Der smarte Inspektor Forrester Hill ermittelt wieder und hilft erneut einer „Jungfrau in Nöten“. Schreiber & Leser, der Comicverlag mit kriminalistischem Spürsinn hat im März 2025 das zweite in sich abgeschlossene Abenteuer des „Halloween Blues“ von Kas und Mythic veröffentlicht. Wer auf klassische Krimis im Ami-Style mit einem Schuss Übersinnlichkeit steht, kommt an „Brief aus Gettysburg“ kaum vorbei.
Der charmante Inspektor Forrester Hill arbeitet in New Salem und eines Tages, kurz nach Halloween, findet der Polizist in der schlecht beheizten Zelle eine aufgegriffene Frau vor. Es stellt sich raus, das die schweigsame Schöne Enola Morrison heißt und aus einer nahegelegenen psychiatrischen Anstalt entlaufen ist.
Auslöser dafür war ein Zeitungsartikel über die Versteigerung von Briefen, die General Lee im Bürgerkrieg aus Gettysburg nach Hause geschrieben hat. Nur gehörten diese Briefe dem verschwundenen Ehemann von Enola. Der ist mitsamt der neugeborenen Tochter, Enolas Eltern und Schwester vor zehn Jahren spurlos verschwunden, als er mit dem Auto durch Montana gefahren ist.
Seither ist Miss Morrison apathisch und hat jeden Lebenswillen verloren. Der freundliche Forrester nimmt die Frau erstmal bei sich auf und zusammen beschließen die beiden der neuen Spur zu folgen. Bis zum Lake Julian, wo die örtliche Polizei alles andere als hilfsbereit ist.
„Ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes gestorben ist, kann an Halloween einen Tag lang in die Gestalt eines Lebenden schlüpfen und versuchen den Täter zu stellen. Er oder sie kann diesen Gastkörper nicht frei wählen.“ So zitiert Autor Comic-Autor Kas das (fiktive) „Lexikon des Übernatürlichen im Alltag“.
Das Hotel am Julian Lake
Wir erinnern uns: Forrester Hill war verdächtig seine Ehefrau, die Schauspielerin Dana Hill, ermordet zu werden. Die erschien ihm in Serienauftakt „Omen“ als Geist, hat keine Ahnung wer sie umgebracht hat, verdächtigt aber ihren Gatten. Nun also wacht Dana im Körper einer attraktiven Frau in Proivdence auf und hat gerade mal gute 30 Meilen zurückzulegen um ihrem vermeintlichen Mörder in die Arme zu fallen. Selbstverständlich ist Danas Geist nicht amüsiert, als Forrester kurz darauf eine attraktive Witwe mitbringt und sich dann mit dieser auf Reisen begibt.
Wie schon beim Serienauftakt „Omen“ erwähnt, ist „Halloween Blues“ eine Kooperation des polnischen Szenaristen Zbigniew Kasprzak aka Kas und des belgischen Comic-Zeichners Jean-Claude Smit-le-Bénédicte aka Mythic. Die Kolorierung stammt von Grażyna Fołtyn-Kasprzak aka Graza. Die Mystery-Krimi-Serie spielt in den 1960er Jahren. Die Veröffentlichung begann 2003 und die Serie besteht aus 7 Alben, die in sich abgeschlossene Kriminalfälle beinhalten. Hierzulande erscheinen die Alben bei Schreiber & Leser aktuell als deutsche Erstausgaben.
In Gestalt eines Lebenden
Wie auch der Serienauftakt ist „Brief aus Gettysburg“ souverän und im Stil klassischer amerikanischer Krimi Noir gehalten, wobei das Genre eigentlich von den Franzosen erfunden wurde. Das mag jede:r selbst nachlesen. Und der „Held“ Forrester Hill kein auch kein typischer hartgesottener Ermittler. Immerhin sieht er Geister.
Erzähltechnisch ist „Brief aus Gettysburg“ ebenso überzeugend wie das Artwork. Und der Erzählfuss ist ebenso flott und präzise wie wendungsreich. Der eigentliche Hingucker in „Brief aus Gettysburg“ ist allerdings die Farbgebung von Graza. Das Auftaktpanel wirkt in seiner herbstlichen Farbenpracht wie Illustration des französischen Grafikers Henri Riviere, der zugegebenermaßen einen Comic-affinen Stil hat. Im Verlauf der Geschichte bringt die polnische Koloristin immer wieder schillernde Schattierungen in die Panels und klare aber detaillierte Farbspiele aufs Blatt. Das ist sehr lebendig.
Anders als bei der Auftaktstory rückt die geisterhafte Ehefrau des Inspektors zwar kurz in den Fokus, aber im Verlauf des Krimi-Abenteuers bleibt sie abwesend aber eifersüchtig. Es bleibt spannend, wie sich das wohl entwickeln mag.
Das zweite Krimi-Abenteuer in „Halloween Blues“ ist etwas handfester aber genauso stilvoll und farbenprächtig erzählt wie der Serienauftakt. Das ist klassische Krimi-Lektüre mit einem sexy Gruselfaktor.
Halloween Blues – Band 2: Brief aus Gettysburg
OT: Halloween Blues – 1. Je vous écris de Gettysburg, Editions du Lombard, 2004
Genre: Comic, Krimi, Thriller,
Autor/ Szenarist: Kas
Zeichnung: Mythic
Farben: Graza
ISBN: 978-3-96582-172-9
Verlag: Schreiber& Leser, Hardcover Album, 48 Seiten,
VÖ: 11.3.2025
Halloween Blues bei Schreiber & Leser