Fast ein Jahrzehnt hat sich die Spieleschmiede ubisoft mit der Verfilmung des Games-Blockbusters „Assassin’s Creed“ herumgeschlagen. Nun kommt die starbesetzte Verfilmung endlich in die Kinos und es gibt ordentlich was auf die Augen, was nicht nur der3D Umsetzung der fantastischen Spielewelt geschuldet ist. Michael Fassbender schlüpft in eine Doppelrolle und macht sich auf die Suche nach einem legendären Artefakt.
Um das mal klarzustellen: Ich bin kein Gamer! Als Profiglotzer habe ich schlicht keine Zeit mich in ausufernden Spielewelten zu verlieren. Inzwischen bezweifle ich allerdings auch, ob meine mechanischen Fähigkeiten ausreichen um einen Kontroller zu bedienen. Aber als Comicfan weiß ich durchaus um die Anforderungen und Schwierigkeiten der filmischen Umsetzung von Stories und der damit verbundenen Fallhöhebei eingefleischten Fans. Grundsätzlich war mir noch nie einsichtig, warum man die aktive Gamer-Rolle verlassen sollte und aus der reinen Zuschauerperspektive des Films irgendeinen Mehrwert ziehen könnte. Das ist auch in „Assassin’s Creed“ nicht anders.
Aber nun zur Story: Der ewige Konflikt zwischen den Geheimbünden der Assassinen und der Templer bildet den Backdrop für die Filmgeschichte: Zu Zeiten der spanischen Inquisition ausgangs des 15.Jahrhunderts versuchen die Assassinen den biblischen Paradiesapfel, der die Essenz des freien Willens enthält (und aussieht wie eine typische Boullekugel), vor den christlichen Inquisitoren und den Templern zu beschützen. Und die Spur des Artefakts geht verloren.
In unserer Zeit wartet der zum Tode verurteilte Cal Lynch (Michael Fassbender) in einer Knastzelle auf die Todesspritze. Überraschender Weise findet er sich allerdings höchst lebendig in der Obhut eines Technologiekonzerns in Madrid wieder. Hier soll er der ehrgeizigen Wissenschaftlerin Sofia (Marion Cotillard), die auch die Tochter des Konzernchefs (Jeremy Irons) ist, bei einem waghalsigen Experiment helfen. Als Laborratte schlüpft Cal in den Körper seines Vorfahren Aguilar (ebenfalls Fassbender) und durchlebt dessen waghalsige Apfelrettung im spanischen Mittelalter. Doch Cal wird klar, dass er instrumentalisiert wird und es nicht gerade gut wäre, wenn dem Konzern – und damit den Templer – die Macht über den freien Willen in die Hände fällt.
An der aufwändigen Verfilmung von „Assassin’s Creed“ fallen zwei Dinge auf: die Optik ist einfach furios. Die handfesten Actionsequenzen würden auf Malta gefilmt und die Kulissen sehen absolut gut aus. Das konnte man von Regisseur Justin Kunzel auch erwarten, wirkte doch schon seine „Macbeth-Verfilmung mit Cotillard und Fassbenner vor allem wegen ihrer Optik. Auch das moderne Konzerngebäude weiß zu überzeugen. Da hätte man in allerbester Action-Adventur-Manier gerne mal die eine oder andere Erkundungstour gemacht, nur hat der Film dafür einfach keine Zeit. Denn zweitens muss die ebenso schlichte wie mit etlichen angedeuteten Nebenaspekten ausgestattet Handlung umständlich auf mehreren Ebenen in Gang gebracht werden. Dabei bleibt notwendiger Weise vieles einfach oberflächlich, was sich bestimmt auszuführen gelohnt hätte.
Unterhaltsam und fein anzuschauen ist „Assassin’s Creed“ schon geworden, auch wenn die Besetzung, insgesamt ein bisschen überaltert wirkt. Aber Fassbender soll der Wunschkandidat von ubisoft gewesen sein. Insgesamt sind die Charaktere aber nicht von sonderlicher Tiefe, machen eher die handelsüblichen Rollenklischees klar, dagegen ist schwer anzuspielen. Auch hätte man an den Dialogen feilen können. Und dem historisch und logisch aufmerksamen Zuschauer wird auch auffallen, dass diverse Details freundlich formuliert dem Effekt geopfert wurden. Wer es allerdings schafft, sich von der Story nicht verwirren zu lassen, findet einen sehr unterhaltsamen Einstieg in eine Welt, die uns bestimmt noch einige Fortsetzungen bescheren wird.
Optisch hat sich der Aufwand in der Verfilmung von „Assassin’s Creed“ gelohnt, die Story ist leidlich unterhaltsam, für Fans sind einige Anspielungen eingebaut und ich fühlte mich gut unterhalten.
Film-Wertung: (7 / 10)
Assassin’s Creed
Genre: Fatasy, Action, Adventure
Länge: 116 Minuten, USA, 2016
Regie: Justin Kunzel
Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson.
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 27.12.2016