William S. Burroughs –A Man Within: Literaturdoku

Das Erbe der sogenannten Beat-Generation ist erstaunlich hartnäckig. Obwohl es etliche Kritiker gibt, die Kerouac, Ginsberg, Burroughs und Co. den literarischen Rang absprechen, erscheint doch regelmäßig etwas Neues aus dieser Ecke. Sei es die Verfilmung des Ginsberg Epos „Howl“, seien es regelmäßige Neuübesetzungen von Beat-Klassikern oder wie in diesem Fall eine Dokumentation über den Schriftsteller William S. Burroughs. Im Grunde erschein 2012 die erste Doku über den Autor von „Naked Lunch“. Aus dem Archiv.

Regisseur und Drehbuchautor Yoni Leyser nähert sich der schillernden Persönlichkeit des 1997 verstorbenen Kultautors mit einem biografischen Überblick bevor sich die Dokumentation mit Unmengen an Archivmaterial und vielen prominenten Freunden und Weggefährten von Burroughs quasi thematisch an dem Mann abarbeitet, der zeitlebens ein Outsider war und erst relativ spät zu weltweitem Ruhm kam, als die Punk ihn als Ikone auserkoren haben.

Und Burroughs Vita hat Einiges zu bieten, das dem Literaturinteressierten allerdings weithin bekannt ist: Der Homosexuelle, Waffennarr und ehemalige Drogensüchtige erschießt bei einem tragischen Unfall seine Frau, hat sein Drogenkarriere in „Junkie „ und auch in „Naked Lunch“ literarisch verarbeitet und konnte trotz seiner Freundschaft mit Kerouac und Ginsberg mit dem Begriff Beat-Generation nichts anfangen, obwohl der etwas ältere Burroughs immer als Aushängeschild der literarischen Bewegung galt.

„A Man within“ ist ein umfangreiches Portrait, in dem vor allem viele Leute zu Wort kommen, die in irgendeiner Beziehung zu Burroughs standen. Unterfüttert wird das Ganze dann mit Archivmaterial. Eigentlich erstaunt es nicht, dass es massenhaft Filmaufnahmen des späteren Lebens gibt, immerhin wusste Burroughs seinen Kultstatus durchaus zu nutzen. Nur aus den kreativ interessanten, frühen Jahren, der Zeit bis zu Naked Lunch (1959), sind kaum Aufnahmen vorhanden.

Yoni Leyser unterteilt sein biografisches Portrait nach unterschiedlichen Themenschwerpunkten: Wobei die prägenden Elemente: Homosexualität und Drogenabhängigkeit zu Beginn des Films relativ ausführlich beleuchtet werden. Über die Waffenvernarrtheit und den „Willhelm Tell- Unfall“ geht es zu der literarischen Bedeutung von Burroughs Hauptwerk „Naked Lunch“, seinen Einfluss auf die Nachwelt, insbesondere die Rockmusik, und gegen Ende der Dokumentation noch einmal zum graphische Alterswerk des Literaten. Auch das schwierige Verhältnis zu seinem früh verstorbenen Sohn wird kurz abgehandelt. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte William S. Burroughs in der Abgeschiedenheit von Lawrence, Kansas.

Das Alles ist handwerklich solide und informativ aufbereitet, bringt aber dem Literaturinteressierten kaum neue Erkenntnisse und für einen Einstieg in das Leben des einflussreichen Autors ist die Dokumentation dann schon wieder zu speziell. Leysers Doku will also vielleicht ein wenig zu viel, wagt formal aber zu wenig, um wirklich herausragend zu sein. Vor allem was die prominenten Weggefährten angeht, wirken die kurzen Interviewszenen teilweise eher als wären sie nur wegen des Namedroppings integriert.

Weniger und dafür intensiver wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen. Nicht dass die Leute nichts zu sagen hätten, aber mir wären mehr Statements von Patti Smith und Paul Weller (spielt die Hauptrolle in David Cronenbergs „Naked Lunch“-Verfilmung, 1991) lieber gewesen, als Iggy Pop, Laurie Anderson und Gus Van Sant mit einem Satz ins Bild zu schieben.

Immerhin, für einen Erstlingsfilm ist „William s. Burroughs – A Man Within“ sehr gelungen und umfassend ausgefallen. Wer sich mit dem Autor weiter auseinandersetzen will, findet hier haufenweise Anregungen. Für Beatnix gibt’s allerdings kaum etwas Neues.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

William S. Burroughs – A Man Within
OT: William S. Burroughs – A Man Within
Genre: Dokumentation, Literatur, Biographie,
Länge: 87 Minuten, USA, 2010
Regie: Yoni Leyser
Mitwirkende: William S. Burropughs (Archiv),Paul Weller, Gus van Sant, Iggy Pop
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Indigo, Neue Visionen,
Kinostart:12.01.2012
DVD-VÖ: 25.05.2012

Verwendung der Abbildungen nach Pressematerial des Filmverliehs
im Rahmen der Filmberichterstattung