Die Vorkosterinnen: Satt in der Not

Als die junge Rosa Sauer das bombardierte Berlin verlässt und zu ihren Schwiegereltern nach Ostpreußen flieht, hofft sie sicherer durch die Wirren des Krieges zu gelangen. doch ausgerechnet hier werden junge Frauen als Vorkosterinnen für Adolf Hitler zwangsrekrutiert. der Führer hat sich in den Wolfsschanze zurückgezogen. Das italienische Drama mit deutscher Besetzung ist eine Bestsellerverfilmung, die wohl auf wahren Begebenheiten beruht. Zu sehen ab dem 29. Mai 2025 im Kino.

Rosa Sauer (Elisa Schlott) kommt hungrig und einsam in einem Dorf in Ostpreußen an. Hier leben die Eltern ihres Mannes, der kurz nach der Hochzeit an die Ostfront versetzt wurde. So sehr sich die Schwiegereltern über Rosas Anwesenheit freuen, so überraschend wird Rosa von der SS vorgeladen.

Zusammen mit weiteren jungen und gesunden Frauen und Witwen wird die nichtsahnende Rosa gezwungen zu essen, was der Koch (Boris Aljinovich) ihnen vorsetzt. Der kocht auch für den Führer. Doch seit es Gerüchte gibt, die Alliierten wollten Adolf Hitler vergiften, werden die Nahrungsmittel an den „Vorkosterinnen“ ausprobiert. Rosa gelingt es sich mit Elfriede (Alma Hasun) und einigen anderen anzufreunden. Die Berlinerin wird aber nicht von allen Frauen der Gruppe akzeptiert.

Hunger in Zeiten des Krieges

Als ein Attentat auf Hitler verübt wird, verschärfen sich auch für die Vorkosterinnen die Bedingungen und der neue SS-Offizier Albert Ziegler (Max Riemelt) führt ein strenges Regime. Doch er fühlt sich auch zu Rosa hingezogen. Die einsame Strohwitwe lässt sich auf eine Affäre mit dem Offizier ein.

„Die Vorkosterinnen“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Rosella Postoria, der hierzulande noch nicht veröffentlicht ist, in Italien aber bereits zum Bestseller avancierte. Der fiktiven Geschichte liegt die Aussage einer Zeitzeugin zugrunde, die 95-jährig angab Hitlers Vorkosterin gewesen zu sein. Historisch belegt sind Vorkoster(:innen) in der Wolfschanze wohl nicht, aber das will nichts heißen.

Die Romanze der Rosa mit dem SS-Offizier hingegen scheint ebenso der literarischen Fantasie entsprungen wie die Wendung, dass sich unter den vermeintlich arischen Vorkosterinnen eine Jüdin versteckt habe. Beides sorgt im Filmverlauf durchaus für Dramatik und Emotionen.

Regisseur Silvio Soldini („Brot & Tulpen“) sorgt für angemessen düstere und heruntergekommene Stimmung, die wohl den letzten Kriegsmonaten auf dem Land entsprechen mag. Viele der Innenaufnahmen indes sind im Studio entstanden und wirken durch ihr kahles und graues Ambiente.

Der Hunger treibt’s rein, der Ekel treibt’s runter.

Soldini hat seinen Film in ähnlicher Weise gedreht wie das auch Jonathan Glazer mit der Literaturverfilmung „The Zone of Interest“ nach einem Roman von Martin Amis angegangen ist. Mit deutscher Besetzung und in deutscher Sprache. Allerdings wurde nicht an Originalschauplätzen gefilmt und das Drama zielt nicht auf die Gräuel des Holocaust ab, sondern erzählt vom ungewöhnlichen Schicksal einer jungen Frau im Krieg.

Elsia Schlott ist bislang vor allem in zeitperiodischen Serienformaten zu sehen gewesen, so etwa die Serienadaption von „Das Boot“, „Unsere wunderbaren Jahre“ und „Ein Hauch von Amerika“. Max Riemelt („Napola“, „Wir sind die Nacht“) ist längst auch international erfolgreich und das Ensemble weiß im Wesentlichen zu überzeugen. Allerdings sind einige der soldatischen Charaktere eher schematisch angelegt und auch die Gruppendynamik der der Vorkosterinnen bildet eine erwartbare Bandbreite ab.

Wer weiß schon, was sich in und um das Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg (heute Kętrzyn) in Ostpreußen so alles zugetragen hat. „Die Vorkosterinnen“ beleuchtet jedenfalls einen eher paranoiden Aspekt des Krieges und der Herrschaft Hitlers. Das menschliche Drama wird dabei in den Vordergrund gestellt und die Geschichte ist weitgehend sehenswert vorgetragen.

Bewertung: 6 von 10.

Die Vorkosterinnen
OT: Le assaggiatrici
Genre: Drama,
Länge: 123 Minuten, I/B/CH, 2025
Regie: Silvio Soldini
Vorlage: gleichnamiger Roman von Rosella Postoria
Schauspiel: Elisa Schlott, Alma Hasun, Emma Falck, Max Riemelt
FSK: Ab 12 Jahren
Verleih: Busch Media /Camino
Kinostart: 29.05.2025

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