Leinwand #2/2012

polarkreis_szenenbild_10Man kann sich schon fragen, ob der Zuschauer hierzulande eine amerikanische Neuverfilmung von „Verblendung“, dem Auftakt zur „Millenium-Trilogie“ wirklich braucht. Wie auch immer, David Fichners Remake ist so schlecht nicht ausgefallen, bleibt der Vorlage allerdings so treu, dass diejenigen, die die Verfilmungen schon kennen, auf den Gang ins Kino getrost verzichten können. Was die Kinoneuheiten vom 12. Januar 2012 sonst noch auf die Leinwand bringen? Ein coole finnische Komödie „Helden des Polarkreises“ und eine Dokumentarfilm über William S. Burroughs, den alten Beat-Literaten. Auf DVD und Blu-ray ist gerade die verwirrende Joaquin Phoenix-Doku „I’m Still Here“ erschienen.

Helden des Polarkreises Plakat

Helden des Polarkreis

In dem Finnischen Road-Movie „Helden des Polarkreises“ kriegt Janne richtig Ärger von seiner Freundin, als er es nicht schafft, einen Digitalreceiver zu kaufen. Kleine Verfehlung, großer Effekt: das finnische Fernsehen wird nämlich umgestellt und jetzt gibt es nichts zu glotzen. Außerdem hat Jannes Flamme die Faxen dicke und stellt ihm ein Ultimatum: Digibox oder sie haut ab! Zusammen mit seinen beiden besten Kumpels macht sich Janne Freitag Nacht auf die Jagd nach einer Digi-Box.

Drei Loser im Schnee wäre ein ebenso treffliches Motto für die finnische Komödie „Helden des Polarkreises “ (OT: Napapiirin Sankarit) von Regisseur Dome Karukoski, dessen „Das Mädchen und der Rapper“ neulich erst im TV zu sehen war. Vor allem punktet die Komödie mit sehr originellen Versuchen wie Janne zu Geld kommen will, um den Digitalreceiver überhaupt zu kaufen. Da werden private Taxifahrten angeboten, Löcher ins Eis gesägt, Rentiere geschlachtet und mehr Absurditäten. Das macht einfach gute Laune und ist mit finnischer Melancholie und trockeneisigem Humor umgesetzt. Auf keinen Fall verpassen. Hier geht’s zum ausführlichen Review.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

William S. Burroughs

Burroughs-a_man_within-plakatWilliam S. Burroughs hat mit seinem 1959 erschienenen Roman „Naked Lunch“ auf jeden Fall Literaturgeschichte geschrieben, auch wenn es Leute gibt, die diesem einflussreichen Meisterwerk immer noch seine Bedeutung absprechen. Als Junkie, Schwuler und Aushängeschild der der Beat-Generation, zu der er selbst sich nie zählte, ist Burroughs auch eine sehr kontroverse Persönlichkeit.

Obwohl es massenweise Filmmaterial über Burroughs gibt, erscheint mit „William S. Burroughs – A Man Within“ nun die erste abendfüllende Doku über den Schriftsteller und Waffennarren. Regisseur Yoni Leyser hat in seinem Erstling etliches an Archivmaterial ausgegraben und diverse prominente Freunde und Bewunderer des Schriftstellers zu Wort kommen lassen. Herausgekommen ist ein sehenswertes Portrait von Burroughs, das allerdings nicht so spannend ausgefallen ist, wie ich als Fan mir das erhofft hatte: Die Themen, die Burroughs Leben bestimmt haben, werden nacheinander abgearbeitet, mir sind zuviele Promis einfach nur mal kurz im Bild und ich gestehe, inhaltlich war mir weniges neu. Also ist „A Man Within“ vielleicht eher etwas für Leute, die den Überblick suchen, weniger für Beat-Nerds. Hier geht’s zum ausführlichen Review.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

I’m Still Here

I'm Still Here PlakatAls Hollywood-Star Joaquin Phoenix vor einigen Jahren sein Karriere-Ende bekannt gab, hat das viele Menschen verwirrt. Zukünftig wollte sich der Schauspieler als Rapper beweisen. Dokumentiert wurde der Sinneswandel von Phoenix‘ Schwager Casey Affleck. Inzwischen weiß man, dass das alles nur vorgetäuscht war, um eben diese Dokumentation zu drehen. „I’m Still Here“ ist trotzdem ein erstaunlicher und verwirrender Film. Mit heiliger Ernsthaftigkeit spielt sich Joaquin Phoenix selbst und gibt den unbegabten, krisengeplagen Möchtegern-Musiker. Das ist nicht weniger als Method-Acting par Exellence und eine bitterböse Mediensatire. Hier geht’s zur ausführlichen Filmbesprechung .

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Kommt sicher durch die Woche.