Dave Grohl hat sich nun auch unter die Regisseure gewagt und mit „Sound City“ eine mitreißende Musik-Doku über die legendären Studios in der Nähe von Los Angeles gedreht. Der Film fängt nicht nur den Spirit des Studios ein, sondern erzählt auch ein gehöriges Stück Rockgeschichte. „Sound City“ erscheint nun auf DVD und Blu-ray.
Ende 2011 mussten die Sound City Studios Konkurs anmelden, und eine der erfolgreichsten Produktionsstätten der Rockgeschichte schloss für immer seine Tore. Foo Fighters Mastermind und Nivana-Drummer Dave Grohl hat das legendäre Soundboard des Studios, ein Neve 8078, für sein eigenes Studio 606 erstanden und bei der Gelegenheit auch gleich beschlossen, die erneute Inbetriebnahme dieses „Rolls Royce unter den analogen Soundboards“ mit illustren Studiogästen zu feiern. Mit von der Partie sind neben den Foo Fighters vor allem solche Musiker, die eine Geschichte mit Sound City verbindet. Gelegenheit, die alten Mukker auch gleich zu interviewen.
Es wäre allerdings fatal, wenn man die grandiose Rock-Doku „Sound City“ als Nebenprodukt dieses neuen Albums ansehen würde – das Gegenteil ist der Fall. Das Album „Sound City –Real to Reel“ ist eher als Soundtrack zum Film zu verstehen. Und Dave Grohl gibt einen gelungenen Einstand als Regisseur. Mit vielen Zeitzeugen und Musikern, die hier bahnbrechende und erfolgreiche Alben aufgenommen haben, zeichnet „Sound City“ eine mitreißende Rock-History des Studios, das 1969 von Joe Gottfried und dem verstorbenen Tom Skeeter gegründet wurde.
Spule über Spule voller Ton
Neil Young, Tom Petty, Grateful Dead, Cheap Trick, Santana, Rick Springfield, Nivana, Metallica, Fear, Bad Religion und und und haben in Sound City erfolgreiche Alben aufgenommen. Insgesamt sind in der Studiogeschichte mehr als 100 Gold und Platinalben entstanden. Richtig erfolgreich wurde das Studio nachdem Fleetwood Mac dort 1977 ihr Album „Rumors“ aufnahmen. Nun wollte jeder, der etwas auf sich hält, diesen warmen Klang, der vor allem auf einem wuchtigen Drumsound basiert. Mitte der achtziger Jahre waren dann andere Sounds gefragt und erst Nirvanas „Nevermind“ (1991) läutete ein Revival für Sound City ein. Kein Wunder, dass Dave Grohl nostalgische Gefühle für die Studios hegt. Metallicas „Death Magnetic“ läutete dann eine erneute kommerzielle Hochphase für die Studios ein, obwohl die digitalen Möglichkeiten von Aufnahmen eine immer größere Konkurrenz für das im Wesentlichen analoge Studio darstellten.
Immer wieder meldet sich auch Dave Grohl selbst zu Wort und neben einem großartigen Stück Rockgeschichte macht „Sound City“ vor allem im letzen Teil gehörig Werbung dafür, einfach mit seinen Kumpels zusammen loszurocken und Spaß zu haben, anstatt bei der Soundtüftelei vor dem heimischen Computer zu versauern. Auch das ist eine wichtige Botschaft dieser Doku. Selbstredend macht Dave Grohl auch ein bisschen Eigenwerbung für sein Studio 606, in dem das Neve-Board nun beheimatet ist, aber da der Mann wahrscheinlich genug Geld verdient hat, nimmt man ihm seine Motive, ein Stück Rock-Geschichte und den Spaß des Musizierens einzufangen, absolut ab.
Die Extra-Sessions
Als Bonusmaterial gibt es noch Mitschnitte von den Studio-Sessions, die letztlich zum Album „Real to Real“ geführt haben; auch das sehr unterhaltsam. Einziges Manko, wenn man den Film, der wie bei Dokus üblich nur eine englische Tonspur hat, mit Untertiteln sehen will, ist, dass diese oben im Bild platziert sind und so die Sicht gehörig einschränken. Also lieber auslassen und auf die eigenen Englischkentnisse vertrauen.
Dass „Sound City“ eine so gelungen Doku geworden ist, die immer die richtige Balance zwischen Interview, Archivmaterial und Studiosession findet, liegt auch daran, dass sich Grohl die Mithilfe von Drehbuchautor Mark Monroe sichern konnte. Der Mann ist ein Experte was die Geschichten für Dokumentarfilme anbelangt („Die Bucht“, 2009) und derzeit einer der gefragtesten Autoren für Dokumentarfilme. Die Kameraarbeit im Studio und der Schnitt sind ebenfalls absolut gelungen.
Fazit: Die Musikdoku „Sound City“ fängt nicht nur ein wichtiges Stück Rockhistorie ein, sondern animiert auch dazu, selbst zu Instrument zu greifen. Mit jeder Menge Spaß und einem gnadenlos rockigen Soundtrack gewinnt die sympathische Doku in jeder Hinsicht.
Film-Wertung: (8 / 10)
Sound City
OT: Sound City
Genre: Musik, Dokumentarfilm
Länge: 108 Min., USA 2012
Regie: Dave Grohl
Mitwirkende: Neil Young, Tom Petty, Dave Grohl, Trent Reznor, Paul McCartney, Stevie Nicks,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Sony Musik
DVD- & BD-VÖ: 22.03.2013