten entfallende Interviewszenen, die schon wieder wie ein eigener Film funktionieren. Darin wird der Bogen weiter gespannt und nicht so fokussiert über die Filmszene geredet, sondern die Vernetzung und die Durchlässigkeit der gesamten damaligen Kunstbewegung gezeigt. Getreu dem, was John Lurie in „Blank City“ ein solides Amateurtum nennt. Es war verpönt, das zu machen, was man konnte. Schauspieler malten, Musiker drehten filme und Maler machten Musik.
Fazit: „Blank City“ ist eine großartige Hommage an einen brodelnden Schmelztiegel der Ideen und die DIY-Einstellung von Damals ist angesichts des aktuellen cinematischen Einheitsbreis notwendiger denn je. So geht Underground.
Film-Wertung: (8 / 10)
OT: Blank City
Genre: Dokumentarfilm, Film
Länge: 95 Minuten, F/ USA 2010
Regie: Celine Danhier
Mitwirkende: Amos Poe, Jim Jarmusch, John Lurie,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Rapid Eye Movies
Kinostart: 24.01.2013
DVD VÖ: 03.05.2013