No Man’s Valley – Chrononaut Cocktailbar / Flight of the Sloth: Album Review

Es passt durchaus ins Konzept der niederländischer Prog-Waver und Düster-Blueser No Mans Valley, dass ihr aktuelles Album eigentlich zwei Titel hat. Einer kryptischer als der andere. Pandemiebedingt dauerte es fünf Jahre bis Tonzonen Records am 19. April 2024 endlich den Nachfolger zu „Outside The Dream“ unter die Leute bringen kann. Bleiben eigentlich nur zwei Fragen: „Können Schweine fliegen“ und „Haben Zeitreisende Zeit für ein Feierabendbier?“

Auf dem Album „Chrononaut Cocktailbar/ Flight of the Sloth“ gibt es in 38 Minuten 7 Songs zu hören. Der letzte davon nimmt mit 18 Minuten auch die eine LP-Hälfte ein und wurde bereits vorab als (digital)-Single mit großartigem, animierten Video ausgekoppelt. „Flight of the Sloth“ kann sowohl Flucht als auch Flug des Faultiers bedeuten. Das Cover legt die Flug-Auslegung nahe und so geht es eher gemächlich und gediegen und mit vielen Blicken in die Landschaft durch das lange Epos. Das ist schon sehr gelungen und ist klassischer Prog Rock nach Siebzigerjahre Schule.

Weil das durchaus verschieden ist vom Rest der Songs, die sich auf der anderen Seite des (gedachten) Vinyl-Albumbefinden, haben No Man’s Valley sich für den etwas sperrigen Doppeltitel entschieden, da weiß die Hörerschaft auch gleich woran sie ist. In der Lokalität mit Longdrings für Zeitreisende gibt es dann Songs in knackigerer Länge. Die Band, deren erstes Lebenszeichen bereits von 2012 datiert, lotet die Klangwelten zwischen The Doors und Pink Floyd aus, gelegentlich gucken Nick Cave und Madrugada ums Eck oder britische Progessiv Rock Acts der frühen Siebziger.

„No Destination“

Los geht’s auf „Chrononauts Cocktailbar“ mit dem Titelsong, der auch als orgelgetragenes Intro herhalten könnte. Richtig Doors orgelnd wird es dann mit „Love“. Der Gesang und die rockigere Ausrichtung passen gut und tanzbar zu dem Orgelriff. „Creepoid Blues“ hätte man früher Klammerblues genannt und der song haut mich nun nicht vom Hocker.

Getragen aber nicht bluesig geht es anschließend mit „Seeing Things“ weiter, da kann mich die Gesangsmelodie nicht so recht abholen, aber als Lounge-Mukke geht das locker durch. „Shapeshifter“ könnte auch ein Cocktailname sein, möglicherweise mit psychoaktiven Substanzen, auf jeden Fall aber mit verfremdetem Gesang. Guter Song, getragen aber catchy und mit einigen auflockernden Soundschnipseln.

„Orange Juice“ kommt dann erstaunlich locker und beinahe beschwingt ums Eck und mit sommerlicher Frische, wabernde Orgelsounds sorgen dafür, dass die Früchte auch ausgepresst werden. Der Rest gruppiert sich entspannt um den Grill, den Pool oder die Bar. Je nachdem oder whatever.

Und abschließend der eingangs schon erwähnte Langstreckenflug des Faultieres. Wobei da Witzfragmente auftauchen, die ich nicht zusammenbringe, nach dem Motto: Bis runter zum ersten Stockwerk fühlt sich fallen noch nach fliegen an. Aber das haben Tiere instinktiv drauf.

„Love. I got Love“

Für Fans und solche, die es werden wollen, lohnt sich auf der Bandcamp-Seite von No Man’s Valley vorbeizuschauen. Das Gesamtwerk der Band ist umfangreich und begann nicht erst mit dem tonzonen-Album 2019. Das ausverkaufte Debütalbum „Time Travel“ lässt sich hier immerhin noch digital erstehen und es gibt auch Songs, die ohne Bezahlung zum Download bereitstehen. Zum einen die 2022 veröffentlichte Billie Holiday Coverversion „Strange Fruit“ zum anderen die frühe EP „And four other songs“ von 2014. Kann mensch schon mal checken.

Besetzungstechnisch scheint sich seit Bandgründung wenig getan zu haben. aber das kann der Rezensent nicht mit Bestimmtheit behaupten. Möglichweise gab es Umbesetzungen, der Sound ist ähnlich geblieben.

Unbeirrbar legen die Niederländer No Man’s Valley ihre ziemlich eigenständige Auslegung nostalgischer, progressiver Rockmusik vor und entwickeln sich als musizierendes Kollektiv durchaus weiter, aber das wissen Fans eher zu würdigen. Das aktuelle Album gefällt, ist handwerklich und kompositorische mehr als solide, aber auch nicht sonderlich extrovertiert.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

No Man’s Valley – Chrononaut Cocktailbar / Flight of the Sloth
Genre: Prog Rock,
Interpret: No Man’s Valley
Label: Tonzonen Records
Vertrieb: Soulfood
Format: Vinyl, Digital, CD,
VÖ: 19.04.2024

No mans Valley bei Instagram
Bandseite bei Tonzonen
Homepage no Mans Valley

No Man’s Valley -2024: Dinand Claessens (drums), Rob Perree (bass), Christian Keijsers (guitar), Ruud van den Munckhof (keys), Jasper Hesselink (vocals)

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