The Bling Ring: Lifestyle-Wahn

Während hierzulande „Mädchen Mädchen“ eine Neuverfilmung bekommt, stellt das #Sommerkino25 böse Mädchen vor: „The Bling Ring“ von 2013. Nach wahren Begebenheiten inszeniert Sofia Coppola das Bild einer verstörend verantwortungslosen Jugend. Vernachlässigte Hollywood-Teenies machen sich einen Spaß daraus, in die Häuser von Promis einzusteigen und sich einfach zu nehmen, was ihrem eigenen Leben markengerechten Glamour verleiht. Wohin unterwegs, ihr jungen Leute?

Der junge Hipster Marc (Israel Broussard) ist aus diversen Privatschulen geflogen und landet zwangsläufig auf einer staatlichen Schule. Dort lernt er Rebecca (Katie Chang) kennen, mit der er die Leidenschaft für den Lifestyle der Promis und modebewussten Glamour teilt. Aus Langeweile und Neugier steigen die beiden in Paris Hiltons Villa ein, als diese nicht in der Stadt ist. Nachdem die beiden auf das Gelände gelangt sind, durchstöbern sie die ganze Einrichtung und sind begeistert von der Fülle an modischem Schnickschnack und Beiwerk. Während Rebecca mitgehen lässt, was sie schick findet, hat Marc Angst erwischt zu werden.

Das legt sich spätestens, als noch Rebeccas Freundinnen Nicki (Emma Watson) und Sam (Taissa Farmiga) dazu kommen, und die Clique sich die „Promibesuche“ zum Hobby macht. Wichtig ist dabei einzig der Glamour-Faktor der Berühmtheiten, und bei jedem der Streifzüge nehmen die Jugendlichen nicht nur Andenken mit, sondern klauen wie die Raben. Alles, was die Vier nicht selbst behalten wollen, verhökern sie, um ihren teuren Lebensstil in den hippen Clubs von Los Angeles zu finanzieren.

Erstaunlicher Weise werden die vier lange Zeit nicht erwischt, und so beginnen sie zu glauben, mit ihrer Masche ewig weiter machen zu können. Dabei haben die Medien die Raubzüge inzwischen als Thema entdeckt und der „Bling Ring“ prahlt mit seinen Ausflügen. Doch irgendwann hat auch das ein Ende.

Glitter zum Frühstück

Regisseurin Sofia Coppola („Lost in Translation“, „Somewhere“) wurde auf den „Bling Ring“ durch einen Artikel im Vanity Fair aufmerksam. Sie inszeniert nach wahren Begebenheiten eine jugendliche Clique, die die Oberflächlichkeit des glamourösen Promidaseins derart inhaliert hat, dass Grenzen verschwinden und moralische Wertmaßstäbe im ewigen Beat der angesagten Clubszene verpuffen. Diese Gören haben kaum Unrechtsbewusstsein, und ihre Existenz ist geprägt von alltäglicher Langeweile und dem Willen zum Rauschhaften. Das auf der Leinwand zu verfolgen ist verstörend und irritierend. Wer will den Jugendlichen verdenken, dass sie auf die Spitze treiben, was ihnen (medial) vorgelebt wird?

Dabei macht der Film von Beginn an klar, dass der „Bling Ring“ gefasst werden wird. Doch außer bei Marc, der am Ende wie ein Schwerverbrecher seine Haftstrafe antritt, scheinen die Girls noch immer kaum etwas gelernt zu haben. So weiß Nicki ihre verbüßten 30 Hafttage publicityträchtig zu nutzen und steigt so selbst in den „Promi-Olymp“ auf. Die Inszenierung des Dramas ist mit seinen Zeitsprüngen und interviewmäßigen Einschüben stimmig und intelligent strukturiert. Wieder einmal versteht es die Regisseurin mit stilistischer Sicherheit und einem exquisit passenden Soundtrack für eine angemessene Hipness zu sorgen.

„The Bling Ring“ ist eine irritierende und gelungene Studie moderner jugendlicher Befindlichkeit. Kids in einer amerikanischen Gesellschaft, die von ihren Prominenten besessen zu sein scheint. Neu ist dieser Befund freilich nicht und über das Spezifische, Exemplarische will „The Bling Ring“ nicht hinaus. An ihre großen Würfe „The Virgin Suicides“ und „Lost in Translation“ knüpft Sofia Coppola mit „The Bling Ring“ nicht an, aber sehenswert ist das Drama allemal.

Bewertung: 7 von 10.

The Bling Ring
OT: The Bling Ring
Genre: Drama, Biografie
Länge: 90 Minuten, USA, 2013
Regie: Sofia Coppola
Schauspiel: Rachel Chang, Israel Broussard, Taissa Farmiga, Emma Watson
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Tobis / Universal
Kinostart: 08.08.2013
DVD- & BD-VÖ: 19.12.2013

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